Die Einbeziehung des Seeverkehrs in den Europäischen Emissionshandel ist heute mit der Zustimmung der EU-Parlamentarier abschließend bestätigt worden.
Wie bereits berichtet, wird die Schifffahrt im Hoheitsgebiet der EU ab 2024 für ihre CO2-Emissionen zur Kasse gebeten. Laut dem zuletzt zwischen Rat, Parlament und Kommission gefundenen Kompromiss werden zusätzlich auch Methan und Lachgas zunächst in die MRV-Verordnung und ab 2026 in das Emissionshandelssystem (ETS) aufgenommen. [ds_preview]
Kernpunkt ist der Handel mit CO2-Zertfikaten, der schrittweise hochgefahren wird. Das betrifft zunächst 40% der gemeldeten Emissionen für 2024, ab 2026 wird der Schadstoffausstoß dann zu 100% erfasst. Das gilt uneingeschränkt in allen EU-Gewässern, für Fahrten von und zu EU-Häfen sind es 50%.
Alle Schiffe >5.000 BRZ sind werden künftig im ETS erfasst. General-Cargo- und Offshore-Schiffe zwischen 400 BRZ und 5.000 BRZ werden ab 2025 in die MRV-Verordnung aufgenommen, sie könnten ab 2026 dann ebenfalls in das EU-ETS aufgenommen werden.
Emissionshandel soll alternative Kraftstoffe fördern
Zudem soll ein Klimafonds eingerichtet, um bedürftige Haushalte, Kleinstunternehmen und den Verkehrssektor zu unterstützen. Er soll ab 2026 mit bis zu 65 Mrd. € ausgestattet werden. Auf die Schifffahrt könnten früheren Angaben zufolge rund 1,5 Mrd. € aus dem Emissionshandel entfallen, die unter anderem zur Einführung alternativer Kraftstoffe genutzt werden sollen.
Das ETS ist Teil der im Juli 2021 vorgelegten »Fit for 55«-Strategie der EU. Es sieht vor, die Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55% gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und im Jahr 2050 Klimaneutralität zu erreichen.
»Auf dem Weg zur maritimen Verkehrswende wird ein Instrument eingesetzt, das die Kräfte des Marktes nutzt und nicht dirigistisch in den Markt eingreift«, kommentierte die IHK Nord jetzt die Parlamentsentscheidung. Für die norddeutsche Wirtschaft sei es besonders wichtig, dass die Einnahmen aus dem maritimen EU-Emissionshandel in die Branche zurückfließen würden. Daher sei die geplante Reinvestition der Erlöse aus dem Verkauf von 20 Millionen Emissionszertifikaten über den Innovationsfonds direkt in den maritimen Sektor ein positiver Schritt, teilte die IHK Nord mit.
»Emissionen machen nicht an europäischen Grenzen halt, wir hätten uns daher eine Lösung auf IMO-Ebene gewünscht“, heißt es weiter bei der IHK Nord. Es fehle jedoch ein effektives Frühwarnsystem, um bei Bedarf gegensteuern zu können. »Hier fordert die norddeutsche Wirtschaft daher eine Nachbesserung«, sagt Klaus-Jürgen Strupp, Vorsitzender der IHK Nord und Präsident der IHK zu Rostock.