bulk terminal kohle
Foto: Felix Selzer
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Das in Reaktion auf den Ukraine-Krieg verfügte EU-Embargo führt zu einer Neuverteilung der Kohle-Versorgung. Noch gibt es Engpässe.[ds_preview]

»Auf die Ankündigung der Bundesregierung, Kohlekraftwerke wegen der Gasknappheit stärker laufen zu lassen, sind wir gut vorbereitet«, sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins der Kohlenimporteure (VdKi), Alexander Bethe. Die Branche sei zuversichtlich, dass die Umstellung reibungslos funktionieren werde, auch wenn Lieferketten derzeit stark belastet seien.

Der Weltmarkt für Kraftwerkskohle werde gerade neu verteilt. Der sehr hohe Anteil von 50% russischer Kohle am Gesamtimport könne aber aus anderen Kohle-Exportländern ersetzt werden. Die Test-Programme der neuen Kohlesorten aus Südafrika, Australien, USA, Kolumbien und Indonesien seien in vollem Gange.

»Allerdings haben wir Probleme mit der Logistik«, so Bethe. Die Seehäfen in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen seien durch den hohen Zulauf von zurzeit noch russischer Kohle (bis Anfang August) plus Alternativen voll ausgelastet und liefen am Limit.

Auch bei der Binnenlogistik, dem Transport der Kohle von den Seehäfen zu den Kohlekraftwerken per Schiff oder Bahn, komme es wegen des hohen Personalmangels zu Engpässen. Der VdKi fordert daher mindestens eine Fünf-Jahres-Perspektive für Ertüchtigung von Seehafen-Terminals und der Binnenlogistik.

Die volle Auslastung der Kohlekraftwerke sei hingegen kein Problem. Und auch bei der Energieerzeugung sieht der Verein wegen der Verfügbarkeit der erneuerbaren Energien jetzt im Sommer keine Dramatik. »Die Kohlekraftwerke werden bereits in den Sommermonaten die Versorgungssicherheit in der Stromproduktion gewährleisten, damit mit dem vorhandenen Gas eine Gasreserve für den kommenden Winter angelegt werden kann«, so der VdKi-Vorstandsvorsitzende.

Traditionell gibt der VdKi zu seinem Jahrestreffen ein Jahrbuch mit den wichtigsten Zahlen, Daten und Fakten heraus. Demnach wurde global noch nie mehr Kohle verstromt als im vergangenen Jahr. 2022 könnte nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur IEA weltweit Produktion und Verbrauch von Kohle nochmals auf ein neues Rekordniveau steigen.

Für Deutschland rechnet der VdKI mit einem Verbrauch an Kraftwerkskohle von mehr als 30 Mio. t. Das wäre ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um mehr als 11%.

S&P Global prognostiziert, dass die weltweiten Seetransporte im zweiten Quartal 2022 im Jahresvergleich um 12% auf 344,4 Mio. t steigen werden, wobei eine Zunahme der russischen Kohlelieferungen nach Festlandchina, in den Mittelmeerraum, auf den indischen Subkontinent und nach Nordwesteuropa zu verzeichnen ist.