X-Press Pearl, Brand, Versicherung
Die brennende »X-Press Pearl« (© Sri Lanka Air Force)
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Der nordische Seeversicherungsverband Cefor sieht überwiegend positive Trends. Nur die gestiegenen Brandrisiken bereiten Sorgen. Von Michael Hollmann[ds_preview]

Das Jahr 2021 kristallisiert sich als gutes Jahr für Seekaskoversicherer weltweit heraus. Darauf deutet auch die Schadenstatistik der Nordic Association of Marine Insurers (Cefor) hin, deren Mitglieder ein Drittel der Weltflotte (über 1.000 BRZ) versichern. Für das vergangene Jahr fallen die Zahlen wesentlich besser aus als erwartet.

Die Kaskoschäden legten zwar gegenüber dem Vorjahr zu, jedoch nicht so stark, wie es angesichts der rasanten Erholung der Schifffahrtsaktivitäten nach der ersten Phase der Corona-Pandemie zu erwarten war. Die Kosten seien aus Sicht der Versicherer »überraschend moderat«, vor allem wenn man die Alterung der Flotte und die im Vorjahr einsetzende Inflation berücksichtige, stellte Cefor-Geschäftsführerin Helle Hammer fest.

Die Anzahl der Seekaskoschäden im Cefor-Bestand stieg marginal auf 3.255 Fälle an, die Gesamtschadenkosten erhöhten sich um 21  % auf 945,4 Mio. $ und liegen damit noch unter dem Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre. Pro versichertem Seeschiff kletterten die Schadenkosten vom Tiefstand des Vorjahres bei rund 43.500 $ auf nunmehr 49.700 $. Über einen Zeitraum von 17 Jahren (ab 2005) ist dies der drittbeste Wert.

Nach genauerer Analyse kommt die Cefor zu dem Schluss, dass die Trends in den meisten Schadenkategorien weiterhin »freundlich« seien. Ausschlaggebend für den Wiederanstieg der Kosten seien verstärkte Großschäden über 500.000 $ auf Containerschiffen und Auto-Carriern, dabei handele es sich vor allem um Brände wie auf dem 2.700-TEU-Containerschiff »X-Press Pearl« Ende Mai vergangenen Jahres vor Sri Lanka.

Das Risiko schwerer Brandschäden (über 500.000 $) an Bord von Containerschiffen ist mit der Zeit stark gestiegen: Die Frequenz erhöhte sich seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts von unter 0,2 % auf rund 0,3 % der versicherten Containerschiffe. 36 Brände verzeichnete Cefor insgesamt 2021 bei diesem Schiffstyp.

Finanziell betrachtet sind die Auswirkungen gravierend. So wuchs der Anteil von Bränden/Explosionen an den Gesamtschadenkosten bei Seekasko im Cefor-Bestand im vergangenen Jahr auf 19,3 % an. Im Durchschnitt der vorherigen fünf Jahre lag er noch bei 13,3 %. Es ist die mit Abstand auffälligste Verlagerung auf der Schadenkostenseite und »ein besonders beunruhigender Trend«, wie Helle Hammer betonte.

Ohne grundsätzliche Fortschritte im Bereich der Brandsicherheit ist wohl kaum mit Besserung zu rechnen. Im Gegenteil: Mit dem Größenwachstum der Schiffe nimmt das Risiko eher noch zu. Es ist eine einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung: Häufig sind es die Waren innerhalb der Container, die sich entzünden und im schlimmsten Fall das ganze Schiff in Brand setzen. Und die durchschnittliche Anzahl der Container an Bord nimmt immer weiter zu.

Trotz allem dürften die Cefor-Gesellschaften 2021 überwiegend erfreulich abgeschnitten haben. Schadenquoten und technische Ergebnisse veröffentlicht die Vereinigung zwar nicht. Doch erste Ergebnisse von Mitgliedsfirmen und der Trend bei den aggregierten Prämieneinnahmen stimmen zuversichtlich.

Die Einnahmen der Cefor-Mitglieder im Seekaskosegment wuchsen laut Jahresbericht um fast 22 % auf 1,12 Mrd. $ an – getrieben durch den Höhenflug der Prämienraten und den erstmals seit 2008 gestiegenen Versiche­rungssummen pro Schiff (+4 % zum Vorjahr). Letzteres resultiert hauptsäch­lich aus den stark erhöhten Marktwerten der Containerschiffe.

Die Prämieneinnahmen können allerdings nicht einfach den Schadenkosten gegenübergestellt werden, da die Schäden immer auf 100 % der Policen hochgerechnet sind, während die Cefor-Gesellschaften nur einen Teil der Deckung übernehmen. Zudem sind in den Einnahmen auch Kasko-»Nebensparten« wie Loss of Hire und Baurisiko enthalten, in den Schadenkosten dagegen nicht. Zu den Einzelgesellschaften, die bereits eigene Zahlen für 2021 vorgelegt haben, gehört der Norwegian Hull Club (NHC) – zweitgrößter Player im Seekaskosegment unter den Cefor-Mitgliedern.

Der Verein konnte sein technisches Ergebnis dank kräftig erhöhten Prämieneinnahmen auf 54 Mio. $ mehr als verdreifachen und zusätzlich 7,5 Mio. $ Kapitalerträge erwirtschaften. Auch nach der Rückerstattung von 12 % der Jahresprämie an die Reeder bleibt noch ein satter Gewinn von fast 47 Mio. $ übrig. Dieses Jahr rechnet der NHC mit einer Abflachung des Prämienwachstums, weil sich der Preisauftrieb bei Seekasko bedingt durch eine Kapazitätszunahme im Markt abschwächt.

Abstract: Claims impact »surprisingly benign«

Claims cost per vessel is trending up again as shipping activity increases after the pandemic, according to the Cefor annual report for 2021. However, a low impact of large claims and a long-term decrease in claims frequency overall keep losses in the hull & machinery segment at moderate levels. The only exception is fires and explosions especially on container and ro/ro vessels.