Die massiven Engpässe in der Containerschifffahrt lockern sich etwas. Die Frachtraten aus Fernost heraus gaben diese Woche erneut leicht nach, auch am Chartermarkt scheint der vorläufige Höhepunkt überschritten zu sein.
Der Shanghai Index SCFI, der die Spotraten auf 13 Routen ex China abbildet, fiel heute um gut -2% auf rund 3253 Indexpunkte.[ds_preview]
Bereits gestern hatte der World Container Index von Drewry, der auch andere Fahrtgebiete einschließt, um -3% auf durchschnittlich 5.551 $/FEU nachgegeben. Bei den kurzfristigen Raten der an den Preisinformationsdienst Xeneta berichtenden Verlader waren ebenfalls leichte Rückgänge zu erkennen.
Druck zieht ins Mittelmeer
Der Abwärtstrend setzte zuerst auf der Strecke von Fernost nach Nordamerika sowie zum Persischen Golf und Richtung Südamerika ein. Inzwischen sacken die Raten auch im Trade von Fernost nach Europa, der durch die Umwege um das Kap der Guten Hoffnung besonders strapaziert wird, leicht ab.
Diese Woche scheint der Druck vor allem bei Buchungen zu den Mittelmeerhäfen angezogen zu haben. So rutschten die Index-Raten im SCFI und bei Drewry für Verladungen von Shanghai ins Mittelmeer um -5% und -4% gegenüber der Vorwoche ab – deutlich schneller als vorher.
Buchungsnachfrage lässt nach
Nach dem die Ladungsmengen im Juni noch sehr kräftig angewachsen waren und laut dem Datendienstleister CTS mit 800.000 TEU auf der Strecke von Fernost nach Nordeuropa einen neuen Rekordstand erreichten, scheint sich die Buchungsnachfrage nun etwas abzuschwächen. Für Ende August und Anfang September seien die Anfragen nach Stellplätzen in Fernost etwas zurückgegangen, berichtet die US-Spedition Flexport. Mit scharfen Rateneinbußen ist angesichts der nach wie vor relativ angespannten Situation aber wohl nicht zu rechnen.
Entgegen früheren Erwartungen dürfte sich die Krise in Mittelost weiter hinziehen, wahrscheinlich sogar noch zuspitzen, da fest mit einer militärischen Reaktion des Iran auf die Attentate Israels auf die Hamas- und Hisbollah-Führer gerechnet wird. Kaum vorstellbar, dass da die Huthi-Rebellen im Jemen ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer bald einstellen werden. Auch im kommenden Jahr könnten die Carrier daher gezwungen sein, ihre Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung herum zu routen, was die erforderliche Transportleistung massiv nach oben treibt.
Außerdem bleibt abzuwarten, wie sich die Abfertigungsengpässe in den Häfen entwickeln. Vergangene Woche nahmen die Wartezeiten auf Liegeplätze in wichtigen Häfen Asiens und Europas deutlich zu, wie Kühne+Nagel berichtet.
Linienreedereien werden vorsichtiger
Am Chartermarkt macht sich inzwischen deutlich bemerkbar, dass die Linienreedereien bei der Erweiterung ihrer Flotten vorsichtiger agieren. Zu rasant sind die Charterraten in den vergangenen drei Monaten gestiegen. Zudem sind die Verantwortlichen bei den Carriern wie überall in der Wirtschaft in den wohl verdienten Sommerferien, so dass sich Entscheidungsprozesse über neue Charter-Fixtures verzögern. Der ConTex der Vereinigung Hamburger und Bremer Schiffsmakler gab heute erstmals seit langer Zeit leicht nach – um -1,6% auf 1337 Punkte.
Sommerflaute setzt ein
In den anderen großen Schifffahrtssegmenten machte sich die diese Woche ebenfalls die Sommerflaute bemerkbar. Der Baltic Dry Index für die Trockenfrachtschifffahrt sank leicht um 5 auf 1670 Punkte. Nur die Capesize-Bulker konnten sich auf Wochensicht um knapp +5% auf 20.213 $/Tag steigern – dank einer Ballung neuer Charteranfragen für Eisenerz ex Westaustralien zur Wochenmitte, wie Makler berichten.
Die Frachtraten der Rohöltanker gaben durch die Bank weg nach. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC, Suezmaxe und Aframaxe gaben jeweils um -6 bis -7% zur Vorwoche nach. Makler rechnen in den kommenden zwei Wochen aber mit einer Belebung der Ladungsmengen im Persischen Golf, die für Schwung vor allem im VLCC-Segment sorgen könnten.