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Schneller als erwartet lieferte der niederländische Hopperbagger »Spauwer« in nur sechs Arbeitstagen den Sand für die Kajenhinterverfüllung an dem Neubau der Columbuskaje in Bremerhaven.[ds_preview]

Damit konnten Bremenports und die Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus der Oldenburger Wasserbaufirma Tagu und der Züblin AG, das »Sandfest« feiern. Denn im 1. Bauabschnitt der insgesamt 80 Mio. € teuren Baumaßnahme konnte damit erfolgreich die Erstverfüllung mit gesiebten und vor allem entwässerten Wesersand abgeschlossen werden.

Auch sonst läuft derzeit alles nach Plan auf der aktuell größten Wasserbaustelle im Land Bremen. Nur fünf Monate nach dem ersten Rammschlag für die neue Columbuskaje in Bremerhaven ist der erste Abschnitt einer neuen Spundwand im April auf einer Länge von rund 400 m fertiggestellt. Die neue Spundwand wurde mit 20 m Abstand zur bestehenden alten Kaje in die Weser gerammt. Es wurden 168 Tragbohlen von 42 m Länge tief im Weserschlick versenkt. Hinzu kommen 155 Schrägpfähle. Anschließend folgten umfangreiche Schweiß- und Gurtungsarbeiten.

Sandfest 6 Columbuskaje 4.7.2022 C. Eckardt 50
© Eckardt

Der Zwischenraum zwischen neuer Spundwand und alter Kaje wurde nun mit insgesamt 120.000 m³ Sand verfüllt. Rund 7.000 m³ Wesersand lieferte hierzu die »Spauwer« zwei bis dreimal täglich an der Columbskaje an, der dann in einer Entladungszeit von rund drei Stunden über ein Förderband in die neue Baugrube auf große Haufen geschüttet wurde. Das Besondere an diesem Verfahren ist im Vergleich zu der sonst üblichen Anlieferung im »Rainbow-Verfahren«, also im Nassverfahren vor allem bei sehr großen Baustellen, das hier im Anschluss kein großes Wassermanagement notwendig ist.

Neues Verfahren in deutschen Gewässern

Dieses entfällt hier nun vollständig, da der angelieferte Sand schon auf dem Weg vom Baggerort in der Außenweser bis zur Columbuskaje vollständig entwässert ist. Dieser hat bei der Anlieferung nur noch eine Restfeuchte von 8%, so dass er schon nach sehr kurzen Ablagerungszeit begehbar ist beziehungsweise verarbeitet werden kann. Das Verfahren mit dem Spezialschiff der niederländischen Familienreederei Den Herder Seaworks mit Sitz in Yerseke kam nun erstmalig bei einem Wasserbauprojekt in Deutschland zum Einsatz, wie Bremenports-Geschäftsführer Robert Howe auf der Kajenbaustelle erläuterte. Das Verfahren ist somit zudem auch ökonomisch sinnvoller, als über Wochen mit vollen LKW den Sand in die rund 15.000 m² große Baugrube zu füllen.

Der Wasserbauer

Das Anfang der 1970er Jahre gegründete Familienunternehmen Den Herder Seaworks hat sich auf die Gewinnung von Sand und Mineralien spezialisiert. Das Unternehmen setzt seine Spezialschiffflotte in verschiedenen Regionen in Nordeuropa ein, darunter in Großbritannien, Frankreich, Polen und nun erstmalig auch in Deutschland. Angesichts wachsender Aufgaben wurde vor fünf Jahren wurde die 143 m lange und 20 m breite »Spauwer« in Dienst gestellt. Der Kasko wurde in China gefertigt, die vollständige Ausrüstung des mit 9.781 BRZ vermessenen Spezialschiffes erfolgte auf der Werft Trico in Rotterdam.

Die Sandentnahme erfolgt in der Außenweser nach einem festen, vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt vorgegebenen Entnahmeplan. Dabei handelt es sich zumeist um die Entnahme von Sand, der sowieso im Rahmen von Unterhaltungsarbeiten entnommen werden müsste, um die Fahrrinne auf der Außenweser auf die Solltiefe von 14 m zu bringen. Von Vorteil für das Baggerschiff ist bei der Entnahme des Sandes, dass die Außenweser in diesem Bereich vollständig wrackfrei und auch von alten Kampfmitteln geräumt ist.

Arbeiten im Zeitplan

Howe erläuterte weiterhin, dass man derzeit mit dem Neubau des 400 m langen 1. Bauabschnitts trotz der Auswirkungen der Corona-Krise aber auch den Folgen des Ukraine-Konflikts voll im Zeitplan liege. Dies liegt unter anderem auch daran, dass man schon kurz nach Abschluss der Ausschreibung den für den Kajenbau notwendigen Stahl gleich bestellt und auf der Baustelle abgelagert habe. Er betonte auch nochmals den wichtigen Schritt für die Erneuerung der altersschwachen Kaje, denn die Kreuzfahrt boome wieder, und das nicht nur weltweit, sondern auch in Bremerhaven. Dies sieht man nicht nur an den steigenden Passagierzahlen in diesem Jahr, sondern auch an den Anmeldungen von TUI Cruises, auch in diesem Winter wieder Kreuzfahrten vom Columbus Cruise Center aus zu starten. In dieser Zeit wird das Schiff dann aber am südlichen Zipfel der Columbuskaje abgefertigt, da man schon ab dem Herbst mit den Rammarbeiten für den 2. Bauabschnitt der Erneuerungsarbeiten beginnen wird. Sie können erst nach einer aus Naturschutzgründen erforderlichen Pause im Oktober wieder aufgenommen werden. Ein Jahr später sollen dann 620 m fertiggestellt sein und der Kreuzfahrt zur Verfügung stehen.

Neue Passagierbrücken

Zunächst geht es aber planmäßig am aktuellen Bauabschnitt weiter. Wenn der nun angelieferte Sand in der Baugrube verteilt und verdichtet wurde, rücken die Betonbauer an und die Oberflächenbefestigung inklusive der Ausrüstung der Kaje wird ausgeführt, denn bis zum Beginn der Sturmflutsaison ab dem Herbst müssen die Arbeiten abgeschlossen sein. Weiterhin laufen im Hintergrund die Arbeiten für die Anlieferung der neuen Passagierbrücken, die in Spanien bei Adelte vorgefertigt werden und die Anfang 2023 in Bremerhaven angeliefert werden sollen. Dann bleiben nur noch ein paar Monate Zeit, denn bis zum 1. April 2022 soll dieser erst Bauabschnitt fertiggestellt sein und zumindest ein großer Liegeplatz im Norden der Kaje für das Cruise-Center zur Verfügung stehen.       (CE)