DDR
© Eckardt
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Sie war Teil der Schiffbaugeschichte in der DDR, jetzt ist endgültig Schluss: Die »Nida« wird verschrottet.

Mit dem ehemaligen Trawler verlässt somit das letzte Schiff einer großen Schiffbauserie der DDR die nordeuropäischen Gewässer.[ds_preview] Es ist ein weiterer Abschluss von einem Teil maritimer Geschichte der DDR, im vergangenen Jahr war die Dänemark für die ostdeutschen Gewässer gebaute »Sassnitz« zur Verschrottung verkauft worden.

Über viele Jahre nahm der unter litauische Flagge fahrende Fischtrawler »Nida« vom Basishafen Bremerhaven immer wieder Kurs auf die Fanggebiete im Nordmeer, wo vornehmlich in der Schleppnetzfischerei Rotbarsch gefischt wurde. Nun verlies die »Nida«, nur noch mit einer Rumpfbesatzung besetzt, letztmalig die Seestadt. Im Hafen von Gent wird der 1987 auf der Volkswerft in Stralsund erbaute Gefriertrawler verschrottet. Schon seit geraumer Zeit war der Trawler bei verschiedenen Schiffsmaklern zum Verkauf für einen Preis von nur 500.000 $ angeboten worden.

Bei der in Klaipeda beheimateten »Nida«, die zuletzt für die niederländische Parlevliet-Tochter Atlantic High Sea Fishing registriert war, handelte es sich um einen der letzten Gefriertrawler aus der ehemaligen DDR-Großserie »Atlantik 333«, die noch bis im letzten Winter in Nordeuropa eingesetzt wurde. Diese Serie bestand ursprünglich aus 134 Einheiten, die zu Zeiten der DDR von der Volkswerft zwischen 1981 und 1987 für die damalige sowjetische Fischfangflotte und mit sieben Einheiten für die VEB Fischfang Rostock gebaut wurden.

Das Typschiff war die am 2. Januar 1981 für die Sowjetunion bestimmte »Orlyonok«. Zwischen Dezember 1986 und September 1987 folgten noch sieben Trawler für das damalige Fischereikombinat der DDR. Diese waren dann auch die letzten Fischereischiffe, die in Rostock in Dienst gestellt wurden. Viel Mitspracherechte für die Ausstattung der Schiffe hatte das Kombinat seinerzeit nicht, es galt: Entweder diese Schiffe oder gar keine.

DDR-Flotte wird 1990 aufgeteilt und zum Teil verkauft

Anfangs gab es viele technische Probleme, die erst mit der Zeit behoben werden konnten. Zudem war der Aktionsradius aber auch die Kapazität der Fischverarbeitungsanlage sehr gering, so dass die mögliche Gefrierkapazität von 30 t pro Tag nicht ausgelastet werden konnte. Auch waren die Arbeitsbedingungen in den Verarbeitungsräumen für die Crew auf  sehr beengt. Insgesamt konnte das Schiff 230 t Frostfisch sowie 48 t Fischmehl laden.

Nach der Wende wurde die VEB Fischfang Rostock mit seinen damals rund 8.400 Arbeitnehmern auf 40 Fangschiffen zum 30. Juni 1990 privatisiert und in fünf Gesellschaften aufgeteilt. Die sieben Trawler der »Atlantik 333-Serie« verkehrten für die Mecklenburger Hochseefischerei, Anteilseigner waren damals mit 60% die isländische Akureyringa H.F., mit 25,1% das Land Mecklenburg-Vorpommern und mit 14,9% die Hansestadt Rostock. Die Schiffe mussten dann zunächst umgebaut werden, um konkurrenzfähig zu sein.

1998 übernahm dann die niederländische Parlievliet-Gruppe die MHF mit vier Fischereifahrzeugen. Darunter befanden sich neben der »Dorado« (ex »Albert Glass«) auch das Schwesterschiff, die 1987 als »Wilhelm Rugheimer« unter der Baunummer 756 abgelieferte »Nida«, die aber zunächst noch unter dem Namen »Fornax« zum Einsatz kam.

Einige Schiffe aus dieser Serie verkehren nach den Verkäufen an verschiedene neue Eigentümer noch in afrikanischen Gewässern und sind zwischenzeitlich immer mal wieder bei einem Werftaufenthalt in Las Palmas auf Gran Canaria zu sehen.   (CE)