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Der Auftragseingang 2021 ist um 14,3 % gestiegen. Die Bestellungen haben auch 2022 weiter zugelegt. Dennoch haben die deutschen maritimen Zulieferer aktuell mit Problemen zu kämpfen, wie Lieferkettenschwierigkeiten, Fachkräftemangel und der aktuellen geopolitischen Lage.[ds_preview]

Die VDMA Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems vertreten durch Martin Johansmann (VDMA-Vorstandsvorsitzender und SKF-Geschäftsführer) und Tanja Hoppmann (Vorstandsmitglied und Geschäftsführende Gesellschafterin von WISKA Hoppmann) stellten heute in Hamburg gemeinsam die Verbandsbilanz für 2021 vor.

Die Zulieferer sind mit dem Geschäftsjahr 2021 insgesamt zufrieden und erwarten, trotz der sich verstärkenden Unsicherheiten, weiter gute Geschäftsentwicklungen im laufenden Jahr. »Aufgrund des Corona-bedingt schwachen Auftragsbestands haben wir im vergangenen Jahr unsere Umsatzziele nicht erreicht. Gleichzeitig entwickelten sich die Märkte mit deutlich ansteigenden Auftragseingängen gerade aus dem Ausland. Diese Entwicklung hält an und stimmt die Branche weiter optimistisch. Die Erwartungen an die Zukunft sind trotz der zunehmenden Unsicherheiten positiv«, sagte Johannsmann. »Zusätzlich zu den Corona-Nachwirkungen ist die Branche von dem Krieg in der Ukraine, den Lockdowns in China, den Staus in zentralen Umschlagplätzen, der steigenden Inflation und den resultierenden angespannten Lieferketten betroffen«, ergänzte er.

Auslieferungen ausgebremst

v.l.: Hauke Schlegel (Geschäftsführer VDMA AG Marine Equipment and Systems), Martin Johannsmann, Tanja Hoppmann und Jörg Mutschler (Geschäftsführer Nord und Marine Equipment and Systems) © Wroblewski
v.l.: Hauke Schlegel (Geschäftsführer VDMA AG Marine Equipment and Systems), Martin Johannsmann, Tanja Hoppmann und Jörg Mutschler (Geschäftsführer Nord und Marine Equipment and Systems) © Wroblewski

Der Auftragseingang entwickelt sich Johannsmann zufolge auch im Jahr 2022 weiter sehr gut, aber die Lieferkettenprobleme bremsen die Fertigung und die Auslieferung an die ungeduldigen Kunden aus. Fehlende Komponenten lassen somit halbfertige maritime Systeme in der Produktion im Wartemodus stehen und können nicht in Rechnung gestellt werden. In der Folge steigt der Auftragsbestand und die Lieferzeiten verlängern sich weiter. Hier hoffen wir auf baldige Normalisierung«, erläuterte Johannsmann.

In der aktuellen VDMA-Blitzumfrage sehen fast neun von zehn Unternehmen aus dem gesamten Maschinen- und Anlagenbau ihre Lieferketten derzeit merklich oder gravierend beeinträchtigt. Mit einer Entschärfung der Lage innerhalb der nächsten drei Monate rechnet kaum noch jemand.

Umsatz sinkt um 2,5 Prozent, Beschäftigung stabil

Die deutsche Schiffbau- und Offshore-Zulieferindustrie verzeichnete im vergangenen Jahr durch die Corona-Auswirkungen einen Umsatzrückgang um 2,5 % auf 10,3 Mrd. €. Die Bestellungen stiegen im gleichen Zeitraum um 14,3 % (-10,9 % in 2020). Die Zahl der Beschäftigten bleibt konstant bei 63.000. Mit dem anhaltenden weltweiten Neubauboom von Schiffen ist mit weiter steigenden Auftragseingängen im weiteren Verlauf des Jahres 2022 zu rechnen. Die zunehmenden Unsicherheiten lassen einen verlässlichen Blick auf 2023 jedoch nicht zu.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Neben der Maritimen Energiewende, bei der es um die klimaneutralen Schiffsantriebe der Zukunft geht, gilt es weiterhin im gesamten Schiffsbetrieb den Energieverbrauch intelligent zu reduzieren. »Dazu gibt es zwei Stellschrauben, nämlich zum einen die kontinuierliche Weiterentwicklung der maritimen Produkte und die Offenheit für neue Technologien. Zum anderen gilt es in der eigenen Produktion anzusetzen und gezielt den CO2- Fußabdruck zu vermindern. Das Thema Nachhaltigkeit wird uns in den nächsten Jahren gerade in den mittelständischen Schiffbau- und Offshore-Zulieferunternehmen zunehmend beschäftigen. Ich sehe hier auch einen wichtigen Wettbewerbsvorteil, wenn zum Beispiel mit Auftraggebern auch über Soziales und Umweltthemen diskutiert werden kann«, sagte Tanja Hoppmann, »Das verstärkte Augenmerk in Richtung klimaneutrale Produktion bietet darüber hinaus weitere Vorteile: Unternehmen können im Rahmen ihrer betrieblichen Risikobewertung die Themen Energieversorgung und Energieeinsparung besser überblicken und darüber hinaus sind mittelständische Industriebetriebe mit klar formulierten und gelebten Nachhaltigkeitszielen bei Nachwuchskräften beliebte Arbeitgeber«.

Vier von fünf klagen über Personalmangel

Die Fachkräfteengpässe spitzen sich auch im maritimen Maschinenbau zu. In der aktuellen VDMA-Umfrage klagen vier von fünf Unternehmen über einen merklichen oder gravierenden Mangel an Personal. Drei von fünf Unternehmen sehen die Demografie und den Fachkräftemangel als großes Risiko an. »Um das geplante Wachstum zu ermöglichen und zusätzlich die altersbedingt ausscheidenden Fachkräfte zu ersetzen, müssen junge Nachwuchskräfte eine attraktive Ausbildung in einem guten Umfeld in unserer Branche bekommen. Wir streben deshalb zum Beispiel eine Ausbildungsquote von 10 % an«, so Hoppmann.