MSC, Container über Bord, Verlust
Eines der prominentesten Beispiele von Containerverlusten: Die »MSC Zoe« verlor 2019 hunderte Boxen in der Nordsee © Havariekommando
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Hunderte Container gingen im Jahr 2022 von Containerschiffen über Bord. Verglichen mit den Zahlen der Vorjahre sei die Entwicklung positiv, heißt es.

Im Vorjahr wurden 661 auf See verlorene Container gezählt. Das entspricht weniger als einem Tausendstel von 1 % (0,00026 %) der 250 Millionen Container, die derzeit jedes Jahr verschifft werden, wobei der Wert der beförderten Fracht mehr als 7 Bio. $ beträgt.

Das geht aus dem aktuellen Containers Lost at Sea Report der Branchenorganisation World Shipping Council (WSC) hervor. Im Jahr 2022 verzeichneten die meisten WSC-Mitgliedsreedereien keine oder nur einstellige Containerverluste, und nur zwei Reedereien meldeten Verluste von mehr als 100 Einheiten für das Jahr.

Betrachtet man die Ergebnisse des gesamten Fünfzehnjahreszeitraums (2008-2022), so schätzt das WSC, dass im Durchschnitt jedes Jahr 1.566 Container auf See verloren gingen. Die durchschnittlichen Verluste in den letzten drei Jahren betrugen 2.301 Container pro Jahr (2020-2022).

Das WSC vergleicht die aktuellen Ergebnisse auch mit dem Trend der Dreijahresdurchschnitte. Im ersten Zeitraum (2008-2010) betrugen die Gesamtverluste durchschnittlich 675 pro Jahr und vervierfachten sich dann im nächsten Zeitraum (2011-2013) auf durchschnittlich 2.683 pro Jahr. Dies war größtenteils auf den Untergang der »MOL Comfort« (2013) zurückzuführen, bei dem 4.293 Container verloren gingen, sowie auf die Grundberührung und den Verlust der »Rena« (2011), bei der rund 900 Container verloren gingen.

Summary of Containers Lost at Sea Analysis of the Sixteen-Year Trends WSC
© WSC

Im darauffolgenden Zeitraum (2014-2016) sank ein Schiff, die »El Faro« (2015). Dennoch lag der Dreijahresdurchschnitt der jährlichen Verluste in diesem Zeitraum bei 1.390, was etwa der Hälfte des vorherigen Zeitraums entspricht. Der Abwärtstrend setzte sich in den Jahren 2017-2019 fort, als sich der Dreijahresdurchschnitt der jährlichen Verluste mit 779 erneut fast halbierte. Auch die Einzelverluste waren nicht so hoch wie in den vorangegangenen Zeiträumen.

Der durchschnittliche Jahresverlust für den Zweijahreszeitraum 2020-2021 stieg von 779 auf 3.113 an, was auf größere Vorfälle zurückzuführen ist. Im Jahr 2020 verlor die »ONE Opus« mehr als 1.800 Container bei Unwettern. Auch die »Maersk Essen« wurde 2021 von Unwettern heimgesucht, die zum Verlust von rund 750 Containern führten.

»Jeder auf See verlorene Container ist einer zu viel«

»Der Rückgang der auf See verlorenen Container im Jahr 2022 ist eine positive Nachricht, aber es ist keine Zeit für Selbstzufriedenheit. Jeder auf See verlorene Container ist immer einer zu viel, und wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, die See zu einem sichereren Arbeitsplatz zu machen und die Umwelt und die Ladung zu schützen, indem wir die Zahl der auf See verlorenen Container reduzieren«, sagt John Butler, Präsident und CEO des WSC.

Korrektes Packen, Stauen und Sichern von Containern sowie die Angabe des korrekten Gewichts seien entscheidend für die Sicherheit eines Containerschiffs, seiner Besatzung und seiner Ladung, für die Arbeiter an Land und für die Umwelt, so die Organisation. Die Verantwortung für die Containersicherheit liege in der gesamten Lieferkette.

Fokus auf die Verbesserung der Sicherheit

Um die Verluste zu reduzieren haben das WSC, mehrere Mitgliedsreedereien und eine Reihe maritimer Interessengruppen im Jahr 2021 das Projekt MARIN Top Tier gestartet. Die durchgeführten Untersuchungen haben bereits konkrete Daten zu den Ursachen von über Bord gegangenen Containern und zur Vermeidung weiterer Zwischenfälle geliefert.

Schulungsmaterialien sollen zur Sensibilisierung für das Risiko verschiedener Arten des Überrollens beitragen, außerdem werden Hilfsmittel wie Videos und Rechner zur Verfügung gestellt, die helfen, solche gefährlichen Situationen zu vermeiden und gegebenenfalls zu bewältigen.

Die TopTier-Forschung befasst sich derzeit mit der Festigkeit von Containern und Laschmitteln, der Stauplanung und -optimierung, Richtlinien für den Schiffsbetrieb und der Reiseplanung. Im dritten und letzten Jahr des Projekts sollen weitere Ergebnisse in Form bewährter Praktiken, aktualisierter Sicherheitsstandards und Empfehlungen erwartet.

Auf der Seite der Regulierung gab es Fortschritte bei zwei wichtigen Regulierungsbemühungen für die Containersicherheit, an denen WSC bei der IMO beteiligt ist. Der Ausschuss für die Sicherheit im Seeverkehr (MSC 105) genehmigte eine Überarbeitung der IMO-Richtlinien für Containerinspektionsprogramme, wobei unter anderem klargestellt wurde, dass sie für alle Ladungen gelten, und Anleitungen aus dem CTU-Code sowie Inspektionen auf sichtbaren Schädlingsbefall hinzugefügt wurden.