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Weil die Kapazitäten fast ausgeschöpft sind, fordern die deutschen Seehäfen einen Ausbau des Schienennetzes.

Der Ausbau der Gleisinfrastruktur gilt als wichtiger Bestandteil für die Wettbewerbsfähigkeit der Seehäfen.[ds_preview]

Die norddeutschen Häfen bauen ihre Bahnverbindungen immer weiter aus. Allein im Hamburger Hafen gehen bereits jetzt gut die Hälfte aller Hinterlandverkehre über die Bahn. Im vergangenen Jahr waren es damit 47,3 Mio. t an Ladungsgewicht. Gleichzeitig wird auch in den anderen Seehäfen die Bedeutung der Bahn als klimafreundliches Transportmittel größer.

Der steigende Bedarf werde für die Schiene zunehmend zu einer Kraftanstrengung, denn die Kapazitäten sind fast ausgeschöpft, hieß es jetzt auf der Bahnkonferenz »Schienengüterverkehr und Seehäfen«. Es bedürfe daher »dringend konstruktiver Lösungen«. Experten analysierten auf der Konferenz Perspektiven der Bahnverkehre. »Die Häfen sind Drehkreuze und Rückgrat der deutschen Wirtschaft – eine funktionierende und gut finanzierte Hafeninfrastruktur sehen wir als nationale Aufgabe an. Die neue deutsche Hafenstrategie muss hier Impulse setzen, um die Zukunftsfähigkeit der deutschen Seehäfen sicherzustellen. Dazu gehört auch der Ausbau der Bahnkapazitäten«, betonte Sebastian Doderer, Leiter des Fachkreises Schiene der Logistik-Initiative Hamburg. Sie organisiert die Konferenz seit 2017.

Dass ein gut ausgebauter und funktionierender Schienenverkehr für die Entwicklung klimaneutraler Häfen elementar sei, davon zeigten sich alle Teilnehmenden überzeugt. Sie stimmten aber auch darin überein, dass dieses Ziel nur mit großer Kraftanstrengung zu erreichen ist und dafür hohe Investitionen notwendig seien.

Ausbau soll Bahnanteil erhöhen

Exemplarisch dazu äußerte sich Hamburgs Senator für Verkehr Anjes Tjarks: »Der Güterverkehr spielt für die Mobilitätswende eine essenzielle Rolle: Mit mehr Gütern auf der Schiene können wir dringend benötigte CO2-Einsparungen erzielen und die Straßeninfrastruktur entlasten.« Mit einem weiteren Ausbau des Schienennetzes wolle die Stadt den Anteil der Bahnverkehre noch erhöhen. »Hamburg unternimmt gemeinsam mit dem Bund u.a. mit der Sanierung, Erneuerung und Verbreiterung der Elbbrücken erhebliche Anstrengungen, um die Schieneninfrastruktur für den Güterverkehr deutlich zu verbessern. Das stärkt auch die Wettbewerbsfähigkeit unseres Hafens«, so der Grünen-Politiker weiter.

Nicht nur Hamburg will seine Schienenanbindungen modernisieren und ausbauen, auch Bremen ist dabei. Bremens Staatsrat für Häfen, Kai Stührenberg, wies darüber hinaus noch auf einen zentralen Punkt hin: »Unsere Häfen sind nichts ohne die Menschen, die den Umschlag und die Verbindungen mit dem Hinterland am Laufen halten. Das muss in gleicher Weise auch für die Nationale Hafenstrategie gelten, denn natürlich muss die Hafenstrategie auch auf Fragen eingehen, wie wir die Arbeitsplätze zukunftsfähig gestalten und wie wir in der Zukunft Menschen gewinnen und in der Transformation mitnehmen und qualifizieren.« Gerade der Bahnsektor stehe hier vor ganz besonders dringenden Herausforderungen, denn fehlendes Personal in Lokomotiven, in Stellwerken, in Dispositionszentralen und natürlich auch auf den vielen, immer mehr werdenden Schienen-Baustellen sei eine sehr reale Gefahr für den Standort Deutschland.

Damit die Bahn in den kommenden Jahren konkurrenzfähig im Mix der Verkehrsträger bleibt, solle sich auch das Netz auf europäischer und nationaler Ebene wandeln. Dafür ist auch eine bessere Vernetzung notwendig. »Leistungsfähige Verkehrs-, Hafen- und Kommunikationsinfrastrukturen bilden die Grundlage für eine erfolgreiche Hafenentwicklung. Schon heute ist die effiziente Vernetzung ein Wettbewerbsvorteil des Hafenstandorts Deutschland. Es gilt daher, die leistungsfähigen Hinterlandanbindungen über Schiene, Straße und Wasserstraße zu erhalten, auszubauen und dabei Umwelt- und Klimaeinflüsse zu berücksichtigen«, sagte Wibke Mellwig auf der Konferenz.

Auch für die Verlader wird die Bahn unter ökologischen Gesichtspunkten immer interessanter. So hat beispielsweise Warsteiner das eigene Kombiterminal weiter ausgebaut und auch Dritten zugänglich gemacht. »Bisher muss man Bahnfahren wirklich wollen. Es ist jedoch nicht einfach Verlader aus ihrer Komfortzone zu holen. Daher müssen die Regulierungen im Eisenbahnverkehr drastisch miniert werden, damit das Produkt wettbewerbsfähiger wird«, sagte Daniel Küster, Supply Chain Leiter bei Warsteiner.

Diese Zuverlässigkeit zu erhalten und weiter zu verbessern ist auch Aufgabe der Bahn AG (DB). Insbesondere der Ausbau und die Modernisierung des Netzes wird für den Konzern eine der größten Aufgaben sein. »Während des Zeitraumes der Generalsanierung ist die Belastung für alle Beteiligten sehr hoch. Selbstverständlich haben wir auch die Belange der Güterverkehrsbranche sowie der Unternehmen mit Gleisanschluss im Blick und werden Umleitungsstrecken vorab ertüchtigen und Konzepte erarbeiten, um die Anbindung der norddeutschen Seehäfen während dieser Zeit zu gewährleisten«, sagte Ute Plambeck, Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für die norddeutschen Länder. Nach Ende der Bauphasen werde man ein »resilienteres Schienennetz« vorfinden.