Ein elektrischer Fehler, der durch eine nicht ordnungsgemäß abgeklemmte Batterie in einem Gebrauchtfahrzeug verursacht wurde, führte zu dem Brand an Bord des Fahrzeugtransporters Höegh Xiamen, der einen Schaden von 40 Mio. $ verursachte.[ds_preview]
Zu diesem Ergebnis kommt das National Transportation Safety Board in den USA, das den Brand an Bord der »Höegh Xiamen« in Jacksonville, Florida, am 4. Juni 2020 untersucht hat. Das Jacksonville Fire and Rescue Department half bei der Bekämpfung des Feuers. Neun Feuerwehrleute erlitten bei dem Einsatz Verletzungen. Von den 21 Besatzungsmitgliedern des Schiffes wurde niemand verletzt. Es dauerte über eine Woche, bis das Feuer gelöscht war. Die Höegh Xiamen und ihre Ladung von 2.420 Gebrauchtfahrzeugen wurden als Totalverlust mit einem Wert von 40 Mio. $ deklariert. Im August 2020, nachdem die Bergungsarbeiten abgeschlossen waren, wurde das Schiff in die Türkei geschleppt, um dort recycelt zu werden.
Bei den Vorbereitungen zum Auslaufen aus dem Hafen von Baltimore, Maryland, bemerkte die Besatzung Rauch aus dem Lüftungsgehäuse. Die Besatzungsmitglieder entdeckten ein Feuer auf Deck 8, das mit Gebrauchtfahrzeugen beladen war. Das Feuer griff schließlich auf andere Decks über und brannte acht Tage lang weiter.
Fehler beim Stauen, Brandmelder abgeschaltet, zögerlicher Hilferuf
Das NTSB kam zu dem Schluss, dass viele der auf das Schiff geladenen Fahrzeuge über Batterien verfügten, die nicht vorschriftsmäßig abgeklemmt und gesichert waren, was das Risiko von Lichtbögen und Bauteilfehlern erhöhte. Während des Ladevorgangs verpassten sowohl das Ladepersonal als auch die Besatzung Gelegenheiten, diese Gefahren zu beseitigen.
Die Untersuchung ergab, dass die Entdeckung des Brandes verzögert wurde, weil die Brandmeldesysteme der Schiffe nach Abschluss der Beladung noch nicht wieder aktiviert worden waren. Außerdem verzögerte sich die Reaktion der Feuerwehr und des Rettungsdienstes von Jacksonville auf den Unfall, weil der Kapitän der »Höegh Xiamen« nicht sofort über Kontaktinformationen für Such- und Rettungsdienste verfügte und nicht wusste, wie er den örtlichen Behörden einen Brand melden sollte.
Das NTSB stellte fest, dass die wahrscheinliche Ursache für das Feuer an Bord der Höegh Xiamen die unzureichende Überwachung der Stauer durch den Charterer Grimaldi Deep Sea und den Vertragsparter für die Stauer, SSA Atlantic war. Diese hätten nicht erkannt, dass Grimaldis Verfahren zur Sicherung der Fahrzeugbatterien nicht eingehalten worden sei.
Gebrauchtfahrzeuge also Brandrisiko unterschätzt
Das NTSB richtet je eine Empfehlung an die Pipeline and Hazardous Materials Safety Administration, die U.S. Coast Guard und die National Maritime Safety Association, zwei Empfehlungen an Grimaldi Deep Sea und drei Empfehlungen an Höegh Technical Management. Die Empfehlungen des NTSB an die Unternehmen betrafen die Verbesserung der Aufsicht über die Fahrzeugbeladung sowie die Schulung des Personals, das mit der Sicherung der Batterien für gebrauchte und beschädigte Fahrzeuge befasst ist. Die Empfehlungen des NTSB an die Bundesbehörden betrafen die Verbesserung der Vorschriften für Fahrzeugtransporteure, die gebrauchte Fahrzeuge transportieren. Die Empfehlungen des NTSB an den Betreiber des Schiffes betrafen die Überarbeitung der Verfahren für die Reaktivierung von Brandmeldesystemen und die Sicherstellung, dass Notfallkontaktinformationen für Brückenteams sofort verfügbar sind.
»Der Transport von Gebrauchtfahrzeugen, wie sie auf Schiffen wie der Höegh Xiamen verladen wurden, ist derzeit von den Gefahrgutvorschriften ausgenommen, wenn das Schiff über einen Stauraum verfügt, der speziell für den Transport von Fahrzeugen ausgelegt und zugelassen ist«, so das NTSB in seinem Bericht. »Wir haben festgestellt, dass gebrauchte Fahrzeuge oft beschädigt sind und ein erhöhtes Brandrisiko darstellen. Wir glauben, dass mehr Inspektion, Aufsicht und Durchsetzung erforderlich sind, um dieses Risiko zu verringern.«
Fünf ähnliche Fälle seit 2015
Seit 2015 hat es fünf ähnliche Unfälle gegeben, darunter ein Brand an Bord der »Grande Europa« von Grimaldi im Jahr 2019. Nach den Erfahrungen von Grimaldi mit früheren Bränden von Roll-on/Roll-off-Schiffen entwickelte das Unternehmen ein Verfahren zum Abklemmen der Batterien, um das Risiko von Fahrzeugbränden während des Transports zu verringern. Dieses Verfahren wurde auf der »Höegh Xiamen« angewandt; bei der von der Küstenwache nach dem Unfall durchgeführten Untersuchung einer Stichprobe von 59 Fahrzeugen wurde jedoch keine einzige Batterie gefunden, die gemäß Grimaldis Batterietrennverfahren gesichert war.
»Die Umstände dieses Unfalls machen deutlich, dass es von entscheidender Bedeutung ist, sicherzustellen, dass die Batterien von Gebrauchtfahrzeugen während des Ladevorgangs abgeklemmt und ordnungsgemäß gesichert werden«, heißt es in dem 750 Seiten langen Bericht. »Das NTSB ist der Ansicht, dass die Betreiber ähnlicher Roll-on/Roll-off-Schiffe, die Gebrauchtfahrzeuge transportieren, unbedingt dafür sorgen müssen, dass das an den Ladevorgängen beteiligte Personal – einschließlich der Schiffsbesatzungen, Stauer und Hafenarbeiter – sich der Bedeutung des Abklemmens der Batterien von Gebrauchtfahrzeugen bewusst ist.«
Hören Sie passend zum Thema auch unseren aktuellen Podcast mit dem neuen Chef des Havariekommandos, Robby Renner: