Octopus
»Octopus« in Bremerhaven (© Eckardt)

Bei der Lloyd Werft Bremerhaven ist am Mittwoch aus dem Mittelmeer kommend die 126 m lange Megayacht »Octopus« des ehemaligen Microsoft-Mitbegründer Paul Allen für einen Großumbau eingetroffen.

Offiziell gibt es wenig Bekanntes zum »Octopus«-Projekt. Doch im Umfeld der Werft wird schon seit einiger Zeit viel von dem großen Umbauauftrag der schon fast legendären 20 Jahr alten Megayacht gesprochen.[ds_preview]

Die Kieler Werft HDW hatte im Auftrag der Lürssen-Werft den 126 m langen Øino-Entwurf im Jahr 2003 abgeliefert. Auftraggeber war seinerzeit der Microsoft Mitbegründer Paul Allen, der im Herbst 2018 verstarb. Allen nutzte diese Yacht unter anderem weltweit zur Tiefseeforschung. Denn sie wurde speziell für Expeditionen und Forschungsreisen konzipiert, auch dass sie mehrere Monate auf See verbringen kann. Für die Expeditionen stehen unter anderem auch zwei U-Boote zur Verfügung.

Zum Landgang können zwei mitgeführte Hubschrauber genutzt werden, alternativ ein 19 m-Tenderboot. 13 Gästesuiten erstrecken sich über die acht Decks, eine rund 60-köpfige Besatzung kümmert sich permanent um das Schiff. Zum Schiff gehören ebenfalls ein Hospital, eine bodenverglaste Meeres-Beobachtungsstation, ein Kino, das vom Innenarchitekten Jonathan Quinn Barnett entworfen wurde und ursprünglich war auch ein komplett eingerichtetes Tonstudio an Bord. Darin sollen schon Mike Jagger aber auch Bono von U2 Musikstücke aufgenommen haben. Als die »Octopus« abgeliefert wurde, sollen seinerzeit für Paul Allen auch enorme Mengen an IT-Equipment an Bord verbaut worden sein, die Rede ist von insgesamt über 54 t Material.

Nach dem Tod von Allen wurde die Yacht vor ein paar Jahren von den Erben verkauft und sein neuer Besitzer ist Berichten zufolge der schwedische Milliardär Roger Samuelsson, der es seinerzeit für einen Preis von rund 285 Mio. $ erworben haben soll. Anschließend verholte die Yacht nach Hamburg zur Werft Blohm + Voss, wo auf Wunsch des Eigentümers einige Änderungen bis zum Jahr 2021 durchgeführt wurden.

»Octopus« am Chartermarkt angeboten

So wurde das bisherige Musikstudio in eine Lounge-Bar umgewandelt. Weiterhin soll ein Glasbodenpool eingebaut worden sein, der sich auf Knopfdruck in eine außergewöhnliche Tanzfläche auf dem Wasser verwandelt. Der schwedische Industrielle Roger Samuelsson, der sein Wohnsitz in Taiwan hat, ist Eigentümer und Leiter der SHL Group (Scandinavian Health Ltd), sein Nettovermögen wird auf rund eine Milliarde Dollar geschätzt. Neben seiner beruflichen Karriere war er auch im Motorsport als STCC-Fahrer aktiv.

Samuelsson nutzte die »Octopus« in den vergangen Jahren aber selten für sich allein, sondern bot die Yacht nun auch erstmals für Charterkunden an. Jetzt kann jeder, der die Yacht chartern möchte, dies tun – solange er mehr als 2,2 Mio. $ pro Woche bezahlen kann.

Dabei verfügt die »Octopus« über eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 19 kn und einen Rumpf mit Eisklasse. Das bedeutet, dass man die Yacht auch für Winterkreuzfahrten in die Antarktis chartern kann, so wie es der Formel 1-Rennfahrer Lewis Hamilton im letzten Winter gemacht hat.

Schon seit ein paar Wochen befindet sich die »Octopus« auf dem Weg vom Mittelmeer in westliche Richtung und letzter Hafen vor der Ankunft bei der Lloyd Werft war die britische Isle of Wight.

Nach unbestätigten Meldungen sollen in den nächsten Monaten im Schwimmdock III der Lloyd Werft umfangreiche schiffbautechnische Arbeiten durchgeführt werden. Dazu gehört unter anderem auch eine Neulackierung der Yacht, so dass die »Octopus« dann wohl für die nächsten Monate unter einem vollständig eingehausten Gerüst nicht mehr zu sehen sein wird. Über den vollständigen Arbeitsumfang aber auch über das Auftragsvolumen gibt es bislang noch keine weiteren Angaben.   (CE)