Björn Wittek © Rhenus Offshore Logistics
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Laut bestehendem Koalitionsvertrag soll Windenergie auf See deutlich ausgebaut werden – bis auf 30 GW im Jahr 2030 und 70 GW im Jahr 2045. Wie lässt sich das realisieren? Welche Möglichkeiten bietet die Ko-Nutzung bisher ungenutzter Flächen in den Windparks?[ds_preview]

Gastbeitrag von Björn Wittek, Geschäftsführer von Rhenus Offshore Logistics

Ein enormer Ausbau der regenerativen Energien ist nötig, sollen die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden. Den Offshore-Anlagen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. War zunächst noch ein Ausbauziel von 20 GW für 2030 vorgesehen, so soll die installierte Leistung der Windenergieanlagen nach dem abgeänderten Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) nun auf 30 GW angehoben werden. Zum derzeitigen Zeitpunkt sind gerade einmal rund 8 GW installiert.

Das WindSeeG sorgt für Anreize, sich ernsthaft mit der Thematik zu befassen und den Ausbau der Offshore-Anlagen voranzutreiben. Doch die Flächen auf See sind begrenzt und Nutzungskonflikte vorprogrammiert. Gleichzeitig bleiben viele Flächen zwischen den Anlagen ungenutzt – eine Diskrepanz. Einen Ausweg könnte die Mehrfachnutzung der in den Offshore-Windparks vorhandenen Flächen bieten. So ist im WindSeeG auch bereits ein Abschnitt zur »Sonstigen Energiegewinnung« enthalten, womit ein rechtlicher Rahmen für die Ko-Nutzung geschaffen werde. Warum soll man darunter nur die Erzeugung von Wasserstoff verstehen? Was ist mit anderen Energieerzeugungstechnologien, beispielsweise schwimmenden Photovoltaikanlagen, Strömungsturbinen, Wellenkraftwerken und mehr?

Züchtung von Aquakulturen und Floating-PV-Anlagen – sinnvoll oder nicht?

Rund um jeden Windpark erstreckt sich eine Sicherheitszone in einem Abstand bis zu 500 m. Diese darf beispielsweise von Fischereischiffen nicht befahren werden. Durch den geplanten Offshore-Ausbau stehen der Fischerei aber immer weniger Flächen zur Verfügung. Gleichzeitig steigt der Nahrungsmittelbedarf. Aquakulturen könnten eine sinnvolle Lösung sein, um diese Konflikte zu entschärfen. So ließe sich die bislang noch ungenutzte Fläche zwischen den Windenergieanlagen effektiv nutzen. Für Logistiker böten diese Ko-Nutzungskonzepte zusätzliches Potenzial, da sowohl am Hafen als auch auf dem Wasser entsprechende Infrastruktur und Dienstleistung benötigt werde, sei es für die Installation derartiger Anlagen oder die Wartung und den Betrieb.

Ebenfalls vielversprechend ist die Ko-Nutzung der Windparkflächen durch schwimmende Photovoltaikanlagen (FPV). Unterschiedliche technische Entwicklungen würden derzeit in vielen Projekten getestet. Der große Vorteil der PV-Technik besteht darin, dass sie grundsätzlich ohne großen Aufwand in bestehende Windparks integriert werden könne. Darüber hinaus ließen sich positive Skaleneffekte aufgrund sinkender Produktionskosten nutzen. Andere Projekte befassen sich mit der Befestigung von Solarmodulen direkt an den Masten der Windenergieanlagen. Derzeit werden viele innovative Energiekonzepte entwickelt.

Nun gilt es, diese kreativ umzusetzen. Der Ausbau der Offshore-Windenergieanlagen allein ist nicht die Lösung, um die Klimaziele zu erreichen. Wir können uns den Herausforderungen der Zukunft nur stellen, wenn wir Ko-Nutzung zulassen und Energieerzeugungstechnologien sinnvoll miteinander kombinieren. ■