Der Hamburger Terminalbetreiber HHLA ist mit dem ersten Halbjahr nach einem zunächst schwachen Start in 2024 nicht unzufrieden.
Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) konnte »in einem herausfordernden Umfeld« sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis positiv abschließen, heißt es heute in einer Bilanzmitteilung des Konzerns, bei dem die weltgrößte Containerlinienreederei MSC bekanntlich einsteigen will. Mit einer Entscheidung durch die Stadt Hamburg, Mehrheitseigner der HHLA, wird in den kommenden Wochen gerechnet.[ds_preview]
Dabei wirkten sich den Angaben zufolge neben dem Anstieg von Containerumschlag und Containertransport auch »ein vorteilhafter Erlösmix« sowie der Ausbau des europäischen Netzwerks förderlich aus. Der Konzernumsatz stieg um 4,6% auf 760,3 Mio. €, das Konzern-Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 16,8% auf 58,9 Mio. €. Die EBIT-Marge betrug 7,7% nach 6,9% im Vorjahr.
Die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath zeigte sich zufrieden: »Trotz der erforderlichen Anpassungen durch die Störungen in den Lieferketten konnte die HHLA einen Zuwachs im Containerumschlag und -transport verzeichnen. Auch wenn der Ausblick durch die Konjunkturschwäche, aktuelle Krisen und Marktveränderungen weiterhin herausfordernd bleibt, ist die HHLA mit ihrer strategischen Ausrichtung gut aufgestellt.«
Positiver Ausblick
Die im ersten Halbjahr eingetretene wirtschaftliche Entwicklung der HHLA decke sich »im Teilkonzern Hafenlogistik und im Teilkonzern Immobilien im Wesentlichen mit der im zusammengefassten Lagebericht 2023 abgegebenen Erwartung«, welche zum Zeitpunkt der Geschäftsberichtserstellung aufgrund der geopolitischen Spannungen, dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen der angekündigten Neuausrichtungen der Konsortialstrukturen der Reeder unter hoher Unsicherheit gestanden habe, heißt es weiter.
Im Teilkonzern Hafenlogistik wird nunmehr mit einem moderaten Anstieg im Containerumschlag gegenüber dem Vorjahr gerechnet – zuletzt war man noch von einem »deutlichen Anstieg« ausgegangen. Der mehrheitliche Erwerb der Roland Spedition im zweiten Quartal soll sich positiv auf den Containertransport auswirken, sodass nunmehr für den Containertransport nicht mehr ein »moderater«, sondern ein »deutlicher« Anstieg erwartet wird.
Für den Teilkonzern Hafenlogistik wird bei den Umsatzerlösen von einem deutlichen Anstieg ausgegangen. Diese Entwicklung wird zum einen mit dem mehrheitlichen Erwerb der Roland Spedition begründet sowie zum anderen auf ein höheres Erlösniveau aufgrund temporär längerer Verweildauern von Containern an den Hamburger Terminals zurückgeführt. Dabei wird im Segment Container unverändert von einem deutlichen Anstieg der Umsatzerlöse ausgegangen.
Die Entwicklung für das Betriebsergebnis (EBIT) wird weiterhin in der Bandbreite von 70 bis 100 Mio. € erwartet. In Summe wird auf Konzernebene ein deutlicher Anstieg (vormals: »moderater Anstieg«) bei den Umsatzerlösen erwartet. Im Hinblick auf das Betriebsergebnis (EBIT) wird weiterhin unverändert von einem Wert in der Bandbreite von 85 bis 115 Mio. € ausgegangen.
Bei der »mittelfristigen« Erwartung sieht es etwas anders aus. »Die herausfordernden Rahmenbedingungen, allen voran der anhaltende Krieg in der Ukraine, die Krisen in Nahost sowie die aktuelle Konjunkturschwäche und Marktveränderungen führen zu einer zeitlichen Anpassung der im Jahr 2021 herausgelegten Mittelfristambition 2025«, schreibt der Konzern. Diese sah im Wesentlichen für das Geschäftsjahr 2025 neben einem EBIT von rund 400 Mio. € Gesamtinvestitionen im Zeitraum von 2021 bis 2025 in Höhe von 1,6 Mrd. € vor.
An dem Ziel, mittelfristig ein Ergebnispotenzial von 400 Mio. € zu erschließen, wird zwar weiterhin festgehalten. Allerdings wird das EBIT-Potenzial »unter Berücksichtigung der abweichend von der Planung eingetretenen Umfeldbedingungen« sowie der Verzögerungen bei den geplanten Anlagezugängen nunmehr nicht vor dem Geschäftsjahr 2027 erwartet. Keine Angaben machte die HHLA darüber, ob und wie sich der geplante MSC-Einstieg auf Umschlag, Umsatz und Investitionen auswirken soll. Die Reederei hatte angekündigt, ihr Engagement im Hafen auszubauen und mehr Container auf die Elbe zu bringen.
