Es mangelt offenbar an ausreichend militärischer Kapazität: Das eigentlich vor allem für Seeversuche genutzte deutsche Forschungsschiff „Planet“ steht vor einem eher außergewöhnlichen Einsatz – für die NATO zur Bewältigung der Flüchtlingskrise im östlichen Mittelmeer.

Am Dienstag soll das zur Wehrtechnischen Dienststelle 71 gehörende Forschungsschiff zu einer Unterstützungsmission des Militärbündnisses auslaufen, wie die Bundeswehr heute mitteilte.

Seit dem Start der sogenannten neuen „NATO-Kräfteorganisation“ (NATO Force Model) seit dem 1. Juli haben sich die Anforderungen an die Deutsche Marine im Rahmen der NATO-Verteidigungskräfte signifikant erhöht, heißt es in einem Statement.

Die Aktivität in der Ägäis ist der Beitrag der NATO zur Bewältigung der Flüchtlings- und Migrationskrise. Sie wurde im Februar 2016 auf Antrag Deutschlands, Griechenlands und der Türkei mit dem Ziel beschlossen, die Flüchtlingsströme durch die Ägäis schnell und erheblich zu reduzieren. Mit den Aktivitäten beabsichtigt die NATO, zu einem Lagebild für die griechische und türkische Küstenwache sowie der europäischen Grenzagentur FRONTEX beizutragen. Die NATO-Kräfte unterstützen durch Seeraumüberwachung und dem Austausch von Lageinformationen, um die beteiligten Behörden bei ihrem Einsatz gegen Schlepper und deren Netzwerke zu unterstützen.

Forschungsschiff „hervorragend geeignet“

Die bisher mit der Aufgabe betrauten Kampf- und Unterstützungseinheiten seien damit mehr als bisher gefordert. Um den Handlungsspielraum der Deutschen Marine zu erhöhen, wurde daher entschieden, die militärischen Kräfte der Deutschen Marine durch zivile Einheiten zu ersetzen: Und die Wahl fiel beispielsweise auf das Forschungsschiff „Planet“. „Mit seinen Fähigkeiten im Bereich der Seeausdauer, dem großen Platzanagebot und notwendigen Fernmeldemitteln, wurde es als hervorragend geeigneter Ersatz identifiziert.“ Die „Planet“ dient primär als seegehende Einsatzplattform, der eigentliche Auftrag selbst wird aber unverändert durch das eingeschiffte militärische Personal wahrgenommen.

Diese Kooperation zwischen der Deutschen Marine und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) zeige, so die offizielle Darstellung, was in Zeiten knapper Ressourcen möglich ist. Das Forschungsschiff „Planet“ steht in erster Linie der Wehrtechnischen Dienststelle 71 für Schiffe und Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung in Eckernförde für Seeversuche zur Verfügung.

Für die Einsatzzeit wird die „Planet“ dem 3. Minensuchgeschwader als Leitverband unterstellt, welches schon seit Anfang des Jahres Boote als Führungsplattformen in dem NATO-Verband stellt. Das Schiff wird bis Anfang 2025 die Aufgaben in der Ägäis übernehmen.