Im innereuropäischen, innerasiatischen sowie im Afrika-Verkehr hat die Containerschiffskapazität abgenommen, weil Reedereien den lukrativen Ost-West-Routen den Vorzug geben.[ds_preview]
Nach einem Wachstum um 4,5 % im Jahr 2021 umfasste die weltweite Containerschiffsflotte zum 1. Januar des neuen Jahres 24,97 Mio. TEU. Das Wachstum der Kapazität verteilt sich aber nicht gleichmäßig auf alle Fahrtgebiete, beobachtet der Branchendienst Alphaliner. Demnach ist es zu einer «massiven Kapazitätsverschiebung« gekommen, hin zu den lukrativen Ost-West-Routen auf Kosten des Regionalverkehrs innerhalb Asiens und Europas sowie der Kapazitäten im Afrika-Verkehr.
So waren zu Jahresbeginn 22 % der gesamten Containerschiffsflotte zwischen Asien und Nordamerika im Einsatz, gegenüber 17,5 % am 1. Januar 2021. Auf dieser wichtigen Ost-West-Route kamen 1,30 Mio. TEU an Kapazität hinzu (+31,2 %). Allerdings wurde die zusätzliche Tonnage nach Angaben von Alphaliner nicht benötigt, um einen entsprechenden Anstieg der Frachtnachfrage zu bewältigen. Der Containerverkehr in Los Angeles (10,70 Mio. TEU) und Long Beach (9,38 Mio. TEU) nahm 2021 um 13 % bzw. 15,7 % zu. Die Kapazitätserhöhung war vielmehr erforderlich, um die langen Wartezeiten zu kompensieren.
Intra-Asia am stärksten betroffen
Der Kapazitätszuwachs von 1,30 Mio. TEU im Transpazifikverkehr überstieg das gleichzeitige Wachstum der Containerschiffsflotte von 1,07 Mio. TEU, also mussten die Reedereien ihr Angebot auf anderen Fahrtrouten reduzieren. Der innerasiatische Verkehr war nach Beobachtung von Alphaliner am stärksten betroffen. So wurden im innerasiatischen Verkehr 331.200 TEU Slots gestrichen (-10,8 %). 11 % der Containerschiffsflotte sind jetzt im innerasiatischen Verkehr eingesetzt, gegenüber 12,8 % Anfang 2021.
Eine kleine Kapazitätsverlagerung gab es auch von innerasiatischen Diensten zu Asien-Europa-Verkehren, wo China United Lines einen vierzehntägigen Dienst mit fünf Panamaxen (4.400 TEU) aufnahm, die zuvor im regionalen Asienverkehr eingesetzt waren. Im Asien-Europa-Verkehr legte die Kapazität 2021 um 10,2 % zu, was Alphaliner vor allem auf die Ablieferung von 16.000-24.000-TEU-Neubauten zurückführt, die 13.000-TEU-Einheiten ersetzen. Damit sind zum aktuellen Stand 21,7 % der Containerschiffsflotte sind dort im Einsatz, gegenüber 20,6 % am 1. Januar 2021. »Das bedeutet, dass 43. 7 % der Gesamtflotte in den beiden größten Ost-West-Verkehren eingesetzt werden, gegenüber 38,1 % im Vorjahr«, so Alphaliner.
Afrika-Verkehr schaut in die Röhre, Lateinamerika legt zu
Der Ausbau der Ost-West-Kapazitäten ging auch auf Kosten des Linienverkehrsangebots von und nach Afrika. Um 6,4 % auf 1,68 Mio. TEU ist die Gesamtkapazität zwischen Asien, Europa oder Amerika und Afrika zurückgegangen. Heute liegt der Anteil der hier eingesetzten Kapazität bei 6,7 % an der Gesamtflotte, gegenüber 7,5 % Anfang 2021.
Allerdings sind nicht alle Nord-Süd-Verbindungen von der Kapazitätsverlagerung auf die beiden größten Ost-West-Verkehre betroffen. Im Lateinamerika-Verkehr stieg die Stellplatzkapazität im vergangenen Jahr leicht überdurchschnittlich um 5,8 %.
Das Kapazitätsangebot im Transatlantikverkehr blieb relativ stabil (+2,5 %), ebenso auf Verbindungen in den/aus dem Nahen Osten und dem indischen Subkontinent (+1,1 %) sowie nach Ozeanien/ANZ (+1,3 %). »Der innereuropäische Verkehr erwies sich jedoch als weiteres Opfer der Kapazitätsverschiebungen«, so Alphaliner. Hier seien 2021 insgesamt 48.200 TEU abgezogen worden (- 4,5 %).