HHLA-Teilkonzern Hafenlogistik
Der börsennotierte Teilkonzern Hafenlogistik verzeichnete einen moderaten Umsatzanstieg von 707,7 auf 742,5 Mio. €. Das Betriebsergebnis (EBIT) erhöhte sich um 27,5% auf 51,7 Mio. €. Die EBIT-Marge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte auf 7,0%.
Im Segment Container stieg der Containerumschlag an den HHLA-Containerterminals im Vergleich zum schwachen Vorjahreshalbjahr um 2,2% auf 2,94 Mio. TEU. Auf die Hamburger Containerterminals entfielen 2,81 Mio. TEU (+1,7%). Zu dieser Volumenentwicklung trugen im Wesentlichen bei den Überseeverkehren die Fahrtgebiete Nord-, Süd- und Mittelamerika bei, innerhalb derer insbesondere die Ladungsmengen der USA einen großen Zuwachs verzeichneten. »Vor dem Hintergrund von temporären Routenveränderungen aufgrund des militärischen Konflikts im Roten Meer entwickelten sich zudem die Ladungsmengen mit anderen europäischen Seehäfen positiv«, heißt es. Die Umschlagmengen der Fahrgebiete Fern- und Nahost gingen dagegen zurück. Bei den Zubringerverkehren (Feeder) lag die Mengenentwicklung moderat über dem Vorjahr. Die Feederquote am wasserseitigen Umschlag lag bei 18,7%, nach 18,4% im Vorjahr.
Die internationalen Containerterminals verzeichneten einen Anstieg von 13,5% auf 129.000 TEU. Treiber war den Angaben zufolge »der starke Anstieg am Multifunktionsterminal HHLA TK Estonia«. Die durch Schiffsumroutungen und Ausfälle infolge des militärischen Konflikts im Roten Meer reduzierten Umschlagmengen bei HHLA PLT Italy in Triest seien dadurch mehr als ausgeglichen. Am Container Terminal Odessa (CTO) in der Ukraine blieb der seeseitige Umschlag im ersten Halbjahr angesichts des russischen Angriffskriegs auf behördliche Anweisung weiterhin aus.
Die Umsatzerlöse des Segments stiegen im Berichtszeitraum deutlich um 7,5% auf 378,7 Mio. €3. »Grund hierfür war im Wesentlichen die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum längere Verweildauer umzuschlagender Container an den Hamburger Containerterminals, die sich steigernd auf die Lagergelderlöse auswirkte«, schreibt die HHLA. Darüber hinaus trug die positive Entwicklung an den internationalen Containerterminals der HHLA zur Umsatzsteigerung bei. Neben den Erlösen aus umschlagnahen Tätigkeiten am CTO wirkte sich der Mengenzuwachs am Terminal HHLA TK Estonia in Tallinn sowie höhere Erlöse am Multifunktionsterminal in Triest positiv aus.
Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg im Wesentlichen erlösbedingt um 80,0% auf 34,4 Mio. €. Die operativen Kostensteigerungen der ersten sechs Monate konnten durch »ergebnissichernde Maßnahmen« zu einem erheblichen Teil ausgeglichen werden. Die EBIT-Marge stieg um 3,7 Prozentpunkte auf 9,1%.
Leichtes Intermodal-Plus
Das Segment Intermodal verzeichnete im ersten Halbjahr 2024 einen leichten Mengenzuwachs. Der Containertransport erhöhte sich insgesamt um 1,8% auf 833.000 TEU. Die Bahntransporte nahmen im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 719.000 TEU zu. »Dabei konnte der starke Anstieg der Transportmengen in der DACH-Region den Rückgang der Verkehre mit den adriatischen Seehäfen sowie der polnischen Verkehre mehr als ausgleichen«, zeigt sich der Konzern zufrieden. Zudem trug der mehrheitliche Erwerb an der Roland Spedition GmbH im zweiten Quartal zum Anstieg bei. Die Straßentransporte verzeichneten einen starken Rückgang um 10% auf 115.000 TEU.
Die Umsatzerlöse lagen mit 327,7 Mio. € um 4,7% über dem Vorjahreswert und stiegen damit stärker als die Transportmenge. Grund hierfür war neben regulären Preisanpassungen insbesondere der höhere Bahnanteil an der Transportmenge, der sich gegenüber dem Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte auf 86,2% erhöhte.
Das Betriebsergebnis (EBIT) reduzierte sich um 4,7% auf 39,2 Mio. €. Die EBIT-Marge ging um 1,2 Prozentpunkte auf 11,9% zurück. Neben Verschiebungen im Ladungsmix wirkten sich Tariferhöhungen sowie die Geschäftsausweitung bei den Bahnverkehren belastend aus.