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Der globale Bunkermarkt für Flüssigerdgas könnte norwegischen Analysten zufolge dieses Jahr um 50% auf mehr als 7 Mio. Kubikmeter anwachsen.

Verflüssigtes Erdgas (LNG) gewinnt als Brennstoff für die Schifffahrt nach der Gaskrise 2022 jetzt kräftig weiter Marktanteile im Bunker-Geschäft.[ds_preview]

Die treibenden Faktoren dafür sind steigende Ablieferungen von Schiffsneubauten mit Dual-Fuel-Motoren für LNG-Betrieb, niedrige Gaspreise und der zunehmende Druck zu Emissionseinsparungen seitens der Gesetzgeber.

Wie das norwegische Beratungsunternehmen Rystad berichtet, legten die LNG-Bunkerlieferungen weltweit im ersten Quartal deutlich auf 1,9 Mio. m³ zu. Die Experten halten für das Gesamtjahr einen Anstieg auf über 7 Mio. m³ für möglich – das wäre ein Zuwachs von 50% gegenüber 2023, als die Mengen nach einem Dämpfer im vorangegangenen Jahr aufgrund der Explosion der Gaspreise bereits um 62% auf 4,7 Mio. m³ in die Höhe geschossen waren.

Immer mehr Schiffe bunkern LNG

Nach Angaben von Rystad werden weltweit inzwischen rund 2.400 Schiffe mit LNG betrieben – etwa die Hälfte davon Gastanker, die das Flüssiggas als Ladung befördern und die Ausdampfmengen (Boil-off) für den Schiffsbetrieb nutzen. Das Orderbuch umfasse weitere 1.000 Einheiten, darunter neben Gastankern und Containerfrachtern immer mehr Auto-Carrier (PCTC). So seien 75% aller im Vorjahr neu bestellten Car Carrier für Dual-Fuel-/LNG-Antrieb konzipiert.

Studien zufolge ermöglicht der Einsatz von LNG als Kraftstoff bis zu 15% Emissionseinsparungen gegenüber Diesel entlang der gesamten Kette von der Förderung bis zur Verbrennung an Bord. Dies setzt allerdings die Vermeidung von Methanschlupf innerhalb der Lieferkette und der Verbrennung an Bord voraus. Damit LNG seine Funktion als Brückenlösung in ein emissionsarmes Zeitalter wirksam erfüllen kann, müsse die Schifffahrt dringend ein eigenes System zur Überwachung und Vermeidung von Methanschlupf etablieren, schreibt Rystad-Analyst Junlin Yu.

Bei dem aktuellen Preisgefüge verspricht der LNG-Betrieb auch erhebliche Kostenvorteile gegenüber Schweröl- bzw. Dieselbetrieb. Seit dem vergangenen Jahr liegt der Äquivalenzpreis (gleicher Energiegehalt) für Flüssiggas als Bunker wieder deutlich niedriger als für konventionellen Treibstoff.

Die schwedische Marktforschungsfirma MABUX verzeichnete vergangene Woche einen Äquivalenzpreis von nur 641 $/t für Marine-LNG gegenüber 916 $/t für Marine Gas Oil (MGO) für Anlieferung im portugiesischen Hafen Sines. Die historisch hohen Gasvorräte in Europa nach dem Winter sorgten weiter für Druck auf die Preise, so MABUX. Bislang zeigt sich der LNG-Markt unbeeindruckt von der Krise und steigenden Kriegsgefahr im Mittleren Osten. Das Risiko einer Sperrung der Straße von Hormus durch den Iran schlägt sich in den Preisen aktuell nicht nieder. Rund 20% der weltweiten LNG-Importe kommen aus Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten und müssen durch die Meerenge hindurch transportiert werden.    (mph)