Das chinesische Neujahrsfest bringt den Reedereien keine Freude, Abfahrtstreichungen nehmen jetzt zu, der Grund dafür liehgt für Analysten auf der Hand.[ds_preview]
Die schwache Nachfrage in der Container-Seefrachtbranche zeigt sich deutlich in den neuesten Daten von Xeneta: Auf dem Hauptkorridor zwischen Asien und der US-Westküste haben die Reedereien vor dem chinesischen Neujahrsfest mehr als sechsmal so viele Abfahrten gestrichen wie im Vergleichszeitraum des Jahres 2019. Und nach Einschätzung der Osloer Analysten könnte dies nur die Spitze des Eisbergs sein, da die aktuellen Daten nur die vor dem 6. Januar angekündigten Fahrten zählen.
Xeneta stellt nach Auswertung von Echtzeit-Seefrachtratendaten globaler Verlader fest, dass die Reedereien in den vier Wochen vor den Feiertagen 220.489 TEU im Verkehr gestrichen haben. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den 29.796 TEU, die im gleichen Zeitraum des Jahres 2019, dem letzten vollen Jahr vor der Pandemie, an Kapazität gestrichen wurden.
Andere wichtige Korridore waren ebenfalls betroffen: Im Asien-Nordeuropa-Verkehr stiegen die Blanked Sailings gegenüber 2019 um 715 % auf derzeit 226.000 TEU, während die Abfahrtsstreichungen zwischen dem Fernen Osten und der US-Ostküste um 340 % auf 140.000 TEU stiegen.
»Das zeigt, wie gering die Nachfrage in der Branche derzeit ist«, sagt Peter Sand, Chefanalyst von Xeneta. »In einem normalen Jahr sehen wir im Vorfeld dieses wichtigen chinesischen Feiertags nur sehr wenige Blanked Sailings, da die Verlader ihre Lagerbestände aufstocken. Dies ist also eine besorgniserregende Entwicklung für die Reedereien und zweifellos ein schlechtes Omen für das kommende Jahr.«
Sand fügt hinzu, dass auch in der Woche des Feiertags selbst ein Rückgang der Aktivitäten zu verzeichnen war, wobei die gestrichene Kapazität auf der Route Asien-US-Westküste derzeit bei 57.970 TEU liegt, was einen steilen Anstieg gegenüber den 6.800 TEU im Jahr 2019 bedeutet.
»Zahlen werden bis zum 22. Januar wahrscheinlich noch steigen«
»Und diese Zahlen werden bis zum 22. Januar wahrscheinlich noch steigen«, stellt Sand fest, »ebenso wie die Zahl der Blanked Sailings in den vier darauffolgenden Wochen, in denen die Reedereien ihr Angebot traditionell aufgrund des Rückgangs der chinesischen Produktion und der damit verbundenen Exporte einschränken.« Derzeit sind für die Zeit nach Neujahr rund 68.000 TEU an Blanked Sailings angekündigt, was weniger ist als 2019. »Allerdings bleibt den Reedereien noch viel Zeit, um weitere Kapazitäten abzubauen, so dass die Gesamtzahl in diesem Jahr die von 2019 in den Schatten stellen dürfte«, so Sand.
Zwar war die Zahl der gestrichenen Fahrten im vergangenen Jahr tatsächlich weit höher war. Dies war jedoch eine Ausnahmesituation. »Das aktuelle Niveau ist etwa halb so hoch wie die gestrichene Kapazität um Neujahr 2022. Dies war jedoch auf eine enorme Belastung der globalen Lieferketten zurückzuführen, da Staus und fehlende Ausrüstung die Fahrpläne aus dem Lot brachten.« In einigen Fällen seien die Reedereien gezwungen gewesen, ihre Hin- und Rückfahrten um Wochen zu verlängern, so dass die Schiffe nicht mehr rechtzeitig zu ihrer nächsten geplanten Abfahrt zurückkehren konnten.
»Dieses Jahr ist es ganz anders. Es handelt sich eindeutig um einen Nachfragerückgang – wie wir an den sinkenden Seefrachtraten erkennen können, da die Reedereien um Aufträge konkurrieren – und nicht um Überlastung, Covid oder andere ›strukturelle‹ Probleme. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es schwierig ist, im Moment viel Neujahrsstimmung am Horizont für die Branche zu sehen«, so der Analyst.