Perspektivisch könnte „in nicht allzu ferner Zukunft“ ein Baggerschiff ohne Besatzung durch den Emder Hafen ziehen, meinen die Partner im Verbundprojekt Amisia.
Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts) hat zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Mareval AG drei Jahre lang zu effizienteren Verfahren der Hafenunterhaltung in Emden geforscht. Jetzt wurden die Ergebnisse vorgestellt, einschließlich eines Schiffskonzepts.[ds_preview]
Amisia steht für „Advanced Port Maintenance: Intelligent, Sustainable, Innovative and Automated Dredging“. Ein Blick in die Zukunft der modernen Hafenunterhaltung: „Hochautomatisierte Systeme und ein ferngesteuertes Forschungsboot lassen erahnen, dass in vielleicht nicht allzu ferner Zukunft ein Baggerschiff ohne Besatzung seine Bahnen durch den Emder Hafen zieht“, so ein Zwischenfazit der Partner.
Eine effizientere Hafenunterhaltung spart Kosten, Energie und Ressourcen, so die Erwartungshaltung: Bisher werden jährlich rund 4,5 Mio. € für die Hafenunterhaltung in Emden ausgegeben. Ungefähr 140 Tonnen CO2 verursacht das jetzige Verfahren außerdem pro Jahr. NPorts-Chef Holger Banik konkretisiert, was sich einsparen ließe, wenn das Gesamtverfahren optimiert würde: „Die Hafenunterhaltung im Hafen Emden zu optimieren, liegt in unserem Interesse, weil wir die Kosten der Hafenunterhaltung um 15% und die CO2-Emissionen um 20% senken könnten.“
Projektmanagerin Daniela da Rosa von NPorts unterstrich bei der Präsentation außerdem das Potential eines optimierten Verfahrens der Hafenunterhaltung: „Die Forschungsergebnisse sind in ein innovatives Ready-for-Autonomy Schiffsdesign eingeflossen. Diese Technologien ermöglichen es, das Re-zirkulationsverfahren noch wirtschaftlicher und bedarfsgerechter durchzuführen.“ Dadurch werde man in der Hafenunterhaltung noch innovativer, denn, wie seit der Einführung des Re-zirkulationsverfahrens im Emder Hafen schon damals in den 90er Jahren, „arbeiten wir nicht unter hohem Aufwand gegen den Schlick an. Dadurch ist weiteres Potenzial vorhanden, um zusätzliche Kosten- und Emissionseinsparungen zu erzielen.“
„Fluid-Mud“ und Re-zirkulation
Damit der Hafenbetrieb nicht zum Stillstand kommt, fährt der Hopperbagger „Anna“ den Hafen Emden bedarfsgerecht ab und behandelt das Sediment so, dass ein Zustand namens „Fluid-Mud“, also Flüssig-Schlick, stetig aufrechterhalten wird. Durch diesen Flüssig-Schlick kann ein Schiff solange passieren, bis sich das Gemisch wieder absetzt und verdichtet. Durch die kontinuierliche Hafenunterhaltung wird der Emder Schlick im Zustand des Flüssig-Schlicks gehalten. So sorgt NPorts für die Schiffbarkeit des Hafens.
Dieses Verfahren der Hafenunterhaltung, das Re-zirkulationsverfahren, hat sich im Emder Hafen schon seit über zwanzig Jahren bewährt und hat über die Grenzen Ostfrieslands hinaus als „Emder Verfahren“ einen anerkannten Namen. Banik machte nun deutlich: „Mit dem Forschungsprojekt Amisia nehmen wir das bewährte Verfahren und machen es besser. Wir untersuchen Möglichkeiten der Hafenunterhaltung, die effizienter, nachhaltiger und kostengünstiger sind.“
Perspektive für Baggerschiff der Zukunft
Der Kerngedanke des Projekts besteht nach Angaben der Partner darin, die nachhaltige Kosteneffizienz der Hafenunterhaltung zu stärken, indem die kostenintensiven Unterhaltungsbaggerungen weitgehend automatisiert werden. Ein Forschungsboot ist mit den notwendigen Automatisierungstechnologien ausgestattet, um die Automatisierungs- und Servicerisiken des Betriebs eines solchen Schiffes im Hafen zu testen und zu bewerten.
Sebastian Feuerstack, Abteilungsleiter am DLR für Systemengineering für zukünftige Mobilität, zeigte sich zuversichtlich: „Heutzutage stehen die Technologien, wie etwa in der Datenverarbeitung, der Kommunikation und Sensorik, für die Automatisierung eines Baggerschiffs umfassend zur Verfügung. Die große Herausforderung ist jedoch, diese sicher zu gestalten. Hierzu haben wir im Projekt Testprozesse erarbeitet, um die Vertrauenswürdigkeit der Systeme nachzuweisen. Wir sind zuversichtlich, dass schon in naher Zukunft die ersten Schiffe teilweise automatisiert und von Land überwacht das Hafenbecken unterhalten können.“
Für NPorts hat das Konzept für optimierte und umweltfreundlichere Hafenunterhaltung bereits jetzt schon einen Mehrwert, denn es biete eine zukunftsfähige Alternative zur aktuellen Lösung. Aber: „Wir wollen allerdings noch mehr verstehen, um alle Potenziale zu heben und mit unseren Partnern ein marktreifes Produkt zu entwickeln. Ein deutliches Plus erreichen wir dann, wenn die Ergebnisse der Forschungen in Emden auf andere Häfen übertragbar sind“, so NPorts-Chef Banik.