Seit Jahresbeginn wurde über die Umwandlung eines LNG-Projekts verhandelt, jetzt ist klar: In Australien wird die größte Batterie-Fähre der Welt gebaut.
Der Schiffbauer Incat Tasmania will die weltgrößte Batterie-elektrische Fähre bauen.[ds_preview]
In Auftrag gegeben wurde die Fähre von der südamerikanischen Reederei Buquebus – allerdings schon vor längerer Zeit und mit einem anderen Antrieb. Der Grund für die neuerliche Ankündigung dürfte die Entscheidung für neue Zulieferer beziehungsweise für eine neue Antriebskonfiguration sein.
Denn eigentlich war ein LNG-Antrieb geplant. Doch im Januar teilte Incat mit, dass der Neubau doch nicht mit Gas, sondern mit Batterien angetrieben werden soll und entsprechende Gespräche geführt werden. Diese sind nun abgeschlossen.
Die auf Aluminium als Baumaterial spezialisierte Werft sowie die Technologieunternehmen Corvus aus Kanada und Wärtsilä aus Finnland machten das »neue« Projekt heute publik.
Demnach arbeitet Incat derzeit am größten batterieelektrischen RoPax-Schiff – mit 130 m Länge – , das bisher in der Welt gebaut wurde. Sie soll zu 100 % batterieelektrisch betrieben werden. Die Fähre wird Platz für 2.100 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie 225 Autos bieten und auf einer Ebene einen über 2.000 m² großen Duty Free Shop umfassen.
»Der Batteriespeicher des Energiespeichersystems (ESS) ist mit über 40 MWh viermal so groß wie jede andere Batterieanlage, die bisher weltweit für den Seeverkehr gebaut und installiert wurde«, heißt es seitens der Partner. Die Batterien treiben eine Reihe von E-Motoren an, die das Waterjet-System bedienen. Die Integration des elektrischen Systems erfolgt durch Wärtsilä und das ESS durch Corvus Energy.
Das Interesse an diesen Einheiten sei groß, so die Australier, die nach eigenen Angaben »nun am Bau einer zweiten, aber kleineren batterieelektrischen RoPax-Fähre arbeiten«.
Incat-Gründer Robert Clifford sagte: »Das weltweite Interesse an den Fähigkeiten von Incat, elektrische Schiffe zu liefern, ist eine große Chance für Tasmanien, und wir erwarten, dass dieses Interesse noch zunehmen wird.« Die Werft sei bereits dabei, die Belegschaft aufzustocken. Sie soll sich »in den kommenden Jahren mehr als verdoppeln.« Geschäftsführer Craig Clifford ergänzte: »Nach der Inbetriebnahme werden die landseitigen Ladesysteme eine um 50% höhere Kapazität haben als alle derzeitigen Anlagen weltweit.«
Neue, leichte Batterie Dolphin NextGen von Corvus im Einsatz
Marktführer Corvus Energy sieht in dem Projekt einen Wegweiser für andere große, emissionsfreie Schiffe. Halvard Hauso, Commercial Director Europe, sagte: »Wir sind sehr dankbar, dass Wärtsilä uns erneut als Partner für ein so wichtiges und fortschrittliches Projekt ausgewählt hat.« Das Schiff werde das größte seiner Art mit der höchsten ESS-Kapazität sein und auch die längste emissionsfreie Fahrt mit der höchsten Geschwindigkeit haben und mit den weltweit leistungsstärksten Ladegeräten aufgeladen werden. Hauso sagte: »Dieses Projekt zeigt, dass die Dekarbonisierung des Seeverkehrs jetzt weltweit stattfindet, nicht nur in Europa.«
Zum Einsatz kommt die neue, leichte Batterie Dolphin NextGen. Das Design basiert auf der Architektur des vierjährigen Entwicklungsprogramms für Blue Whale ESS. Dabei wurden verschiedene Aspekte des Batteriedesigns neu bewertet und verbessert, einschließlich der Batteriechemie, des mechanischen und elektrischen Designs und der Softwarebausteine. Das Dolphin NextGen ESS stelle aufgrund »seines geringen Gewichts und seiner Volumendichte, seiner Robustheit und seiner Flexibilität« einen Wendepunkt in der Entwicklung von Schiffsbatterien dar, meinen die Kanadier. Die Batteriesysteme sollen voraussichtlich Ende 2024 ausgeliefert und das Schiff 2025 in Betrieb genommen werden.
Wärtsilä an Bord
Der Technologiekonzern Wärtsilä liefert mit E-Motor-getriebene Waterjets als Hauptantriebsmotoren. Roger Holm, Präsident des Geschäftsbereichs Marine Power von Wärtsilä, zeigte sich »stolz, dass wir unser umfassendes Know-how bei der Integration der Lösungen für die Elektrifizierung von Schiffen und der Antriebsausrüstung einbringen konnten.«
Die Konfiguration mit acht E-Motor-Wasserstrahlantrieben sei die effizienteste, die derzeit auf dem Markt für diesen Geschwindigkeitsbereich und diese Art von Anwendung verfügbar ist, und biete gleichzeitig alle Vorteile der Axialfluss-Waterjet-Technologie von Wärtsilä, so Holm weiter: geringes Gewicht, geringer Tiefgang, gute Manövrierfähigkeit und geringer Wartungsaufwand.
Der gesamte Lieferumfang von Wärtsilä umfasst das eigene Energiemanagementsystem, das Energieumwandlungssystem, das Gleichstrom-Ladesystem für den Landanschluss, die 40-MWh-Batteriemodule, den DC-Hub, die acht Elektromotoren, acht Wärtsilä-Axial-Waterjets WXJ1100 und das ProTouch-Antriebssteuerungssystem.