Am 24. August ist das ehemalige Kreuzfahrtschiff »Diamond XI« sehr überraschend im türkischen Aliaga bei einer Abwrackwerft auf den Strand gesetzt worden.[ds_preview]
Ursprünglich wollte der letzte Eigner, die kanadische Bridgemans Services Group, das ehemalige Expeditionskreuzfahrtschiff nach einem Umbau als schwimmende Unterkunft für bis zu 350 Fachkräfte aus der Gas- und Ölindustrie, dem Bergbau und der Offshore-Windenergie anbieten.
Bridgemans hatte das 124 m lange und 16 m breite Schiff erst im Frühjahr von der Reederei SunStone Ships erworben. Derzeit gibt es seitens des Unternehmens noch keine Angaben, warum man es so kurz nach dem Erwerb nun doch nicht mehr für die vorgesehene Nutzung einsetzt und stattdessen zur Verschrottung veräußert hat.
1985/1986 Umbau auf Lloyd Werft
So endet eine 50-jährige, sehr wechselhafte Geschichte eines ehemaligen Kreuzfahrtschiffes, das ursprünglich als RoRo-Schiff »Begonia« in Fahrt kam. Gebaut wurde es 1974 in Kristiansand in Norwegen für einen Frachtdienst zu den Niederländischen Antillen. Zwischen dem 1. November 1985 und dem 1. Juli 1986 erfolgte bei der Bremerhavener Lloyd Werft dann ein kompletter Umbau.
In acht Monaten wurde es zum exklusiven Expeditionskreuzfahrtschiff »Explorer Starship« für die norwegische Reederei Fernley & Eger umgebaut. Im Rahmen der umfangreichen Arbeiten wurden bei der Lloyd Werft alle Deckaufbauten oberhalb des 4. Decks vom Hinterschiff bis zur Brücke entfernt. Anschließend wurden neue Aufbauten, zum Teil aus Aluminium, auf den Schiffsrumpf aufgesetzt. Die damalige Heckrampe wurde ausgebaut und die Bugklappe fest verschweißt. Zwei neue Wichmann-Motoren des Models »WX28 V« mit einer Leistung von je 2.750 kW wurden eingebaut, die Dienstgeschwindigkeit beträgt rund 17 Knoten.
Verkauf an Radisson Seven Seas Cruises und Ponant
Nach einem erneuten Verkauf im Jahr 1989 wurde das Schiff als »Song of Flower« in die Flotte der US-Kreuzfahrtlinie Radisson Seven Seas Cruises aufgenommen. Im Jahr 2004 erwarb die französische Reederei Ponant das Schiff, taufte es »Le Diamant« und führte damit eine Reihe von Reisen durch Nordeuropa, das Mittelmeer und Südamerika durch. Später rüstete Ponant das Schiff auf Expeditionskreuzfahrten in Polarregionen um.
Im Jahr 2010 ersetzt Ponant die »Le Diamant« durch einen Neubau. Sie verkehrte anschließend als »Ocean Diamond« für Sun Stone Ships – im Rahmen von Charterverträgen für verschiedene Marken – vornehmlich in der Arktis und Antarktis. In den vergangenen Jahren war das Schiff während der Sommermonate für Island Pro Cruises im Einsatz und lag zeitweise auch in Hamburg.
In diesem Frühjahr konnte Sun Stone Ships dann für das Schiff noch einen Interessenten finden, der neue Aufgaben für das bisherige Expeditionskreuzfahrtschiff hatte. So sollte das Schiff mit seinen 150 Kabinen bei Bridgemans nach einem Umbau als sechstes so genanntes Floatel (Floating Hotel) bei Offshoreprojekten zum Beispiel in der Gas- oder Ölindustrie oder der Offshore- Windenergie für bis zu 350 Fachkräfte weltweit zum Einsatz kommen. Hierzu erhielt das Schiff schon den neuen Namen »Diamond XI«.
»Die ‚Diamond XI‘ ist ein wunderschönes Schiff, das sich perfekt für Projekte eignet, die erstklassige Wohnräume für bis zu 350 Personen, Catering, Unterhaltung und mehr erfordern«, sagte Bridgemans-Präsident Brian Grange noch im Frühjahr bei der Übernahme des Schiffes. Hierbei war angedacht, das Schiff aufgrund seiner relativ kleinen Größe in der Anfangsphase von Projekten einzusetzen, bei denen nur geringe Kapazitäten gefordert werden. Im Rahmen eines Umbaus sollte etwa die bisherige Lounge an Bord zum Schulungsraum für Arbeiter umgebaut werden, das bisherige A-la-Carte-Restaurant sollte in ein multifunktionales Büffetrestaurant umgerüstet werden.