BSH, Kamman-Klipps
Karin Kammann-Klippstein (Foto: BSH)
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Anlässlich eines Besuchs beim Nautischen Verein zu Hamburg hat die Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Karin Kammann-Klippstein, erneut auf die Bedeutung der Meere – und der Schifffahrt – für die Gesellschaft hingewiesen.[ds_preview]

Kammann-Klippstein sprach auf der Jahresmitgliederversammlung des NVzH über die UN-Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung 2021 bis 2030 (Ozeandekade). Die Nutzung der Meere, unter anderem durch die Schifffahrt, sei unverzichtbar – nicht zuletzt als Rückgrat des weltweiten Handels und zur Gewinnung erneuerbarer Energien wie Offshore-Wind. Sie komme nicht nur den Küstenbewohnern, sondern allen Menschen zugute. »Doch die Nutzung muss deutlich nachhaltiger erfolgen als bisher«, so die BSH-Chefin. Sie begrüßte, dass die Meere in den vergangenen Jahren verstärkt Aufmerksamkeit durch die Öffentlichkeit und Politik erfahren. Das zeige auch die im Koalitionsvertrag vorgesehene Einrichtung eines oder einer Meeresschutzbeauftragten der Bundesregierung zusätzlich zu der Koordinatorin für die maritime Wirtschaft.

Eine besondere Bedeutung misst Behördenleiterin der Ozeandekade bei. Unter dem Motto »The Science we need for the ocean we want« sollen weltweit wissenschaftsbasierte Maßnahmen und Lösungen zur nachhaltigen Entwicklung und zum Schutz der Meere definiert und umgesetzt werden.

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Zur Untersuchung des Zustands von Nordsee und Ostsee setzt das BSH auch Kugelwasserschöpfer ein. (© BSH)

Wichtig sei auch die Tatsache, so Kammann-Klippstein, dass die angestrebte Verbesserung des Meereszustands zwar gezielt einem der von den Vereinten Nationen 2015 definierten nachhaltigen Entwicklungsziele (SDG’s) diene, dem Ziel 14 »Leben unter Wasser«. Gleichzeitig werde jedoch dadurch auch das Erreichen mehrerer anderer der insgesamt 17 SDG’s gefördert. So hätten beispielsweise die Meere als Senken für Wärme und Kohlendioxid eine entscheidende Bedeutung. Zwar habe die Erwärmung des Weltozeans bis 2.000 m Tiefe zwischen 1955 und 2010 nur 0,09°C betragen. Wäre diese vom Ozean aufgenommene Wärmemenge jedoch in den unteren zehn Kilometern der Atmosphäre verblieben, hätte sich diese Atmosphärenschicht um 36°C erwärmt und damit das Leben auf der Erde unmöglich gemacht. Auch das Ziel 2, »kein Hunger«, werde ohne Nahrung aus gesunden, nicht überfischten Meeren nicht erreichbar sein.

BSH trägt seinen Teil bei

Viele Forschungsprojekte und Aktivitäten des BSH würden direkt oder indirekt zur Erreichung der Dekadenziele beitragen, so die Präsidentin. Dazu gehörten etwa das schiffsgestützte und das automatisierte Monitoring des Zustands von Nordsee und Ostsee, die Schiffsemissionsmessungen, die Prüfung der Zulassung von Ballastwasseranlagen und die Untersuchung von Schiffsbewuchs und Maßnahmen zu seiner Vermeidung.

Einen wichtigen Aspekt sieht sie in der Kommunikation: »Dies ist ein Kernthema der Dekade, denn nur das, was wir kennen, können und wollen wir auch retten. Die Meere und ihre Bedeutung für uns Menschen im Ökosystem sind in der breiten Bevölkerung vielfach noch wenig bekannt.«

Deutlich hob Kammann-Klippstein die Schifffahrt als wichtigen Partner zur Erreichung der Ziele der Ozeandekade hervor: »Über 90.000 Schiffe sind auf dem Ozean unterwegs. Ein Teil dieser Schiffe sammelt bereits Daten für die Wissenschaft. Hier geht es einmal um meteorologische Beobachtungen, aber auch um Messungen an der Ozeanoberfläche.« Es gebe bereits etablierte Programme, wie das Ships of Opportunity Programme oder das Voluntary Observing Ship Scheme. »Im Vergleich zur eher kleinen Flotte an Forschungsschiffen verfügt die Handelsschifffahrt über enormes Potential zur Datensammlung, was für Klimamodelle, aber auch für die Verbesserung der Seewettervorhersage wichtig ist«, sagte sie.

Positive Signale aus deutscher Schifffahrt

Als außerordentlich positive Entwicklung werte sie, dass bei der deutschen und europäischen Schifffahrt die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und zur nachhaltigeren Gestaltung des maritimen Wirtschaftszweigs in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sei. Das könne auch einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der Dekadenziele leisten.