Die Lage im Containerverkehr wird für Ladungskunden immer chaotischer: In Fernost massive Equipment-Engpässe in den Häfen und Depots, ausgebuchte Schiffe und steil steigende Frachtraten – in Europa hingegen Leercontainer und Stellplätze auf den Schiffen satt, dafür aber zunehmend überlastete Terminals, die teils gar keine Container mehr annehmen können.

Angesichts der Laderaumknappheit in Asien scheinen die erneuten Tarifanhebungen (GRI) der Carrier für Verladungen nach Nordeuropa sowie nach Nordamerika diese Woche relativ erfolgreich verlaufen zu sein.[ds_preview]

Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI), der die Spotraten auf den 13 wichtigsten Routen ex China abbildet, legte heute kräftig um 9,3% auf 2.520 Punkte zu. Der World Container Index von Drewry machte sogar einen Sprung um 11% auf 3.511 $/FEU.

Auf der Rennstrecke von China nach Nordeuropa sollen die Spotraten weiter über die 4.000-Dollar-Marke (FEU) geklettert sein. Erste Kunden sollen bereits gut 7.000 $/FEU für prompte Verschiffungen bezahlt haben. Zwar sind Abfahrten Richtung Europa offiziell auf Wochen ausgebucht. Aus Speditionskreisen ist aber zu hören, dass einige Carrier offenbar freie Stellplätze in der Hinterhand haben, die sie jetzt – ähnlich wie zu Pandemiezeiten – zu Premium-Raten vermarkten. »Mehr und mehr Carrier sind offen für solche Vorzugslösungen«, so ein Marktteilnehmer.

Im krassen Gegensatz dazu steht die Ratenentwicklung in Europa. Da aufgrund des relativ schwachen Exports viel zu viel Leerequipment und Laderaum auf den Schiffen verfügbar ist, driften die Frachtraten für Buchungen nach Fernost immer tiefer in den Keller. Der World Container Index sieht das Niveau auf der Strecke Rotterdam-Shanghai noch bei 679 $/FEU.

Zuspitzung in Hamburg

Es sollen aber längst Ladungen zu Raten unter 200 $/FEU gebucht werden, wie zu hören ist. Einziges Problem: Man bekommt die Container nur schwer auf die Schiffe, weil die Häfen zunehmend überlastet sind aufgrund von Fahrplanabweichungen der Carrier, Feiertagen und Infrastrukturproblemen. Vor allem in Hamburg hat sich die Lage diese Woche zugespitzt. Spediteure berichten von langen Wartezeiten sowohl am Eurogate-Terminal als auch am Burchardkai, wo derzeit ein neues Terminalbetriebssystem eingeführt wird. Zum Teil seien Exportcontainer nicht mehr angenommen worden und für teures Lagergeld zwischengeparkt worden, ist zu hören.

Minus im Drybulk-Markt

In der Dry-Bulk-Schifffahrt ging der Markt diese Woche hingegen wieder in die Knie – sowohl im Deepsea- als auch im Shortsea-Geschäft. Der Baltic Dry Index sank um 285 auf 1.844 Punkte mit heftigen Einbußen für die großen Frachter. Die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker sackte bei nachlassender Charternachfrage im asiatisch-pazifischen Raum und auch im Südatlantik um 19% auf 22.180 $/Tag. Nach den Überflutungen in Brasilien müssten sich die Reeder auf weitere Ausfälle bei Eisenerzverladungen an der Ostküste Südamerikas einstellen, warnen Makler.

Die kleinen Frachter mit eigenen Kränen kamen mit relativ milden Einbußen davon: Für die Supramaxe und die Handysize-Bulker fiel das Niveau um 5% bzw. 2% auf 15.460 und 12.423 $/Tag.

Mehr Schwung für Tanker

Am Rohöltankermarkt gab es nach einem verhaltenen Auftakt wieder mehr Schwung für die VLCC im Persischen Golf. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen für Trips aus dem Golf nach China stiegen gegenüber der Vorwoche um mehr als 10% auf über 50.000 $/Tag.

Für die Suezmaxe fehlte es diese Woche im Atlantik an frischen Ladungen. Das Spotniveau gab für Eco-Schiffe leicht auf knapp unter 40.000 $/Tag. Im Aframax-Segment hielten sich steigende Raten im Mittelmeer und fallende Raten in der Nordsee etwa die Waage. Das Einnahmenniveau hielt sich für moderne Schiffe bei etwa 40.000 $/Tag.