Drohen weitere Engpässe in Europa? Freeport LNG, der Betreiber einer der größten US-Exportanlagen für verflüssigtes Erdgas (LNG), stoppt nach einer Explosion den Betrieb an seiner Anlage an der texanischen Golfküste für mindestens drei Wochen.[ds_preview]
Nachdem die Schäden an der Großanlage analysiert werden konnten, gab das Unternehmen die Schließung der Anlage am späten Mittwochabend bekannt. Die Hintergründe des Unfalls – bei dem es keine Verletzten gegeben haben soll – sind weiter noch nicht im Detail geklärt.
Im weltweiten LNG-Handel, der nach der russischen Invasion in der Ukraine seit Wochen Gegenstand vieler politischer Debatten ist, zeigten sich heute bereits Auswirkungen. Freeport LNG wickelt immerhin rund 20% der LNG-Verarbeitung in den USA ab. Etwa 15 Mio. t. LNG sollen dort pro Jahr (mtpa) produziert werden können. Der größte Teil wird im Rahmen von 20-Jahres-Verträgen mit Kunden in Japan abgenommen. Das Unternehmen war 2002 gegründet worden und verarbeitet Gas für Unternehmen wie BP, JERA, Kansai Electric, Osaka Gas, SK E&S und TotalEnergies.
Die Nachrichtenagentur reuters berichtet, dass die europäischen Gaspreise um bis zu einem Fünftel kletterten, da die Händler befürchteten, dass der Ausfall der US-Lieferungen einen Markt belasten würde, der bereits mit reduzierten russischen Lieferungen zu kämpfen hat. Die wieder anziehende Nachfrage aus China hat den Druck auf den Markt zuletzt zusätzlich verstärkt.
»Dies ist ein bedeutender Produktionsausfall in einer großen US-Anlage«, wird Alex Munton vom Analyse-Unternehmen Rapidan Energy zitiert. Freeport LNG verschiffe etwa vier Ladungen pro Woche, und ein dreiwöchiger Stillstand würde mindestens 1 Mio. t. LNG vom Markt nehmen. »Das wird nur eines bedeuten: Knappheit. Der Wettbewerb um LNG-Spot wird die LNG-Preise weltweit in die Höhe treiben«, so Munton weiter.
Das Unternehmen ICIS twitterte, dass 68% der Freeport LNG-Exporte in den letzten drei Monaten in die Europäische Union und nach Großbritannien gingen. Im März wurden nach Angaben des US-Energieministeriums 21 Ladungen mit schätzungsweise 64 Mrd. Kubikfuß Gas für Europa, Südkorea und China in der Freeport-Anlage verladen. Im Februar waren es 15 Verschiffungen, im Januar 19.