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Die maritime Industrie bleibt zuversichtlich, sieht aber auch einige Unsicherheiten. Das ist das Ergebnis des neuesten »Maritime Industry Report«, der heute von der Hamburger Messe SMM veröffentlicht worden ist.

Die Veranstalter der Weltleitmesse für den Schiffbau SMM haben zum vierten Mal Stimmung und Trends in der maritimen Wirtschaft abgefragt. Besonders im Fokus stehen in der Branche demnach Investitionen in den Klimaschutz sowie der Bau von Tankern und Marineschiffen.[ds_preview]

Das Marktforschungsinstitut Mindline hat für den SMM-Report im Mai und Juni mehr als 1.000 Entscheider von Reedereien, Werftunternehmen und Zulieferbetrieben aus 71 Ländern befragt.

SMM-Index sinkt

Der Gesamtindex »Maritime Industry Score« bildet die Stimmung der drei Sparten Reeder, Werften und Zulieferer ab. Der Wert ergibt sich aus dem Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen. Der Score sank 2023 zwar gegenüber der Befragung 2021 um 3,7 auf 52,1 Punkte. Das liegt den Angaben zufolge aber vor allem an dem um 15 Punkte niedrigeren Wert der Reeder. Diese hatten 2021 von anhaltenden Rekordwerten bei Fracht- und Charterraten profitiert und entsprechend optimistisch in die Zukunft geblickt. Die 2023 gesunkenen Erwartungen der Reeder liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau der Befragungen von 2017 und 2019. »Nach zwölf Krisen- und zwei Boom-Jahren bewegen sich die Märkte in den meisten Sparten nun wieder auf einem normalen Niveau mit überwiegend auskömmlichen Raten«, erläuterte Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder.

Stabil blieb der Ausblick der Werften, die nach der pandemiebedingten Krise im Kreuzfahrtschiffbau offenbar wieder Licht am Ende des Tunnels sehen. Hoffnung mache hier etwa die Energiewende: Der Ausbau der Windenergie auf See forciert sowohl die Nachfrage nach Spezialschiffen als auch nach Konverter-Plattformen. »Das Offshore-Geschäft für die deutsche Schiffbau-Industrie wird kommen«, meint Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM). Ein gesundes Kerngeschäft sei aber für die Werften Voraussetzung, um die Offshore-Produktion erfolgreich zu entwickeln.

Als ausgesprochen gut bewerten die Zulieferer ihre Perspektiven. Der Branchen-Score stieg um 5,6 auf 64,8 Punkte und erreichte damit nahezu den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2019. »Die Reeder investieren wieder deutlich mehr und damit entwickeln sich die nationalen und internationalen Märkte sehr positiv«, sagt Martin Johannsmann, Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Marine Equipment and Systems im VDMA. Dass branchenübergreifend 61% der Befragten mit einem Wachstum des Welthandels rechnen und 53% der Reeder eine höhere Kapazitätsauslastung erwarten, bestätige diese Einschätzung, meinen die Report-Verfasser.

Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren

Doch bei allem vorhandenen Optimismus: Viele Teilnehmer der Studie sehen auch Hindernisse für eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung. Dazu zählen für insgesamt 55% die unsichere wirtschaftliche Situation, die hohen Energiekosten (42%) und die Auswirkungen der Inflation (39%). Die Folgen des Ukrainekriegs spüren unter den drei Segmenten die Schiffbauer am stärksten: Sie beklagen höhere Materialkosten (64%), höhere Energiekosten (50%) und Lieferprobleme (45%).

Verstärkte Neubauaktivitäten

Nachhaltigkeit und Digitalisierung gelten als die Treiber für Investitionen in der Branche. Besonders interessant für den Markt und damit auch für die SMM im kommenden September: Die Anschaffung neuer Schiffe steht bei den Reedern deutlich höher im Kurs als bei den vergangenen Umfragen im Rahmen des SMM-MIR. 46% der Verantwortlichen halten es für »wahrscheinlich« oder »sehr wahrscheinlich«, bis Ende 2024 neue Schiffe zu ordern – sieben Punkte mehr als 2021 und sogar 18 mehr als 2019. Unter den Schiffstypen ragt hier das Tankersegment mit weitem Abstand heraus. Die befragten Vertreter der Werften rechnen überdies mit einer Auftragswelle bei Marine-Schiffen. Dazu kommt der steigende Bedarf an Offshore-Service-Einheiten im Zusammenhang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien.

SMM 2024

»Der Report spiegelt die Stimmungslage der maritimen Wirtschaft und gibt uns wichtige Impulse für die inhaltliche Gestaltung der SMM 2024«, sagte Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der Hamburg Messe und Congress. Die Messe findet vom 3. bis 6. September 2024 in Hamburg statt. Rund 2.000 Aussteller sowie über 40.000 Besucher aus mehr als 100 Ländern werden erwartet.

Die SMM-Organisatoren will alle für die maritime Wirtschaft wichtigen Themenfelder mit einer breiten Palette ausstellender Unternehmen und begleitenden Fachkonferenzen umfassend abbilden, sagte Christoph Lücke, Director SMM bei der Hamburg Messe und Congress.