Das Nachfragewachstum in der Containerschifffahrt verliert an Schwung, aber die Reedereien werden wohl weiterhin »riesige Gewinne einfahren«. Das Risiko instabiler Lieferketten tragen die Verlader.[ds_preview]
Die schnell steigende Inflation, anhaltende Engpässe in der Lieferkette und die Omikron-Variante des Coronavirus verlangsamen das Wachstum des Containerumschlags und zwingen Drewry, seine Prognose für den weltweiten Hafenumschlag im Jahr 2022 im neuesten »Container Forecaster« auf 4,6 % zu senken, gegenüber 5,2 % in der vorherigen Ausgabe des Marktberichts. Auch die Schätzung für das Gesamtjahr 2021 wurde von 8,2 % auf 6,5 % zurückgenommen.
Drewry prognostiziert jedoch, dass die Reedereien im Jahr 2022 ein drittes Jahr mit einem jährlichen Wachstum der Gesamtumsätze von mehr als 15 % erleben werden, wobei der Umsatz der globalen Reedereibranche im nächsten Jahr voraussichtlich zum ersten Mal 500 Mrd. $ übersteigen wird.
»Im dritten Quartal 2021 übertraf die Branche erneut unsere Erwartungen und erzielte ein geschätztes EBIT von 70,9 Mrd. $, eine erstaunliche Verbesserung um das Neunfache gegenüber 7,6 Mrd. $ im Vorjahresquartal«, so Drewry. Insgesamt lag die Branche nach neun Monaten über dem erwarteten EBIT von 136,5 Mrd. $. Daher hat Drewry seine Jahresprognose für 2021 von bisher 150 Mrd. $ auf 190 Mrd. $ angehoben, bei einer Marge von etwa 43 %.
»Wir gehen davon aus, dass das 3. Quartal 21 wahrscheinlich den Höhepunkt der Quartalsgewinne der Reedereien darstellt, dass aber die Quartalsergebnisse im Jahr 2022 gleichmäßiger und im Durchschnitt etwas höher ausfallen werden. Unsere revidierte Schätzung für dieses Jahr liegt nun bei 200 Mrd. $ (Marge 37 %). Der Grund für die gleichmäßigere Gewinnprognose liege in der Abkehr vom volatilen (und wahrscheinlich rückläufigen) Spotmarkt hin zu längerfristigen Verträgen, die bei den anstehenden Verhandlungen auf einem viel höheren Niveau abgeschlossen werden dürften, erklären die Marktexperten.
Alles in allem ist Drewry der Meinung, dass der Großteil des Risikos des äußerst unberechenbaren Containermarktes im Jahr 2022 bei den Verladern liegen wird, denn es zeichne sich ab, »dass dies ein weiteres Jahr mit schwerwiegenden Störungen, Unterversorgung und extremen Kosten sein wird«.