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Trotz Angebotskürzungen der OPEC+ gab es diese Woche deutlich mehr Ladungen für Rohöltanker. Die Raten legten auf breiter Front zu.

Der Tankermarkt ist immer für Überraschungen gut. So auch diese Woche. Eine unerwartet hohe Charternachfrage von Rohölhändlern und -importeuren trieb die Frachtraten und Tageserträge wieder in die Höhe.[ds_preview]

Laut dem Londoner Makler Clarksons stiegen die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC um mehr als +39% gegenüber der Vorwoche auf 39.400 $/Tag (Stand: Donnerstag). Die größten Zugewinne erzielten die Reeder im Persischen Golf für Trips nach Fernost, absolut gesehen jedoch zahlen Ladungen ex Westafrika nach China am besten. Maklern zufolge kamen mehr prompte Ladungen noch zur Verschiffung bis Ende Oktober auf den Markt als erwartet. Offenbar hatten viele Befrachter zu lange gezögert, weil sie hofften, dass der Tiefpunkt bei den Raten noch nicht erreicht sei. Das sorge nun für eine Ballung von Anfragen, die genau den gegenteiligen Effekt hat. Auch für nächste Woche seien die Aussichten gut, berichten Makler, weil dann verstärkt VLCC-Ladungen für November zu erwarten seien.

Suezmax-Segment legt auch zu

Im Suezmax-Segment ging es ebenfalls aufwärts, wenn auch nicht ganz so steil. Die Tageserträge der Schiffe im Spot-Business kletterten hier um durchschnittlich +10,5% auf 38.800 $/Tag. Sowohl im Persischen Golf als auch in Westafrika sei die Tonnageverfügbarkeit relativ eng, die Charteranfragen kontinierlich hoch, heißt es.

Für die Aframaxe spielt die Musik derzeit vor allem im Mittelmeer. Die Fixture-Aktivität nahm diese Woche spürbar zu, möglicherweise auch angespornt durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas bzw. daraus resultierenden Versorgungsängsten. Gleichzeitig zieht auch der US-Golf weiter viel Tonnage auf sich, wodurch sich das Kapazitätsangebot im gesamten Atlantik-Becken zunehmend verknappen könnte. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der Aframaxe verbesserten sich im Wochenverlauf deutlich um +19% auf 34.700 $/Tag.

Ruhig auf dem Trockenfrachtmarkt

Im Gegensatz dazu präsentierte sich der Trockenfrachtmarkt eher ruhig. Die Capesize-Bulker erreichten mit ihren Ratenzuwächsen bereits zu Wochenanfang das vorläufige Limit. Seit Dienstag ging es peu à peu abwärts. Auf Wochensicht lag der Time Charter Average (5TC) im Trip-Business gestern trotzdem noch +10% höher bei 27.200 $/Tag. Die Aussichten für die kommenden Wochen sind aufgrund der Entwicklungen in China unklar, wie Makler betonen. Einerseits müsste die Stahlindustrie im Reich der Mitte die Eisenerzvorräte wieder auffüllen und dazu größere Mengen importieren. Andererseits stellt sich mit Blick auf die sich zuspitzende Immobilienmarktkrise – Stichwort Country Garden – die Frage, ob es mittelfristig überhaupt genügend Nachfage für Chinas Stahlkocher gibt?

Die Panamaxe konnten trotz stabiler Fixture-Aktivität im Atlantik sowie im Pazifik keine Steigerung erzielen und lagen im Zeitcharter-Durchschnitt gestern unverändert bei 14.400 $/Tag. Auch die immer längeren Wartezeiten vor den brasilianischen Häfen (über 160 Panamaxe vor Ladehäfen auf Reede) konnten dem Markt keinen Auftrieb verleihen.

Hingegen setzten die Charterraten der Supramaxe und Handysize-Bulker langsam ihre Erholung fort. Die Durchschnittsrate der Supras zog um +2,5% auf 13.929 $/Tag an, die der Handies um +1,5% auf 12.308 $/Tag. Schwerpunkte der Aktivität waren für die Handies der US-Golf und die Ostküste Südamerikas und für die Supramaxe der US-Golf und das Mittelmeer, wie Makler berichten. (mph)