Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion will das Offshore-System »BorWin4« ein Jahr früher als geplant in Betrieb nehmen. Zunächst steht aber das Planfeststellungsverfahren an.[ds_preview]

Das Verfahren für das Netzanbindungssystem BorWin4 in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Nordsee beginnt, wie Amprion jetzt ankündigte. Die Seekabelverlegung soll 2027 starten.

Der Konzern bindet damit Windparks in der Nordsee an das Übertragungsnetz an. Sie liegen in der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) und fallen damit in die Zuständigkeit des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Im Frühjahr 2021 hatte Amprion die Genehmigungsunterlagen zur Vollständigkeitsprüfung bei der Bundesbehörde eingereicht. Gegenstand der Unterlagen sind die Konverterplattform »BorWin delta« und das etwa 90 km lange Seekabelsystem nördlich der 12-Seemeilen-Grenze. »Die Vereinbarkeit des Projektes mit der Sicherheit des Schiffs- und Luftverkehrs sowie dem Schutz der Meeresumwelt findet besondere Berücksichtigung«, heißt es seitens Amprion.

Nachdem das BSH die Vollständigkeit der Unterlagen bestätigt habe, beginnen das Planfeststellungsverfahren sowie die formelle Beteiligung der Öffentlichkeit, von Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange. Amprion hat im vergangenen Jahr bereits die wesentlichen Aufträge in der AWZ vergeben: Siemens Energy und Dragados Offshore werden die Konverterplattform liefern, Prysmian Powerlink die Seekabel.

Amprion rechnet mit baldigen Rückmeldungen

Der Betreiber rechnet bereits »in den nächsten Wochen« mit den Rückmeldungen aus dem Beteiligungsverfahren. Die anschließende Prüfung durch das BSH beinhaltet auch eine Interessenabwägung. Ziel sei es, den Planfeststellungsbeschluss bis spätestens Anfang 2024 zu erhalten. Die AWZ birgt im Vergleich zu den anderen Genehmigungsabschnitten eine Besonderheit: Nach dem Beschluss folgt noch ein Vollzugsverfahren mit einem mehrstufigen Freigabeverfahren. Amprion muss die im Planfeststellungsbeschluss festgelegten Nebenbestimmungen bei der technischen Umsetzung berücksichtigen und dies nachweisen. »Der Beginn des Planfeststellungsverfahrens ist für uns enorm wichtig. Wir wollen BorWin4 bereits 2028 – und damit ein Jahr früher als ursprünglich geplant – in Betrieb nehmen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Beschleunigungsziele der Bundesregierung zu erreichen«, so Projektleiter Mario Bechmann.

»DolWin4« und »BorWin4«

Die weitestgehend parallel verlaufenden Offshore-Netzanbindungssysteme »DolWin4« und »BorWin4« gehören zu den wichtigen Energiewende-Projekten in Deutschland. Sie sollen 2028 in Betrieb gehen. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 bzw. 125 km auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 km als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo Amprion sie an sein Übertragungsnetz anschließen will. Dort geht demnächst das Kernkraftwerk Emsland vom Netz. »DolWin4« und »BorWin4« sollen sicherstellen, dass die entfallende Erzeugungskapazität durch 1,8 GW Offshore-Windenergie ersetzt wird.