Hamburger Hafenempfang 2023 IMMH
© Selzer
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Der Hamburger Hafenempfang hat dieses Jahr wieder mehr als 600 Führungskräfte aus Schifffahrt, Schiffbau, Hafenwirtschaft und Politik zusammengeführt. Die Wettbewerbsfähigkeit des Hamburger Hafens war das Top-Thema.

Nach drei Jahren Pause aufgrund der Corona-Pandemie fand gestern der Hamburger Hafenempfang wieder statt. Über 600 geladene Gäste, Führungskräfte aus Schifffahrt, Schiffbau und Hafenwirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft, fanden sich im Internationalen Maritimen Museum (IMMH) ein. [ds_preview]

Austausch, Networking und »Hafenreden« standen auf dem Programm. Nach der Begrüßung durch IMMH-Vorstand Peter Tamm und Organisator Klaus Schümann trat Rolf Habben Jansen, CEO der Reederei Hapag-Lloyd ans Pult und erhielt viel Beifall für seine Rede. Habben Jansen betonte die Bedeutung des Hamburger Hafens, nutzte allerdings auch ausgiebig die Gelegenheit, um auf die Themen hinzuweisen, die für die Reederei als Hafenkunde größte Relevanz haben. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass man alles auf den Prüfstand stellen müsse, auch die Häfen, die die Reederei anlaufe, während sie sich mehr und mehr auf einige Transithäfen konzentriere. »Hamburg gehört dazu und bleibt unser Heimathafen, aber es ist nicht der einzige Hafen«, so Habben Jansen.

Hapag-Lloyd-CEO plädiert für deutsche Hafenkooperation

»Hamburg hat in den letzten 15 Jahren wesentlich an Bedeutung verloren. Der Hafen sei im Ranking der internationalen Großhäfen von Platz 12 auf Platz 20 gerutscht, »und ich befürchte, das ist leider nicht das Ende«, so der Reedereichef. Gleichzeitig sei Rotterdam von Platz 10 auf 11 gefallen und Antwerpen von Platz 14 auf Platz 13 geklettert. »Das ist nicht nur Hamburg geschuldet, aber zu behaupten, dass wir damit gar nichts zu tun haben, und es nur wegen externer Faktoren passiert, ist aus meiner Sicht auch nicht richtig.«

Hamburger Hafenempfang 2023 Rolf Habben Jansen
Rolf Habben Jansen, CEO von Hapag-Lloyd, auf dem Hamburger Hafenempfang 2023 © Selzer

Hamburg sei vergleichsweise teuer. Der Hafen müsse nicht der billigste sein, aber das Preisniveau spiele im schwieriger werdenden Markt eben eine Rolle. Stärken Hamburgs seien die Bahnanbindung, allerdings gebe es beim Thema Infrastruktur auch Probleme, beispielsweise die Elbvertiefung und die Köhlbrandbrücke. Die Reederei brauche Planungssicherheit. »Ich könnte gut mit einer neuen Köhlbrandbrücke leben, ich brauche nicht unbedingt einen Tunnel. Aber es wäre gut, wenn irgendjemand eine Entscheidung trifft und sagt: Es wird eine Bücke und dann wird sie fertig.«

»Wir brauchen starke deutsche Häfen und deshalb plädieren wir dafür, dass die deutschen Häfen eng miteinander kooperieren. Die große Konkurrenz für Hamburg sitzt nicht in Wilhelmshaven oder Bremerhaven, sondern in Rotterdam und Antwerpen«. Man habe sich auch deswegen für ein Engagement in Wilhelmshaven entschieden, weil man denke, dass das eine Stärkung der deutschen Standorte gegenüber den Westhäfen in Sachen Transitzeiten und Kosten bedeute. Terminalbeteiligungen von Reedereien sieht Habben Jansen generell positiv, das sichere Ladungsmengen.

»Wir würden uns wünschen, dass die Hafenwirtschaft in Hamburg mit all ihren Akteuren mehr mit einer Stimme spricht und besser kooperiert. Die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft des Hamburger Hafen hängt auch davon ab, dass wir an einem Strang ziehen«, so Habben Jansen. »Wir haben einen guten Hafen hier, wir müssen gemeinsam daran arbeiten, den Hafen nach vorn zu bringen. Aber dazu muss man auch anerkennen, dass Produktivität, Kosten und Infrastruktur stimmen müssen und vielleicht muss man sich auch die Frage stellen, ob alle Häfen in Deutschland alle Marktsegmente bedienen müssen, oder ob eine weitergehende Zusammenarbeit langfristig zu einem besseren Ergebnis führt.

Herausforderungen für Hamburger Hafen haben nationale Dimension

Die Hamburger Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard trat nach Habben Jansen ans Redepult und begann ihre Rede mit den an den Hapag-Lloyd-CEO gerichteten Worten »Der Fehdehandschuh ist angekommen.« Keiner bestreite die Bedeutung des Hafens, manchen sei die Bedeutung Hamburgs und anderer deutscher Seehäfen vielleicht nicht bewusst.

Man dürfe nicht so arrogant sein, die Herausforderungen der Zukunft mit kommunalen Mitteln zu bestehen. Man sei in Zukunft auf bundeseinheitliche Entscheidungen angewiesen. Es gehe um Infrastruktur, aber auch darum, wie man sich mit einer nationalen Hafenstrategie. In der Tat sitze die Konkurrenz in Belgien und den Niederlanden.

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Mit den Nachbarbundesländern sei man im Dialog, mit Schleswig-Holstein gibt es eine Infrastruktur-Arbeitsgruppe. Leonhard betonte auch die länderübergreifende Einigung zum Sediment-Management für den Hafen, die für die nächsten zehn Jahre Sicherheit geben soll. Man könne aber auch im Hamburg noch eine Menge für den Hafen tun, beispielsweise in gesamtstädtischen Debatten. Der Ausgleich von wirtschaftlichen und städtebaulichen Interessen werde immer schwieriger. »Diese Auseinandersetzung müssen wir jeden Tag engagiert führen«.

»Wenn wir weiterhin in dem Maße vom Hamburger Hafen profitieren wollen, mit weit über 100.000 Beschäftigten und 57 Mrd. € Brutto-Wertschöpfung bundesweit, dann darf er uns nicht nur Kulisse sein, dann muss da auch Wertschöpfung passieren«, sagte Leonhard. Deswegen sei klar, Projekte wie die A26 und die neue Köhlbrandquerung müssten kommen – allerdings in Zusammenarbeit mit dem Bund, sagte die Senatorin noch einmal mit dem Verweis auf die globalen Herausforderungen und die begrenzten kommunalen Mittel.

Hamburger Hafenempfang seit 2010

2010 riefen Prof. Peter Tamm und Klaus Schümann den Hamburger Hafen Empfang ins Leben. Die Veranstaltung sollte als jährliches Treffen von Entscheidern aus Wirtschaft, Politik, Instituten und Behörden dienen. Als Veranstaltungsort dient das Internationale Maritime Museum, der älteste noch erhaltene Speicher Hamburgs. Das Event vernetzt jedes Jahr mehr als 600 Führungskräfte aus Schifffahrt, Schiffbau und Hafenwirtschaft mit Politik, Kultur und Wissenschaft. Seit diesem Jahr ist die HANSA exklusiver Media-Partner des Events.