Brand, Podcast
Dennis Brand, Gründer und Geschäftsführer von Brand Marine Consultants sowie anerkannter Bergungs- und Havarieexperte (© BMC)

Explosion? »Ölpest«? Die Bergung des vor dem Kriegsgebiet im Jemen liegenden maroden Tankers »FSO Safer« war von vielen Fragezeichen und Befürchtungen begleitet. Havarie-Experte Dennis Brand war mit seiner Firma BMC beteiligt und zieht im HANSA PODCAST exklusiv Bilanz.

Brand Marine Consultants aus Hamburg hatte von den Vereinten Nationen, beziehungsweise von deren Entwicklungsprogramm UNDP, den Auftrag als Marine Warranty Surveyor bekommen, also für die Überwachung aller Prozesse rund um das fast 40 Jahre alte schwimmende Lager.

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»Die ganze Sache war insofern spannend, weil es nicht eine klassische Bergung war, wie man sich das vorstellt. Sondern es waren die ganzen Umstände und Unwägbarkeiten, die es so schwierig gemacht haben«, sagt Brand im Podcast und spricht über einen Einsatz im Kriegsgebiet und den »zum Großteil unbekannten Zustand« der »FSO Safer«, die ursprünglich als schwimmendes Lager genutzt werden sollte, nach Ausbruch des Bürgerkriegs im Jemen jedoch ihrem Schicksal überlassen wurde.

Insgesamt war die Sicherheitslage vergleichsweise stabil, aber »der Jemen ist ja derzeit nicht gerade das einfachste politische Gebiet auf diesem Planeten«. Es gab auch Situationen, in denen man befürchten musste, dass es in eine »falsche Richtung« geht. Brand berichtet von Diskussionen, ob und wie man Personal in die Region schickt. Die Firma hatte dort bereits Erfahrungen gesammelt, und zwar nicht nur harmlose.

Brand lobt Vereinte Nationen

Vor Ort ging es beispielsweise um massiven Bewuchs am Rumpf (»es sieht aus wie ein Dschungel«), Explosionsrisiken, die Stabilität, Dickenmessungen und Surveys sowie die Zusammenarbeit mit Behörden und Auftraggebern. So mancher fürchtete ein Auseinanderbrechen des maroden Schiffs. Aber graue Haare habe er dabei nicht bekommen, obwohl es reichlich Konfliktpotential gab, sagt Brand.

In einer großangelegten Initiative, inklusive Spendenaktion der Vereinten Nationen, wurde die Bergung der »FSO Safer« organisiert. Das verbliebene Öl musste abgepumpt und das Schiff gleichzeitig stabil gehalten werden, während man das »Inert Gas« und das Explosionsrisiko nie aus den Augen lassen durfte.

Brand blickt zufrieden zurück (»auf einer Skala zwischen Rot und Grün sind wir noch nicht mal in den orangenen Bereich gerutscht«) und berichtet über die Arbeit mit den Vereinten Nationen, Versicherern und den beteiligten Firmen, über das Projektkonstrukt und den Unterschied zu anderen Bergungsaufträgen sowie Verantwortlichkeiten.

Der Gründer und Geschäftsführer spricht außerdem über seine bisherigen Erfahrungen mit schweren Havarien. »Human errors« seien nicht wegzudenken, »manchmal macht man Blödsinn und manchmal machen auch Gruppen von Menschen Blödsinn«, so Brand, der aber auch Fairness mit Seeleuten einfordert. »Klar denkt man auch mal, das ist jetzt schon echt schräg was du da gemacht hast. Aber ich habe da einen relativ nüchternen und distanzierten Blick.« Wenn sich mal jemand an Bord vertut oder es gibt einen fehlerhaften Karteneintrag oder Fehler in der Navigation … »solche Sachen werden immer passieren.«

Mit solchen Dingen kann Brand umgehen. Größeres Ärgernispotential gebe es, wenn Politiker oder Medien einen Vorfall aufbauschen. Auch würden bisweilen Nichtregierungsorganisationen auftreten, die sich Sorgen machen, dass ölverschmierte Pinguine durchs Wohnzimmer laufen«. BMC will sich aus solchen Debatten raushalten, »wir werden dafür bezahlt, rational auf die Dinge zu schauen«.

Nicht zuletzt spricht er über Regulierung und Klassifikationen sowie Pläne für BMC, Wachstumsmöglichkeiten, die Firmen Pandi Services und Captain Förster, den Wettbewerb in einem »begrenzten Markt« und eine mögliche Konsolidierung sowie die eigens entwickelte »Salvage App« für eine Vereinfachung der Prozesse bei großen Bergungsprojekten.

Hören Sie hier die komplette Episode mit Dennis Brand:

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