Die FSRU »Neptune« zum Einsatz in Lubmin in Deutschland © Polizei Mecklenburg-Vorpommern
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Die Versorgung Deutschlands mit LNG soll zum Jahresende Realität werden, die ersten Terminals sind praktisch fertig. Aber der Umstieg von Pipeline- auf Flüssiggas wird zu einer teuren Angelegenheit, die Kosten für die Anlagen verdoppeln sich[ds_preview]

Insgesamt fünf sogenannte FSRUs, schwimmende Regasifizierungseinheiten, sollen künftig in vier Häfen an der deutschen Küste LNG-Importe verarbeiten und Erdgas ins Netz einspeisen. Auf unter 3 Mrd. € hatte das Bundeswirtschaftsministerium ursprünglich die Kosten beziffert. Wie das Haus von Minister Robert Habeck nun aber im November einräumte, erhöhen sich die Ausgaben um mehr als das Doppelte auf über 6,5 Mrd. €.

Der Kostensprung sei »aufgrund der sich dynamisch entwickelnden Situation notwendig«, erklärte das Wirtschaftsministerium und bestätigt damit einen Bericht des »Spiegels«. Die Steigerung resultiere sowohl aus der von vier auf fünf aufgestockten Anzahl von Anlagen, höheren Betriebskosten beziehungsweise Charterkosten als auch aus den Investitionen für zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen an Land, heißt es. Aus Unterlagen des Haushaltsausschusses geht laut des »Spiegel«-Berichts hervor, dass zwei der FSRU für 15 statt der zunächst vorgesehenen zehn Jahre gechartert werden sollen.

Erste Terminals fertig

Die deutschen LNG-Terminals sollen Gasimporte über den Seeweg ermöglichen und dabei helfen, sich aus der Abhängigkeit von russischer Energie, vornehmlich Gas, zu lösen. Die ersten Anlagen sollen noch vor Jahresende beziehungsweise zu Beginn des kommenden Jahres ihren Betrieb aufnehmen.

In Wilhelmshaven plant der Gasversorger Uniper die Inbetriebnahme des Terminals noch im Dezember. Mitte November wurde die Fertigstellung des Anlegers gemeldet – 194 Tage nach Baubeginn, für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich schnell. Die Anbindung ans Gasnetz muss noch fertig gestellt werden. Uniper will ins Wilhelmshaven bis zu 7,5 Mrd. m3 Erdgas umschlagen, was rund 8 % des deutschen Bedarfs entspräche. Dafür kommt die FSRU »Höegh Esperanza« um Einsatz. Ende 2023 soll noch ein zweites schwimmendes LNG-Terminal in Wilhelmshaven an den Start gehen.

9.11.22LNG Terminal NPorts
Der Anleger für die FSRU in Wilhelmshaven wurde Mitte November fertiggestellt © NPorts

In Brunsbüttel haben Ende September die Bauarbeiten an der Gasleitung für das geplante LNG-Terminal begonnen. Das Terminal wird eine jährliche Durchsatzkapazität von 8 Mrd. m3 Erdgas haben, die auf mindestens 10 Mrd. m3  erweitert werden können. Die Fertigstellung ist für 2026 avisiert, wobei derzeit Anstrengungen unternommen werden, die Inbetriebnahme des Terminals zu beschleunigen.

In Stade wird noch am Anleger für die FSRU gearbeitet, Ende 2023 könnte die Anlage in Betrieb gehen. Ursprünglich war ein Start erst für 2026 vorgesehen. Derzeit wird vor dem Schutzdeich am Industriepark in Bützfleth die Baustelle für den »Hanseatic Energy Hub (HEH) eingerichtet, mit den Bodensondierungen wurde begonnen. Die geplante Regasifizierungskapazität des Terminals beträgt 13,3 Mrd. m³ im Jahr.

In Lubmin hat die Deutsche Regas einen Anleger für den LNG-Import per FSRU gebaut. Da hier auch Gas-Pipelines wie Nordstream 1 und 2 das Festland erreichen, war der Anschluss an das Gasleitungsnetz keine große Hürde. 5,2 Mrd. m2 Gas sollen hier in der ersten Ausbaustufe jährlich umgeschlagen werden. Ende November kam bereits die 283 m lange FSRU »Neptune« in der Region an, die in Lubmin als schwimmendes Terminal genutzt werden soll.

Der Betreiber hatte im November signalisiert, dass das Terminal zum geplanten Start am 1. Dezember »technisch bereit« sei. Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand aber noch die letzte Genehmigungen durch das zuständige Landesamt aus.

Ein weiteres Terminal, neben dem privatwirtschaftlichen der Deutschen Regas, plant der Bund in Lubmin. Das könnte aber frühestens in einem Jahr in Betrieb gehen.

Womöglich kommt noch eine sechste FSRU hinzu. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hatte Mitte November bekannt gegeben, dass er mit Bundeswirtschaftsminister Habeck eine Einigung über die Finanzierung erzielt hat. Noch vor sechs Wochen galt das Vorhaben als gescheitert. Für zunächst ein Jahr soll eine schwimmende LNG-Anlage in Hamburg-Moorburg stationiert werden. Allerdings stehen noch Sicherheitsprüfungen an. Vor August 2023 könne die Einrichtung nicht in Betrieb gehen, hieß es. KF/fs