Suezkanal, Suez
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Kapazitätsengpass durch Umleitung von Schiffen wegen der Angriffe im Roten Meer? Ein Blick auf das Flottenwachstum seit 2021 sollte die Angst davor nehmen, meinen Seefrachtexperten. Die Überkapazität von 2022 könne jetzt genutzt werden.

Die Umleitungen von Schiffen um das Kap der Guten Hoffnung wegen der Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz auf die Suezkanal-Route im südlichen Roten Meer binden mehr Containerschiffskapazität und treiben die Frachtraten in die Höhe. Für die Seefrachtexperten der Spedition Flexport stellt sich die Situation aber gar nicht so düster dar, wie sie auf den ersten Blick scheint. [ds_preview]

So hätten während der Corona-Pandemie weltweit Reedereien und Häfen in bedeutende Infrastruktur- und Kapazitätsverbesserungen investiert als Reaktion auf veraltete Flotten und die pandemiebedingte hohe Nachfrage, die zu Logistikengpässen führte. »Diese Verbesserungen werden nun wirksam, da diese Kapazitäten und Infrastrukturverbesserungen nun verfügbar sind. Die gesteigerte Kapazität und die niedrigere Nachfrage haben dazu beigetragen, dass der Anstieg der Frachtraten und Transitzeiten im Vergleich zur Covid-Zeit milder ausfällt«, heißt es.

20 % mehr Kapazität gegenüber Januar 2021

Zudem weißt man auf die Nachfragedelle im vergangenen Jahr hin. So hatten noch weit vor der Entwicklung der Situation im Roten Meer die Linienreedereien 10 bis 20 % der Abfahrten aufgrund mangelnder Nachfrage gestrichen. Das bedeute, dass es auf dem Markt eine Überkapazität gegeben habe, die jetzt genutzt werden könne, um die verlängerten Transitzeiten auszugleichen, so Flexport.

Auch weisen die Marktbeobachter nochmals auf die Unterschiede zur Situation während der Pandemie hin. »2020 und 2022 kam es zu einem massiven Nachfrageschock, bei dem die Importe im Vergleich zu früheren Jahren um rund 20 % stiegen. Umgekehrt hat die derzeitige Situation am Roten Meer zu einem Versorgungsschock geführt, der sich insbesondere auf die Kapazität der Seeschiffe ausgewirkt hat. Einige andere Knotenpunkte in den Logistiknetzen sind zwar betroffen, aber nicht in einem vergleichbaren Ausmaß«, heißt es.

»In Zahlen ausgedrückt stieg die Kapazität der Containerschiffe von Januar 2021 bis Januar 2024 um 4,8 Mio. TEU bzw. um 20 %. Im Jahr 2024 werden weitere 3 Mio. TEU bzw. 10 % der derzeitigen weltweiten Flotte abgeliefert, wobei 71 % der Kapazität auf Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 7.500 TEU entfallen. Diese werden wahrscheinlich die großen Ost-West-Verkehre bedienen«, so Flexport.