Candler, Neubauten, China, MPP
Blick von der Brücke des Candler-Frachters „Juno“ (8.265 dwt) auf der Fahrt durch die Biskaya
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Die auf Projekt- und Bulk-Ladung spezialisierte Bremer Reederei Candler Schiffahrt hat in China Aufträge für bis zu sechs Mehrzweckfrachter platziert.

Es handelt sich um das erste Neubauprogramm in der rund 30-jährigen Firmengeschichte. Bauwerft für die Schiffe des Typs Sdari 12000 mit einer Tragfähigkeit von 12.100 dwt und zwei kombinierbaren Kränen á 80 t Hebeleistung ist die JiangXi New Jiangzhou Shipbuilding Heavy Industry. [ds_preview]

Die Reederei hat zunächst vier Einheiten fest bestellt und sich Optionen für zwei weitere gesichert. Letztere dürften ebenfalls in feste Aufträge gewandelt werden, ist Candler-Geschäftsführer Jonas Keller zuversichtlich. »Für uns ist das ein Meilenstein«, sagt der Manager, der neben der Familie Wadephul auch Anteile an dem Unternehmen hält.

Candler wechselt von Secondhand- auf Neubau-Tonnage

Bislang hatte Candler immer auf Gebrauchtschiffe gesetzt, doch das Angebot am Second-Hand-Markt sei inzwischen sehr dünn. »Und wenn dort Schiffe verfügbar werden, dann sind sie teuer.« Außerdem müsse die Reederei angesichts neuer Emissions- und Umweltvorschriften wie dem Carbon Intensity Indicator (CII) die Effizienz ihrer Flotte verbessern, »damit wir in unseren Trades langfristig mit einem vernünftigen Rating unterwegs sind.«

So kam das Unternehmen im vergangenen Jahr auf die Idee zu dem Neubauprogramm. Unter Vermittlung des Maklers Howe Robinson sei der Kontakt zu JiangXi New Jiangzhou Shipbuilding Heavy Industry zustande gekommen, erzählt Keller. Die Werft lag jahrelang brach, hatte früher aber bereits Schiffe für Reedereien wie Beluga und Bockstiegel gebaut. Die damals gezeigte Qualität und die geplante zügige Fertigstellung aller sechs Neubauten im Jahr 2026 habe überzeugt. »Das ist eine Chance, die wir nutzen wollen«, sagt Keller.

Candler bleibt bei konventionellem Antrieb

Konzipiert seien die neuen Schiffe als »solide Arbeitspferde«, die neben Projektladung auch immer wieder Bulkwaren laden müssen. Die Einsatzgebiete der Flotte liegen überwiegend im Atlantik – zwischen Europa und dem Mittelmeer, Westafrika und der Nordküste Südamerikas. Um die Tramp-Befrachtung kümmert sich Candler selbst. »Wir wollen die Schiffe selber in unseren Trades betreiben, nicht in Zeitchartern geben«, stellt Keller klar.

Mit den Neubauten sollen die sechs in die Jahre gekommenen, etwas kleineren Bestandsschiffe mit Tragfähigkeiten zwischen rund 8.000 tdw und 10.500 tdw abgelöst werden. Bei den Betriebs- und Reisekosten verspricht sich die Reederei erhebliche Einsparungen von den Neuzugängen. Ihr Brennstoffverbrauch soll bei nur 8 t bis 8,5, t pro Tag bei einer Geschwindigkeit von 11,5 kn liegen – gegenüber heute 13 t bei 11 kn auf den kleineren Schiffen.

Beim Antriebskonzept wollen sich die Bremer nicht auf Experimente einlassen. So werden die Neubauten mit konventionellen Hauptmaschinen für Diesel-/Schwerölbetrieb ausgestattet. »Als Tramp-Reeder sind Dual-Fuel-Motoren für Methanol oder Ammoniak aufgrund der fehlenden Planbarkeit in den Trades für uns keine Option«, so Keller. Auch sei in den typischen Fahrtgebieten von Candler gar nicht mit einem Angebot von alternativen Kraftstoffen wie grünem Methanol oder Ammoniak zu rechnen. »An Plätzen wie Takoradi oder Guyana ist das sehr unwahrscheinlich.« (mph)

Große Schiffe oder kleine Schiffe? Standard-Schiffe oder Spezialschiffe? Neue Schiffe oder »alte« Schiffe? In der MPP-Branche wird in einigen Kontoren die Flottenmodernisierung mit strategischen Überlegungen geplant – oder eben hinausgeschoben. Beim Hamburger Makler Toepfer Transport beobachtet man nach wie vor eine große Nachfrage im Markt nach den »klassischen Arbeitspferden« in verschiedenen Konfigurationen. Die Analysten Yorck Niclas Prehm und Sabine Kilper gehen in der aktuellen Episode des HANSA-Podcasts detailliert auf ihre Einschätzungen und Erwartungen ein. Sie sprechen von verschiedenen Schiffstypen, der Nachfrage im Markt, der Flottenentwicklung und der Evolution des F-Typs, von der Konkurrenz durch andere Schifffahrtsmärkte, Spezialschiffe wie Deck Carrier und die Rahmen- und Investitionsbedingungen für Neubauten ein. Hören Sie hier die gesamte Episode mit vielen weiteren Einschätzungen und Einblicken:

Prehm Kilper Toepfer MPP Podcast