Christoph Bruhn, Gründer und Geschäftsführer des Hamburger Schiffsmaklers Bruhn Shipbrokers, geht nicht davon aus, dass die extrem hohen Schiffsverkaufspreise der jüngsten Vergangenheit so noch einmal zu erwarten sind.
In der neuen Episode des HANSA PODCASTs geht er detailliert auf die Entwicklung und den »aus einem überzogenen Niveau« kommenden, wieder etwas abgekühlten Markt für Containerschiffe ein (der aktuell »heißeste« Markt seien Tanker).
In den vergangenen rund zwei Jahren gab es einen ziemlichen Boom mit hohen Charterraten und hohen Verkaufspreisen in der Containerschiffahrt – zum Teil zum acht- oder Zehnfachen des Schiffswertes. Waren die Preise angemessen? »Es ist aus der Situation heraus entstanden, auch durch eine kräftige Einkaufstour von einigen großen Linienreedereien.« Sie hätten sich zum Teil ihren Markt selbst kaputt gemacht, indem sie eben immer mehr gekauft hätten, »und so schraubt sich das dann nach oben«, sagt Bruhn.
Bei Schiffseignern führte der Trend zu einer relativ breiten Brust in den Verhandlungen. »Die Attitude von einem Reeder kann innerhalb von wenigen Wochen komplett drehen.« Wenn Interessenten dringend kaufen wollten, zum Teil ohne Besichtigung, dann finde das umgehend Eingang in die Verhandlungsstrategie von Verkäufern.
Weiterer Schrumpfkurs für deutsche Flotte
Es hat sich zwar etwas beruhigt, aber einige große Linien kaufen immer noch. Zudem sehen jetzt kleinere oder mittelgroße Operator ihre Chance, die zuvor im Käufer-Wettbewerb keine Chance hatten, so der Makler, der auch auf die Frage eingeht, ob der Umweltschutz beziehungsweise die Umweltregulierung zu einem größeren Verkaufsinteresse führt.
Der Run auf Containerschiffe hat auch zu einem weiteren Abverkauf in der deutschen Flotte geführt – »eigentlich eine tragische Entwicklung« – dem zweiten nach der langen Schifffahrts- und Bankenkrise. Tendenziell gehörten deutsche Reeder eher zu den Verkäufern als zu Käufern.
Zu einer Reduzierung der hiesigen Makler-Anzahl hat der Schrumpfkurs jedoch nicht geführt, wie Bruhn erläutert: »Wir haben weiterhin einen sehr starkes Makler-Segment im An- und Verkauf hier in Hamburg.« Er betrachtet im Gespräch die Gründe dafür und beleuchtet, wie und mit welchen Maßnahmen sich die Makler in den Krisenjahren behaupten konnten. Dabei geht es unter anderem um die Einbindung in die Verkaufswelle, die durch die finanzierenden Banken verursacht wurde.
Bruhn will Berufsethik aufrechterhalten
Der Kuchen sei aber kleiner geworden, so der erfahrene Manager, der auch darüber spricht, ob und wie deutsche Makler sich aktuell und künftig im Wettbewerb behaupten können beziehungsweise wie eine Konsolidierung aussehen könnte und was den hiesigen Markt – im Unterschied zu anderen internationalen Standorten – ausmacht.
Nicht zuletzt spricht Bruhn über seine eigenen Pläne und »eine gewisse Berufsethik«, die er wahren möchte. Einige Methoden, die im Markt praktiziert werden, findet er nicht gut. Letztlich müsse aber jeder Makler selbst entscheiden, wie er das umsetzen will, was er gelernt hat.
Hören Sie hier die komplette Episode mit Christoph Bruhn. Der Schiffmakler spricht darin unter anderem auch über:
- ein »extrem überzogenes Preis-Niveau«, Schiffswerte und eine Abkühlung des Marktes
- Erwartungen für Schiffspreise
- Attitude von Reedern und Schiffseignern
- Umweltschutz als potenzielle Verkaufsursache
- Käufer, »die sich ihren Markt selbst kaputt machen«
- neue Chancen für kleinere und mittlere Käufer
- Millionen-Profite und die Frage, was man mit den Erlösen nun macht
- die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für einen Schiffsverkauf
- die weitere Ausdünnung der deutschen Flotte und Folgen für Makler
- Containerschiffe, Bulker, (LNG-)Tanker
- die Banken- und Schifffahrtskrise und die Konsolidierung im Makler-Markt
- Pläne für sein eigenes Unternehmen
- Berufsethik und »bestimmten Methoden, die ich nicht teile«
- das neue Verkaufs-Standard-Werk »Shipsale 22« mit Aspekten die sich im Laufe der Jahre in Verhandlungen einschleichen und sich etablieren«