Reeder, Scrapping, Hongkong
David Loosley (Foto: Bimco)

Die Hongkong-Konvention tritt 2025 in Kraft – der Durchbruch für die Schiffsverschrottung wird seitens der Reeder ausdrücklich begrüßt.

Der globale Reeder-Verband ICS (International Chamber of Shipping) und die ebenfalls hauptsächlich von Reedern getragene Schifffahrtsorganisation Bimco wandten sich kurz nach dem »Durchbruch« mit Stellungnahmen an die maritime Öffentlichkeit.[ds_preview]

Die ICS begrüßte »die Vorreiterrolle des wichtigsten Schiffsrecyclinglandes Bangladesch und des zweitgrößten Schiffsregisters der Welt, des liberianischen Registers«, die jetzt der Ratifizierung des Internationalen Übereinkommens von Hongkong über das sichere und umweltverträgliche Recycling von Schiffen (Hongkong-Übereinkommen) zugestimmt haben. Der Verband repräsentiert nach eigenen Angaben rund 80% der Welthandelsflotte.

Mit dem Hongkong-Übereinkommen soll sichergestellt werden, dass von Schiffen, die nach Ablauf ihrer Betriebsdauer recycelt werden, keine unnötigen Gefahren für die menschliche Gesundheit und Sicherheit oder die Umwelt ausgehen.

Bangladesch hat das Hongkong-Übereinkommen erst vor wenigen Wochen ratifiziert, gestern folgte Liberia. Das Hongkong-Übereinkommen tritt 24 Monate nach der Ratifizierung durch 15 Staaten in Kraft, die 40% der Welthandelsschifffahrt nach Bruttoraumzahl repräsentieren und deren jährliches Recyclingvolumen mindestens 3% ihrer Gesamttonnage beträgt – also am 26. Juni 2025.

Seit der Verabschiedung des Übereinkommens am 15. Mai 2009 durch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hat sich die Internationale Schifffahrtskammer für dessen Ratifizierung und Inkrafttreten eingesetzt, um international sichere und nachhaltige Schiffsrecyclingverfahren zu gewährleisten.

Reederverband ICS: »Wendepunkt für die Schifffahrt«

ICS-Umweltmanager John Stawpert kommentierte, das nun sichere Inkrafttreten sei »für die Schifffahrts- und Recyclingindustrie sowie für die Umwelt äußerst positiv – ein Schritt, für den sich die Internationale Schifffahrtskammer seit 14 Jahren eingesetzt hat.« Dies sei ein Wendepunkt für diese globale Branche und bestätige, dass die Schiffseigner in naher Zukunft darauf vertrauen können, dass ihre Schiffe einen sicheren und umweltfreundlichen Bestimmungsort für das Recycling finden werden. »Die Bedeutung des Inkrafttretens des Übereinkommens und seiner Auswirkungen auf das weltweite Schiffsrecycling darf nicht unterschätzt werden«, so Stawpert.

Bimco: »Neue Ära«

Auch die Bimco zeigte sich sehr positiv und nannte die jüngsten Schritte »den Beginn einer neuen Ära für die Schiffsrecyclingindustrie«. Für der zweijährigen Übergangszeit bis zum Inkrafttreten des Übereinkommens ruft die Bimco Schiffseigner auf, im Interesse der Arbeitnehmer und der Umwelt weltweit konforme Werften zu wählen.

Die Organisation hat über 2.000 Mitgliedern in rund 130 Ländern, die 62% der Welttonnage repräsentieren. Zu unseren Mitgliedern gehören Reeder, Betreiber, Manager, Makler und Agenten.

Nach Ansicht der Bimco ist der Bedarf an »konformen Anlagen in den wichtigsten Recyclingstaaten wie Indien, Bangladesch und Pakistan« besonders groß, da in den nächsten zehn Jahren mehr als 15.000 Schiffe recycelt werden sollen.

»Vor 14 Jahren haben 63 Staaten das Hongkong-Übereinkommen angenommen. Heute haben Bangladesch und Liberia den Weg für das Inkrafttreten des Übereinkommens geebnet. Dieses Engagement von Bangladesch und Liberia ist mehr als nur ein Schritt in die richtige Richtung, es ist ein Sprung, der der Umwelt und den Beschäftigten in der Schiffsrecyclingindustrie zugute kommen wird. Das Inkrafttreten des Hongkong-Übereinkommens bedeutet, dass eine vollständig nachhaltige Schiffsrecyclingindustrie möglich und in Reichweite ist«, sagte Bimco-Generalsekretär David Loosley. Der heutige Tag sei nun der eigentliche Anfang, die Arbeit beginne jetzt, so Loosley weiter.

