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Premiere auf der Fassmer-Werft in Berne: Dort ist heute mit der »Uthörn« das erste deutsche Seeschiff mit einem Methanol-Antrieb getauft worden.[ds_preview]

Taufpatin des neuen Forschungsschiffes, das für das Alfred-Wegener-Institut (AWI) bestimmt ist, war Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Rund 200 Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nahmen an der Taufe des 35 m langen und etwa 15 Mio. € teuren Neubaus teil.

In der Seeschifffahrt ist Methanol als Kraftstoff ein neues und bislang »wenig erprobtes Konzept«, so das AWI. Dennoch gebe es erfolgreiche Vorbilder, an denen sich die zwei modifizierten Diesel-Motoren orientieren, die auf der neuen »Uthörn« zum Einsatz kommen. Zusammen haben sie eine maximale Leistung von 600 kW und liefern den Strom für zwei elektrische Fahrmotoren.

Taufe der Uthörn (v.l.): Antje Boetius (AWI-Direktorin), Bettina Stark-Watzinger (Bundesministerin für Bildung und Forschung) und Werft-Chef Harald Fassmer © AWI/Kerstin Rolfes
Taufe der Uthörn (v.l.): Antje Boetius (AWI-Direktorin), Bettina Stark-Watzinger (Bundesministerin für Bildung und Forschung) und Werft-Chef Harald Fassmer © AWI/Kerstin Rolfes

AWI will »grünes« Methanol

Gemeinsam mit Bremerhavener Partnern aus Forschung und Industrie hat das AWI einen Projektantrag zur Herstellung synthetischen Methanols in Bremerhaven erarbeitet, der noch in diesem Jahr bewilligt werden könnte, so das Institut. In einem Modellprojekt soll mit dem regenerativen Strom einer Windenergieanlage Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Aus diesem »grünen« Wasserstoff und dem CO2 aus einer nahen Kläranlage könnte dann im nächsten Schritt »grünes« Methanol synthetisiert werden, dessen Verbrennung lediglich das CO2 freisetzt, das bei seiner Produktion zuvor gebunden wurde.

»Mit der Taufe der neuen ›Uthörn‹ tragen wir maßgeblich zu einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Schifffahrt bei. Gleichzeitig ist die Implementierung neuer Antriebstechnologien mit großen Herausforderungen verbunden«, sagte Harald Fassmer, geschäftsführender Gesellschafter der Fassmer Werft, »So waren bei Auftragserteilung weder die relevanten Vorschriften in Gänze noch die notwendigen Typenzulassungen für die vorgesehenen Antriebskomponenten verfügbar. Wir sind daher stolz darauf, zum wiederholten Male bei der Implementierung innovativer, umweltfreundlicher Antriebe Vorreiter zu sein und unsere Kompetenz beim Bau hochkomplexer Forschungsschiffe unter Beweis zu stellen.«

Die neue »Uthörn« verfügt neben einem großen Arbeitsdeck mit Trocken- und Nasslabor über zwei Kranausleger für Schleppnetze und Wasserschöpfer, ein Multi-Frequenz-Fischerei-Echolot zum Aufspüren und Identifizieren von Fischschwärmen sowie über einen Anti-Roll-Tank, der das Schiff bei Seegang stabilisiert. Wie ihre Vorgängerin (das 1982 in Dienst gestellte, 30 m lange Schiff gleichen Namens) wird sie neben den Beiträgen zur Küstenforschung mit Studenten die Nordsee befahren, damit diese den sicheren Umgang mit schwerem Forschungsgerät erlernen.