Container Stapel Frachtraten und Seefracht Symbolbild
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Der Preisunterschied zwischen langfristigen Frachtraten und Spot-Raten war für die Linienreedereien zuletzt nicht mehr zu verteidigen. Jetzt geben die Verlader bei den Vertragsverhandlungen den Ton an. [ds_preview]

Auf den wichtigsten Handelskorridoren der Welt schließt sich die zuvor große Lücke zwischen zwischen Vertrags- und Spot-Frachtraten. Wie aktuelle Daten von Xeneta zeigen, zahlten Verlader bis zum 12. Dezember 2022 für langfristige Kontrakte durchschnittlich 3.900 $ pro FEU mehr als auf dem Spotmarkt. Bis zum 12. Februar war dieser Preisaufschlag auf 810 $ pro FEU geschmolzen.

Der Korridor mit dem stärksten Rückgang war das Fahrtgebiet Fernost-US-Ostküste. Denn hier fiel die der Aufpreis für langfristige Vertragsraten von 5.180 $ pro FEU Mitte Dezember im Laufe der nächsten zwei Monate auf 1.280 $.

»Die gedrückte Nachfrage, die Lockerung der Lieferkette und die Verfügbarkeit von Equipment sowie andere makroökonomische und geopolitische Faktoren haben die starke Position der Reedereien m vergangenen Jahr untergraben, wobei die Spot-Raten im Einklang mit den schwächer werdenden Fundamentaldaten schnell fielen. Die langfristigen Raten hielten dem Sturm jedoch zunächst stand, so dass sich zwischen dem lang- und dem kurzfristigen Markt eine markante Lücke auftat. Aber das ändert sich jetzt«, sagt Peter Sand, Chefanalyst bei Xeneta.

Verlader machen Druck

Der erbitterte Wettbewerb um Mengen in einem schrumpfenden Markt und die Möglichkeit, dass Verlader auf Spotraten umsteigen, bedeutete, dass die Bemühungen der Verfrachter, die hohen langfristigen Raten aufrechtzuerhalten, immer aussichtslos waren. „Letztlich haben sich die Marktkräfte als unwiderstehlich erwiesen, wie diese dramatische ›Korrektur‹ des Ratengefälles zeigt«, sagt Sand.

Der Xeneta-Analyst stellt fest, dass die Verlader bei den Verhandlungen jetzt die Oberhand haben. Er geht davon aus, dass die langfristigen Raten weiter sinken werden. »Viele Verlader streben nach indexgebundenen Verträgen, um sicherzustellen, dass sie künftige Ratenrückgänge nicht verpassen. In einem kürzlich durchgeführten Webinar für Xeneta-Kunden antwortete fast ein Viertel der Teilnehmer, dass sie indexgebundene 12-Monats-Verträge abschließen würden. Ein weiteres Fünftel gab an, dass sie die Laufzeit ihrer neuen langfristigen Verträge auf drei bis sechs Monate verkürzen, um von dem erwarteten anhaltenden Abwärtstrend zu profitieren. »Die Tatsache, dass sie diese Strategien verfolgen können, zeigt deutlich, dass ihre Macht am Verhandlungstisch gewachsen ist«, so Sand.

Mittelmeerroute mit geringstem Gefälle bei Frachtraten

Aus den Daten von Xeneta geht auch hervor, dass der Verkehr zwischen dem Fernen Osten und dem Mittelmeer der Hauptverkehr mit dem geringsten Ratengefälle ist. Hier liegen die Spotraten derzeit durchschnittlich bei 3.120 $ pro FEU und die langfristigen Verträge bei 3.270 $ pro FEU (ein Aufschlag von 150 $).

In vier der kleineren der 13 wichtigsten Xeneta-Verkehre zahlen Verlader auf dem Spotmarkt mehr als diejenigen, die neue langfristige Verträge unterzeichnen – mit Spotaufschlägen zwischen 10 und 430 USD pro FEU. Bei allen vier handelt es sich um Verkehre von Europa aus, zwei vom Mittelmeer in den Fernen Osten und an die US-Ostküste sowie die Korridore von Nordeuropa in den Fernen Osten und an die südamerikanische Ostküste