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Trotz eines durchwachsenen Jahres in der Seeversicherung hat die Versicherungsbörse Lloyd’s of London 2023 mit dem besten Ergebnis seit 16 Jahren abgeschlossen.

Der Vorsteuergewinn Lloyd’s of London betrug 10,7 Mrd. GBP gegenüber einem Verlust von 0,8 Mrd. GBP im Vorjahr.[ds_preview]

Der führende Marktplatz für die Deckung von Spezialrisiken erzielte sowohl ein stark verbessertes Ergebnis im Kerngeschäft der Versicherung als auch bei seinen Kapitalanlagen. Dank verminderter Groß- und Naturkatastrophenschäden verdoppelte sich das Underwriting-Ergebnis auf 5,9 Mrd. GBP, die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Schäden und Verwaltungskosten gegenüber Prämien) verbesserte sich von 91,9% auf 84%. Das Investment-Ergebnis drehte von einem Vorjahresverlust in Höhe von 3,1 Mrd. GBP in einen Überschuss von 5,3 Mrd. GBP.

Im Bereich der See- und Transportversicherung – dem ältesten Risikosegment bei Lloyd’s of London – verliefen die Geschäfte gemischt. Die dort engagierten Syndikate profitierten einerseits von weiteren Steigerungen der Prämienraten und einer reduzierten Kostenlast durch neue Schäden.

Die finanziellen Auswirkungen des Brückeneinsturzes in Baltimore aufgrund der Havarie des Containerschiffs »Dali« hält Lloyd’s of London-CEO John Neal für kontrollierbar.

Allerdings verlief die Abwicklung von Altschäden aus dem Vorjahr ungünstiger, was zur Folge hatte, dass sich die kombinierte Schaden-Kosten-Quote für das Finanzjahr auf 99.1% verschlechterte, von 90.3% im Vorjahr. Das Underwriting-Ergebnis der Sparte »Marine, Aviation and Transport« brach somit von 280 Mio. auf 30 Mio. GBP ein. Ausschlaggebend dafür war aber nicht die Schifffahrt, sondern die Luftfahrt aufgrund höherer Schadenreservierungen für Verluste infolge des Kriegs in der Ukraine. In anderen Marine-Segmenten wie Seekasko, Krieg und Warentransport sei die Entwicklung positiver gewesen.

Einen Gewinnsprung verzeichnete das Segment der Specialty-Rückversicherung, das durch See- und Transportrisiken dominiert wird. Das Ergebnis vervielfachte sich von 67 Mio. auf 433 Mio. GBP, die kombinierte Quote verbesserte sich von 96,7 auf 83,5%. Die Zuwächse auf der Prämienseite übertrafen die Schäden bei weitem. Als einen Grund dafür nennt Lloyd’s Preissteigerungen für Rückversicherungsdeckungen aufgrund von Schäden für Schiffe, die im Kriegsgebiet der Ukraine feststecken.

Die Hauptaufgabe für das laufende Jahr sieht Lloyd’s-CEO John Neal darin, die positive Ergebnislage zu festigen. Die finanziellen Auswirkungen des Brückeneinsturzes in Baltimore aufgrund der Havarie des Containerschiffs »Dali« hält der Manager für kontrollierbar. »Das wird nicht außerhalb der normalen Bandbreite liegen«, erklärte Neal.

Analysten warnen unterdessen, dass es zumindest für das Segment der Seeversicherung einer der größten Schäden der Geschichte werden könnte. Die Gesamtkosten dürften in die Milliarden klettern, warnte die Expertin Matilde Jakobsen von der Ratingagentur AM Best. In der Branche wächst die Sorge, dass das Rückversicherungsprogramm der P&I Clubs bis zu einer Höhe von 3,1 Mrd. $ an seine Grenzen stoßen könnte. Sollte das Schiff ein Verschulden treffen, müssten der Reeder und sein P&I-Versicherer Britannia inklusive Pool-Partnern und Rückversicherern haften.      (mph)