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Für die kleinsten Bulker und Stückgutfrachter ziehen die Geschäfte langsam wieder an. Trotz der schwachen Konjunktur in Europa rechnen Marktteilnehmer mit lebhafter Nachfrage im vierten Quartal.

Ein Blick auf die wirtschaftlichen Indikatoren in der Eurozone und Großbritannien stimmt wenig zuversichtlich. Die Einkaufsmanagerindices für die Industrie und das Bauwesen dümpeln tief im negativen Bereich. Trotzdem scheint es ausreichend Bulk- und Breakbulk-Ladung für innereuropäische Transporte zu geben, um die Frachtraten am Shortsea-Markt langsam nach oben zu treiben.[ds_preview]

Vor allem im östlichen Mittelmeer und dem von den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs geprägten Schwarzen Meer ist das Angebot an Mini-Bulkern und Genera Cargo Ships deutlich enger geworden. Anfang dieser Woche zog der in Istanbul erscheinende ISTFIX – ein Ertragsindex für die im Shortsea-Verkehr tätigen Schiffsklassen – überraschend stark um 10% auf 721 Punkte an.

Das ist der höchste Stand seit Ende April. Neben Frachterhöhungen dürften allerdings auch Treibstoffpreisverringerungen dazu beigetragen haben, dass sich die Ertragslage so deutlich verbessert. So sank der Kurs von Marine Gas Oil (MGO) am Rotterdamer Markt in der vergangenen Woche um rund 5% auf 946 $/t, wie Händer berichten. Für Schiffe mit Tragfähigkeiten zwischen 4.000 und 6.000 tdw zeigt der ISTFIX jetzt einen durchschnittlichen Tagesertrag (TCE) von 3.279 $ an, gegenüber 2.961 $ in der Vorwoche.

Auch BMTI-Index steigt

Unterdessen kletterte der Frachten-Index des Branchendienstes BMTI – der European Short Sea Index (EUSSIX) – am Mittwoch um +3,9% auf 33.32 Punkte. Den größten Sprung machte demnach das Ratenniveau auf der Route vom Asowschen Meer in die Türkei, die für die meisten westlichen Reeder wegen des Kriegs aktuell tabu ist. Dort verzeichnet BMTI ein Ratenplus von 15% gegenüber der Vorwoche.

Neben dem hohen Zustrom an russischem Getreide wirken sich Berichten zufolge Engpässe in der Straße von Kertsch positiv auf den Markt aus. Die Verfügbarkeit von Schiffsraum wird dadurch zusätzlich eingeschränkt.

Nord- & Ostsee

In Nord- und Ostsee zieht der Markt langsamer aber stetig an. Die Befrachtungsaktivität habe im Laufe des Septembers peu à peu zugenommen, wie es um diese Jahreszeit üblich ist. Allerdings warten die Reeder noch auf den verstärkten Zustrom von Exportgetreide aus der Ostsee heraus, nachdem die neue Ernte eingefahren wurde. In den vergangenen Wochen legten die Index-Frachtrate von BMTI für die Route von den Baltischen Staaten in die ARAG-Range jeweils um rund 0,5 €/t auf aktuell 24,17 €/t zu.

Aufwind auch im Deepsea-Markt

Die Fracht- und Charterraten im Deepsea-Bulk-Geschäft blieben diese Woche weiter im Aufwind. Der Baltic Dry Index stieg bis gestern gegnüber der Vorwoche um 229 auf 1.569 Punkte. Schrittmacher der Entwicklung waren erneut die Capesize-Bulker mit einem Sprung um 4.000 auf rund 17.300 $/Tag im Zeitcharter-Trip-Business. Eine gleichzeitig hohe Tonnagenachfrage im Pazifik, in Brasilien und an der Ostküste Nordamerikas verschafft den Reedern deutliche Vorteile in der Befrachtung.

Die Panamaxe verbesserten sich gegenüber der Vorwoche um 3% auf 15.265 $/Tag. Für die Supramaxe ging es bei hohen Charteranfragen im US-Golf, im Mittelmeer sowie in Indonesien sogar um 13% auf 14.852 $/Tag hoch und für das Handysize-Segment um 7% auf gut 12.000 $/Tag.

Plus für Tanker

Am Chartermarkt der Rohöltanker gab es diese Woche einen erstaunlichen Ruck nach oben. Vor allem im Persischen Golf und in Westafrika nahm die Tonnagenachfrage Maklern zufolge stark zu. Die Spoteinnahmen der VLCC zogen um 76% auf 37.200 $/Tag an. Die Suezmaxe und die Aframaxe verbesserten sich um 39% und um 14% auf 33.400 und 25.700 $/Tag.    (mph)