Print Friendly, PDF & Email

Die »Hegemann V« ist bereits seit einem halben Jahr im Einsatz, nun ist sie auch getauft.

Die Hegemann-Reiners Aktiengesellschaft sorgt damit für eine Besonderheit in Bremerhaven.[ds_preview]

Schiffstaufen sind dort mittlerweile eine Seltenheit – aber eine Taufe eines seegängigen Schiffes mit Heimathafen Bremen in der Seestadt, das hat es viele Jahre schon nicht mehr gegeben. Die Rechtsanwältin und Notarin Heike Ahrens-Kulenkampff, Mitglied und Vorständin des Detlef Hegemann und Ursula Hegemann Stiftungsrats übernahm diese ehrenvolle Aufgabe gestern im Fischereihafen an der Kühlhauspier. Sie taufte den neuesten Laderaumbagger »Hegemann V« des Bremer Unternehmens Hegemann Dredging, ein Tochterunternehmen der Gruppe.

Rund 60 Gäste, Mitarbeiter des Geschäftsfeldes Nassbaggerei und aus dem AG-Vorstand auch Tim Reiners (Vorsitzender) nahmen an der Taufe teil. Ahrens-Kulenkampff wünschte dem Schiff in der Ansprache der Crew »Allzeit gute Fahrt und dem Täufling immer eine Hand breit Wasser unter dem Kiel« bevor die Sektfalsche an dem 76 m langen Schiffsrumpf zerbarst. Reiners erklärte, dass es schon lange Zeit her war, dass ein Bagger bei Hegemann Dredging getauft wurde, zuletzt 1995.

»Hegemann V« in den Niederlanden gebaut

Die Taufe der »Hegemann V« war eigentlich schon im Januar geplant. »Doch durch die mehrfache Verschiebung des Tauftermins konnte der Täufling in der Zwischenzeit von der Crew erprobt werden und hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass er auch sehr gut arbeiten kann«, so Reiners. Schon zum Jahresanfang wurde der von der niederländischen Kooimann Marine Group erbaute stahlblaue Saugbagger (TSHD)abgeliefert. Der unter deutscher Flagge mit einer deutschen Schiffsbesatzung fahrende Neubau wurde seit dem Frühjahr für reguläre Unterhaltungsbaggerarbeiten auf dem Unterlauf der Ems im Auftrag des Wasser- und Schifffahrtsamtes eingesetzt.

Hegemann
v.l.: Tim Reiners als Vorstandsvorsitzender, Heike Ahrens-Kulenkampff, Rinus Kooimann, Geschäftsführer der Kooiman Scheepswerft und Dieter Schmidt (© Eckardt)

Das Schiff wurde von der Werft in enger Zusammenarbeit mit Hegemann Dredging und Hunte Engineering in Oldenburg entwickelt und ist mit dem Green Passport von Bureau Veritas klassifiziert.

Der deutsche Saugbagger wurde im Juni 2020 in Auftrag gegeben, das Auftragsvolumen beträgt rund 23 Mio. €. Der 75,9 m lange und 15,8 m breite und nur 4,5 m tiefgehende Schiffskasko entstand auf einer serbischen Werft in Kladovo. Anschließend erfolgte die Verschleppung über die Donau bis zum rumänischen Seehafen Constanza. Von dort ging es dann für den Rohbau in rund drei Wochen über das Schwarze Meer, den Bosporus, Malta, Sardinien, die Straße von Gibraltar, den Ärmelkanal in die Niederlande zur Werft Kooimann in Zwijndrecht. Dort erfolgten Ausbau- und Installationsarbeiten. Für die Installation des Baggerequipments zeichnete sich Holland Marine Technologies BV (Holland MT), ein Engineering- und Supportunternehmen speziell für Baggerausrüstungen, verantwortlich.

Mit einem 30 m langen Saugrohr auf der Steuerbordseite und einer innenliegenden Baggerpumpe ist das Schiff in der Lage, den 1.950 m³ großen Laderaum mit Schlamm oder Sand zu füllen. Gerade für das Ansaugen von Schlamm wurde hierfür eine spezielle Entgasungseinrichtung eingebaut, die mögliche organische Gase beim Baggern gezielt abführt. Beim Entladen durch sechs Bodentüren sowie zwei zusätzliche Vorverklappungsöffnungen muss das Schiff präzise manövriert und positioniert werden.

Hierfür wurden zusätzlich zwei automatisch ausfahrbahre Teleskoppfähle installiert, die bis zu 12,5 m ausgefahren werden können und so für einen sicheren Halt es Schiffes sorgen. Das Material kann zudem von einer oder zwei in Reihe geschalteten Baggerpumpen entladen werden. Dies geschieht entweder mit Entladeanschlüssen auf beiden Seiten des Schiffs oder über einen Buganschluss oder mit der so genannten »Rainbow-Düse«. Das Pumpensystem ist dabei in der Lage, Sand über eine Rohrleitung in einer Distanz von bis zu 2 km und Schlick sogar über 5 km zu befördern.

Das dieselelektrische Antriebssystem besteht aus drei Mitsubishi-Dieselaggregaten vom Typ 16SR-MPTAD mit einer Leistung von jeweils 1.530 kW, der Antrieb des Saugbaggers erfolgt dann über zwei baugleiche Schottel RudderPropeller Typ SRP 270 (je 840 kW), die über Festpropeller mit einem Durchmesser von 1,85 m verfügen.

Weitere Neubauten?

Hegemann
Die »Hegemann V« macht sich zur Taufe bereit (© Eckardt)

Wie Schmidt erläuterte, ersetzt die »Hegemann V« die schon in die Türkei verkaufte »Hegemann IV«, die 1982 auf der Sürken Werft in Papenburg erbaut wurde. Weiterhin stellt der nun abgelieferte Neubau den Start für eine mögliche Teilerneuerung der Flotte dar, wobei es hierfür noch keine konkreten Angaben über den nächsten Neubau gibt.

Gleich nach der Taufe geht es für die »Hegemann V« in ein heimisches Revier. Auf der Unterweser vor Oberhammelwarden werden in den nächsten Wochen rund 230.000 m³ Sand aus der Weser gebaggert, der dann für Strandaufschüttungen in der Wesermarsch und auch vor Sandstedt in der Gemeinde Hagen genutzt wird.

Seit den 1970ern ist Hegemann Dredging mit Sitz in Bremen und weiteren Büros in Leer, Rostock, Winschoten und Stettin auf ein breites Spektrum von Baggerarbeiten spezialisiert, darunter Unterhaltungsbaggerungen, Strandvorspülungen, Landgewinnung und Hafenprojekte. Die Haupteinsatzgebiete sind die europaweiten Küstengewässer der Nord- und Ostsee. Die Nassbaggerflotte umfasst derzeit vier Laderaumsaugbagger, zwei selbstfahrende Spaltschuten, einen Stelzenbagger und einen Schutensauger. Darüber hinaus verfügt die Hegemann über Hydraulikbagger, Planierraupen, Spülrohrleitungen und Druckerhöhungsstationen.   (CE)