Das französische Reedereiprojekt Neoline kommt der Indiensstellung des ersten RoRo-Frachters mit Wind als Hauptantrieb näher: Der Bauvertrag ist in trockenen Tüchern.[ds_preview]
Gestern wurde der offizielle »Startschuss« für den Bau bekannt gegeben. Damit meint Neoline aber nicht den ersten Stahlschnitt oder die Kiellegung, sondern einen effektiven Bauvertrag. Unterzeichnet wurde er von Neoline und der türkischen Werft RMK Marine.
Es soll das erste Schiff sein, das mit einem SolidSail-Takelungssystem ausgestattet ist, das wiederum vom französischen Schiffbauer Chantiers de l’Atlantique geliefert wird.
NEOLINE Armateur ist die 2021 von NEOLINE Développement gegründete Reederei, die ab 2025 das erste Schiff »Neoliner«, ein RoRo-Frachtschiff mit Windantrieb, auf der transatlantischen Pilotlinie zwischen Saint-Nazaire, Saint-Pierre-et-Miquelon, Baltimore und Halifax mit monatlichen Abfahrten betreiben wird. Französische Vorzeigeunternehmen wie die Renault-Gruppe, die Beneteau-Gruppe, die Manitou-Gruppe, Michelin, Jas Hennessy & Co, Clarins, Longchamp oder Rémy Cointreau gehören zu den ersten Kunden und Pionierschiffen dieser neuen Linie zwischen Frankreich und Nordamerika.
Vor dem Bau mussten noch einige Finanzierungsdetails geklärt werden. Die Finanzierung der ersten »Neoliner« mit einem Budget von mehr als 60 Mio. € wurde zum Teil durch die CMA CGM Gruppe, ADEME Investissement, NEOLINE Développement, die Reederei Corsica Ferries und Louis Hardy SAS (ein Unternehmen aus Saint-Pierre und Miquelon) ermöglicht. Weitere Finanzmittel wurden von der Banque des Territoires in Form von Anleihen in Höhe von 3,8 Mio. € und von der Region Pays de la Loire in Form eines rückzahlbaren Vorschusses in Höhe von 1,3 Mio. € bereitgestellt. Der Bankanteil der Finanzierung wird von der Crédit Industriel et Commercial (CIC) in Form eines Steuerleasings bereitgestellt. Diese Finanzierung ist durch eine von Bpifrance Assurance Export gewährte Bürgschaft für strategische Projekte gedeckt.
Neoline konnte zudem nach eigenen Angaben mehrere Investoren zusammenbringen, um einen Anteil an der Finanzierung bereitzustellen, nämlich die Investorengemeinschaft für Beteiligungsfinanzierung WiSEED, das Unternehmen ARCAD sowie die Fonds Mer Invest und Pays de la Loire Participations.
Die Werft RMK Marine wird den Bau mit Hilfe einer Gruppe französischer Partner durchführen, darunter Chantiers de l’Atlantique, Entwickler und Lieferant des innovativen SolidSail-Takelungssystems; MAURIC, verantwortlich für Design-, Regulierungs- und Leistungsstudien; D-ICE Engineering, ein in Nantes ansässiges Deeptech-Unternehmen für speziell an Windantriebssysteme angepasste Routing-, Navigations-, Steuerungs- und Überwachungssysteme oder Fouré Lagadec, Entwickler und Hersteller von einziehbaren Anti-Drift-Flossen. Insgesamt werden mehr als 30% der Baukosten französischen Unternehmen zugute kommen.
Werftchef Adnan Nefesoğlu sagte: »Wir finden es sehr wertvoll, dass erneuerbare Energiequellen, insbesondere die Windenergie, in unserem eigenen Sektor Anwendung finden. Nach der Unterzeichnung der Absichtserklärung im Juli 2022 sind wir stolz darauf, den Prozess mit der Unterzeichnung eines Vertrags abgeschlossen zu haben und das Privileg zu haben, diesen Vertrag in die Tat umzusetzen.«
»Wir sind da, der erste Neoliner wird zum Leben erweckt…«
Jean Zanuttini, CEO von Neoline
Emilie Espanet, Direktorin des CMA CGM Energy Fund sagte zur Notwendigkeit der Dekarbonisierung in der Schifffahrt: »Angesichts der Bedeutung der Herausforderungen sind wir von der Notwendigkeit überzeugt, alle Optionen zu prüfen. Um die dekarbonisierten Antriebslösungen von morgen zu entwickeln, müssen mehrere Technologien nebeneinander bestehen.« Das Neoline-Projekt erscheine CMA CGM äußerst vielversprechend«.
Das 136 m lange RoRo-Schiff »Neoliner« hat zwei 76 m hohe SolidSail-Faltkarbonmasten und 3.000 m² Segelfläche. Für Hafenmanöver und für den Bedarfsfall wird der Neubau außerdem mit einem Hilfsmotor und Generatoren ausgestattet sein.
Die Ladekapazität beträgt 1.200 laufende Meter (2,8 m breit) oder 265 TEU bei einem Höchstgewicht von 5.300 t. Die Besatzung wird aus 13 Personen bestehen (sie kann auf 20 aufgestockt werden, um Auszubildende und Techniker an Bord zu nehmen), und das Schiff bietet 12 Passagieren in sechs Doppelkabinen Platz.