Der eigentlich robuste Handel mit Kühlladung zwischen Europa und dem Fernen Osten gerät langsam in den Strudel derselben Marktkräfte, die auch im restlichen Container-Seefrachtbereich wirken.[ds_preview]
Auf anhaltende Volumenrückgänge folgen nun sinkende Spot- und Langfristraten, wie die jüngsten Daten von Xeneta zeigen. Demnach liegt die Spotrate (Stand 23. Januar) für die führenden Fronthaul-Reefer-Trade jetzt bei 4.240 $ pro FEU. Nach fast zwei Jahren, in denen die Preise über 5.000 $ pro Kühl-FEU lagen, kam es im Dezember 2022 zu einem starken Rückgang. In den Worten von Xeneta-Chefanalyst Peter Sand hat sich damit der »Charakter des Marktes verändert«, wobei die Spotraten nun zum ersten Mal seit Oktober 2019 unter den langfristigen Vertragsraten liegen.
Die Crowd-Sourced-Daten von Xeneta zeigen eine aktuelle langfristige Rate von knapp 4.500 $ pro Kühlcontainer-FEU. Der Höchststand im September letzten Jahres lag bei 4.850 $ lag. »Wenn die Spotraten unter die langfristigen Verträge fallen, ist das ein klassisches Zeichen für einen schwachen Markt«, kommentiert Sand. »Es handelt sich um eine der verkehrsreichsten Kühlschifffahrtsrouten der Welt mit einer guten Ratenbilanz, aber auch sie ist nicht immun gegen die Kräfte, die derzeit auf die Containerfracht einwirken.«
»Was wir beobachten, ist ein anhaltender Rückgang der Nachfrage bzw. des Volumens, vor allem nach China, und das führt – neben der nachlassenden Überlastung der Lieferkette und der verfügbaren Ausrüstung und Kapazität – zu sinkenden Preisen«, so Sand. Bereits im August seien die Spotpreise für die wichtigsten Trockenverkehre unter die langfristigen Raten gefallen. Jetzt sehe es so aus, als würde das Kühlsegment aufholen. »Die Überraschung ist wohl, dass die Preise so lange so hoch blieben«, so Sand.
In diesem Zusammenhang weist Sand darauf hin, dass die Kühltransporte von Europa nach Fernost im Jahr 2020 ihren Höhepunkt erreichten und seither rückläufig sind. Im Jahr 2021 sank das Volumen um 4 % und beschleunigte sich bis 2022 auf einen Rückgang von 13 %. Dies entspricht einem Verlust von 100.000 TEU von Januar bis November 2022.
»Während des elfmonatigen Zeitraums haben wir tatsächlich einen Rückgang der Nachfrage aus China um 30 % im Vergleich zum Vorjahr erlebt, was 115.000 TEU entspricht. Der einzige Grund dafür, dass der Gesamtverlust für den Fernen Osten geringer ausfiel, ist die Tatsache, dass die Nachfrage nach Nordasien und Südostasien um 7,2 % bzw. 2,6 % zunahm. Diese Verschiebungen führten dazu, dass der Gesamtanteil Chinas am Kühlschiffsverkehr auf dem Korridor von 51 % im Jahr 2021 auf 41 % im vergangenen Jahr zurückging. Die Zeit wird zeigen, ob dieser Trend anhält.«
Trotz den sinkenden Raten zeigen historische Daten, dass die Preise noch immer relativ stark sind. Im dritten Quartal 2019 konnten beispielsweise langfristige Kühlcontainerverträge für lediglich 2.000 $ pro FEU unterzeichnet werden.