Die Reeder warten seit Jahren auf das Inkrafttreten der Hongkong-Konvention – nicht zuletzt, um Rechtssicherheit und eine gewisse Wettbewerbsgleichheit zu bekommen. Die Verschrottung ist seit langen Jahren ein heißdiskutiertes Thema in der Branche. Mit Spannung wird erwartet, welche Standorte sich letztlich durchsetzen und wie die Details der Konvention interpretiert und umgesetzt werden. Letztlich geht es auch um »Green Recycling«. Der deutsche Experte Henning Gramann sagt, dabei trenne sich die Spreu vom Weizen, es gebe viele »Shades of Green Recycling«, Reeder täten gut daran, sich frühzeitig Werftplätze zu sichern.

GSR Gramann Schiffsrecycling

Verabschiedet im Jahr 2009

Das Hongkong-Übereinkommen wurde 2009 auf einer diplomatischen Konferenz in Hongkong, China, verabschiedet. Es soll sicherstellen, dass von Schiffen, die nach Ablauf ihrer Betriebsdauer recycelt werden, keine unnötigen Risiken für die menschliche Gesundheit, die Sicherheit und die Umwelt ausgehen. Es umfasst das Konzept »von der Wiege bis zur Bahre« und befasst sich mit für Reeder maßgeblichen Umwelt- und Sicherheitsaspekten des Schiffsrecyclings, einschließlich der verantwortungsvollen Bewirtschaftung und Entsorgung der damit verbundenen Abfallströme auf sichere und umweltgerechte Weise.

Das Übereinkommen erlegt allen Beteiligten – Schiffseignern, Schiffswerften, Schiffsrecyclinganlagen, Flaggenstaaten, Hafenstaaten und Recyclingstaaten – Verantwortung und Pflichten auf.

Mit Inkrafttreten des Hongkong-Übereinkommens müssen Schiffe, die zum Recycling verschifft werden, ein Gefahrstoffverzeichnis (IHM) an Bord mitführen. Von den zuständigen Behörden zugelassene Schiffsrecyclinganlagen müssen einen Schiffsrecyclingplan vorlegen, der für jedes einzelne zu recycelnde Schiff gilt. Darüber hinaus müssen die Regierungen sicherstellen, dass die ihrer Gerichtsbarkeit unterstehenden Recyclinganlagen die Bestimmungen des Übereinkommens einhalten.

Das Hongkong-Übereinkommen hat jetzt folgende Vertragsparteien: Bangladesch, Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Ghana, Indien, Japan, Kroatien, Liberia, Luxemburg, Malta, das Königreich der Niederlande, Norwegen, Panama, Portugal, São Tomé und Príncipe, Serbien, Spanien und die Türkei.

Auf die 22 Vertragsstaaten des Übereinkommens entfallen rund 45,81  der Bruttotonnage der Welthandelsschifffahrt. Das jährliche Schiffsrecyclingvolumen der Vertragsstaaten in den letzten 10 Jahren beläuft sich auf 23.848.453 Bruttoregistertonnen, was 3,31% des erforderlichen Recyclingvolumens entspricht.

VDR ist fest überzeugt

Auch der Verband Deutscher Reeder (VDR) begrüßte heute die von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) bekanntgegebenen Ratifizierungen des Hongkong-Übereinkommens. Man habe die Entwicklung und die Umsetzung des internationalen Hongkong-Übereinkommens von Anfang an »aktiv und gemeinsam mit internationalen Interessengruppen, Branchenexperten und Regulierungsbehörden unterstützt«. Der VDR zeigte sich in einer Mitteilung »fest davon überzeugt, dass die globale Schiffsrecyclingindustrie nun künftig noch sicherer und nachhaltiger wird«.

»Nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten können wir einen widerstandsfähigen und verantwortungsvollen maritimen Sektor schaffen, der die Resilienz der Schifffahrt und den Schutz unserer wertvollen Umwelt gleichermaßen sicherstellt«, sagte Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des VDR.

Für regionale Gesetzgeber und regionale Vorgaben wie die EU-Schiffsrecyclingverordnung bedeute das nun baldige Inkrafttreten des Hongkong-Übereinkommens eine Chance zur Harmonisierung und verstärkten Zusammenarbeit zwischen Europa und dem Rest der Welt. »Die Angleichung regionaler Vorschriften an die globalen Standards des Hongkong-Überein-kommens stellt sicher, dass die Einhaltung der Vorschriften für Reeder vereinfacht und die Transparenz in der Schiffsrecyclingbranche erhöht wird«, so Kröger weiter. Planbarkeit und global einheitliche Standards für Schifffahrtsindustrie und Recyclingwerften seien essenziell, um den mit dem Hongkong-Übereinkommen angestrebten hohen Standard für Arbeitssicherheit und Umweltschutz auch tatsächlich zu erreichen.