Seit 40 Jahren gibt es in Deutschland die Ausbildung zum Schiffsmechaniker. Sabine Zeller, Geschäftsführerin der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt (BBS), ist trotz den bisweilen widrigen Umständen absolut zuversichtlich, dass es die Ausbildung auch in Zukunft geben wird. Es gibt Ihrer Ansicht nach aber Handlungsbedarf.
Die Zahl der deutschen Schiffsmechaniker ist in den letzten Jahren geschrumpft. Aktuell ist die Nachfrage allerdings wieder deutlich gestiegen, es gibt zu wenige Schiffsmechaniker und Auszubildende. Ein Grund: Die Demografie. Ob die Schifffahrt die Entwicklung »verpennt« hat? »Man hat sich das halt lange schöngeredet«, sagt Zeller in der neuen Folge des HANSA PODCASTs. »Aber ich sehe nicht, dass die Ausbildung keine Zukunft hat. Totgesagte leben manchmal eben doch länger«, so die BBS-Chefin, die selbst einige Jahre zur See gefahren ist.
Auch international agierende Reedereien bilden noch aus. Zeller erläutert einen Grund dafür und geht auch auf den Unterschied zu philippinischen Seeleuten und Parallelen zum Fachkräftemangel bei Nautikern und Offizieren ein.
Die BBS unterstützt explizit die Initiative des Verbands Deutscher Reeder (VDR) für ein »Jahr der Ausbildung«. »Alles, was mehr Aufmerksamkeit schafft, ist gut. Manche sagen, das Bild sei zu negativ. Ich sage: Nein, das Bild ist nicht negativ, es ist nicht vorhanden.«
Sind Frauen die besseren Schiffsmechaniker?
Ein Aspekt bei der Betrachtung der Ausbildung ist die Geschlechterfrage. Aktuell sind rund 10% der Azubis weiblich. Das ist nicht viel. »Aber dafür kann man sich sicher sein, dass diejenigen, die es machen, sich das auch wirklich gut überlegt haben, dabei bleiben und vor allem gut sind«, so Zeller. Bei Frauen gebe es eine deutlich höhere Quote an Auszeichnungen. Ein Grund dafür: »Manchmal hat man bzw. Frau das Gefühl, dass sie sich noch ein bisschen mehr beweisen muss.« Die ehemalige Seefahrerin hat das auch selbst erlebt, auf die eine oder andere Weise etwas beweisen zu müssen.
Arbeitgeber sollten sich insgesamt und geschlechter-unabhängig mehr Gedanken über das Arbeitsumfeld an Bord machen. Ein Aspekt: Die Familienplanung. »Und da muss ich zurück zur Geschlechterfrage kommen. Ich höre immer wieder: ›Ja, Frauen und die Seefahrt‹… Da müsse man bedenken, dass irgendwann der Kinderwunsch kommt. Dann sage ich: Macht Euch diese Gedanken grundsätzlich – unabhängig davon, ob es eine Frau oder ein Mann ist.« Es gehe um Anreize
Wichtiger als die Bezahlung ist für junge Leute die Work-Life-Balance. Das müsse gar nicht so sein wie an Land. Zeller berichtet von ihren eigenen Erfahrungen. »Ich hatte nie eine bessere Work-Life-Balance als in der Zeit, als ich an Bord war«, sagt sie, und gibt weitere Einblicke preis.
Geht das Schicksal der Schiffsmechaniker in der Politik und der Öffentlichkeit manchmal ein wenig unter, wenn vor allem das Know-how von Nautikern oder Ingenieuren an Bord angepriesen wird? »Das ist ein wunder Punkt«, sagt Zeller, die von mangelnder Repräsentation der Branche und Plänen für die nächste Nationale Maritime Konferenz spricht.
Hören Sie hier kostenlos die komplette Episode. Sabine Zeller spricht darin unter anderem über:
- 40 Jahren Ausbildung zum Schiffsmechaniker in Deutschland
- mehr Nachfrage
- Demografie und Wahrnehmung
- (geringe) Wertschätzung für Schiffsmechaniker und »Schönreden«
- Problematische Rahmenbedingungen
- Hausaufgaben für Reeder und die Politik (»Auf Wahlplakaten findet man nur die Straße und die Schiene«)
- Sicherung von Know-how für Unternehmen und Behörden
- einen Vergleich zu philippinischen Seeleuten
- die mangelnde Attraktivität Deutschlands für ausländische Fachkräfte
- die Geschlechter-Frage und bessere Noten von Frauen
- ihre Erfahrung als Seefahrerin
- Work-Life-Balance (»War bei mir nie besser als zu meiner Seefahrt-Zeit«)
- die Bindung an ein Unternehmen– unabhängig von der Generationsfrage
- Pläne, der Ausbildung mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen
- ihre Rolle als Botschafterin bei der IMO
- die »Adoption« eines Schiffes und
- junge Menschen bei der Nationalen Maritimen Konferenz