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Roland Lindinger hat ein Konzept vorgelegt, das bei Bulkern Kraftstoffeinsparungen von fast 10 % ermöglichen soll. Von ClassNK aus Japan und dem Schiffsregister von Liberia gab es dafür jetzt ein »Statement of Facts« und ein »Approval in Principle«. Von Michael Meyer

In der September-HANSA wurde das Konzept mitsamt seiner tec[ds_preview]hnischen Details bereits exklusiv vorgestellt (HS 09/2022). Im Rahmen der Messe SMM in Hamburg überreichte nun Junichiro Iida, Senior Executive Vice President der japanischen Klassifikationsgesellschaft ClassNK ein »Statement of Facts« an den CEO des Schweizer Unternehmens LR-Shipdesign. Damit werden die Ergebnisse aus den Schleppversuchen bei der Hamburger Schiffbau-Versuchsanstalt (HSVA) bestätigt. Auch das liberianische Schiffsregister (LISCR) war dabei und hat darauf aufbauend im Rahmen der Messe eine grundsätzliche Genehmigung (Approval in Principle, AiP) ausgestellt.

Um den »grünen« Fußabdruck von Schiffen zu optimieren, konzentriert sich Lindinger auf Verbesserungen im Schiffsrumpfdesign mit einer patentierten hydromechanischen und hydrodynamischen Innovation. AFT OPT ist eine detaillierte Analyse der Strömung unter einem Schiffsrumpf – vom Bug bis zum Ruder. Das Herzstück ist ein leicht modifizierter Teil im hinteren Bereich, der den Wasserfluss parallel zur Hauptlinie des Rumpfes beschleunigt. »Der Effekt: Es wird mehr Wasser an die Propellerscheibe geleitet und besser verteilt, so dass die gesamte Scheibenfläche gefüllt wird. Folglich tragen sowohl ein Propeller als auch ein gedrehtes Ruder, die so konstruiert sind, dass sie die Wirbelströmung bewältigen und den Vortrieb erhöhen, zu einer effizienteren Energienutzung bei«, heißt es.

»Die Schifffahrtsindustrie steht vor der Herausforderung, die Dekarbonisierung zu beschleunigen. Wir freuen uns daher sehr, das Statement of Facts zu diesem technisch innovativen Projekt auszustellen«, sagte Iida bei der Übergabe in Hamburg.

Nach ersten Versuchen mit Containerschiffen wurde jetzt der zweite Teil der Testreihe auf Bulker ausgeweitet. Das Ergebnis der HSVA-Modellversuche war, dass die innovative Form des hinteren Schiffsrumpfes bei der Betriebsgeschwindigkeit des Schiffes eine Verbesserung des Wirkungsgrades um 6,7 % sowie eine um 3 U/min geringere Drehzahl der Hauptmaschine im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf bei gleicher Betriebsgeschwindigkeit ergab. Die drei Umdrehungen pro Minute weniger entsprechen einer weiteren Effizienzsteigerung von etwa 3 %, insgesamt ergibt sich eine geschätzte Effizienzsteigerung von 9,7 %.

Die Japaner wollen die Bemühungen der Branche unterstützen und nicht nur auf die oft zu langsamen Prozesse der Regulierungsbehörden warten. Mehr noch: »Als technisch orientierte Organisation wollen wir zur Beschleunigung beitragen, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen«, sagt der ClassNK-Manager. Lange habe die Schiffbauindustrie auf eine sehr traditionelle Weise gearbeitet. Mittlerweile sei die Branche aber deutlich offener: »Wenn wir die Dekarbonisierung erreichen wollen, müssen wir offener sein. Wenn etwas gut ist, warum sollten wir es nicht nutzen?«

Lindinger betonte, bei dem Projekt handelt es sich gewissermaßen um eine andere Sichtweise auf die Schiffsarchitektur. Es wird mit hydromechanischen und hydrodynamischen Aspekten gearbeitet, das wirke sich auf das Antriebssystem aus – mit einem höheren Wirkungsgrad des Propellers. »Weniger Energie und weniger Treibstoff bedeuten Umweltschutz. Das ist es, was wir erreichen wollen. Wir schaffen das ohne digitale Hilfsmittel oder alternative Kraftstoffe, sondern nur mit der Arbeit an der Rumpfform. Das ist keine TikTok-Geschichte, sondern findet in der realen Welt statt«, so der Experte. Die Idee entstand nach einigen Jahren der Analyse von Flugzeugflügeln. Das Prinzip der Umströmung von Flugzeugflügeln wurde auf den Rumpf eines Schiffes übertragen. Die Zusammenarbeit mit ClassNK als großer Klassifikationsgesellschaft kommentierte er: »Mit dem Statement of Facts haben wir ein besseres Standing, wenn wir mit Schiffseignern über AFT OPT sprechen.« Im Blick sind dabei derzeit vor allem Bulker-Eigner: »Containerschiffe können auf Slow Steaming schalten, um den richtigen EEDI und die CII-Bewertung zu erreichen. Massengutfrachter kommen an einen kritischen Punkt, an dem sie nicht mehr langsamer fahren können. Mit dieser Technologie können alle Schiffe schneller fahren und Treibstoff sparen«, so Lindinger.

Thomas Klenum, Executive Vice President für »Innovation & Regulatory Affairs« bei LISCR betonte die gute Zusammenarbeit mit LR-Shipdesign, der Movena Group und ClassNK bei der AiP-Übergabe. Das Schiffsregister freue sich auf die Fortsetzung der Kooperation. Schon in der Vergangenheit hatte LISCR an innovativen Gemeinschaftsprojekten mit der Industrie (JIP: »Joint Industry Projetc«) teilgenommen. In diesem Fall nahm das liberianische Register an mehreren Modellversuchen bei der HSVA teil, um die Leistungsverbesserung eines bereits optimierten 76.000-Tonners zu beobachten, zu bewerten und zu validieren. Die innovative Form des achterlichen Schiffsrumpfes werde den EEDI und die CII-Leistung erheblich verbessern, hieß es.

Klenum sagte: »Nachdem ich die Modellversuche bei der HSVA persönlich miterlebt habe, ist es sehr ermutigend zu sehen, dass die innovative Optimierung der Rumpfform das Potenzial hat, den Treibstoffverbrauch und die Treibhausgasemissionen um 10 % zu senken, was in Kombination mit neuen Technologien und alternativen Treibstoffen den Weg zur Dekarbonisierung unserer Industrie ebnen kann.«

Abstract: »AFT OPT«: No TikTok story

LR-Shipdesign has presented a design concept that should enable savings of almost 10 % for bulkers. ClassNK from Japan and the Shipping Register of Liberia have now issued a Statement of Facts and an Approval in Principle.