Spotmarkt

Der seit August zu beobachtende Abwärtstrend bei den Container-Frachtraten setzt sich am Spotmarkt unvermindert fort. Und es dürfte weiter bergab gehen.

Der Shanghai Index SCFI für die Spotpreise in Trades ex Fernost sank gegenüber der Woche erneut um knapp -6%, der breiter aufgestellte World Container Index von Drewry gab um -5% nach. [ds_preview]

Der SCFI rangiert nach mehrwöchigen starken Rückgängen jetzt auf dem gleichen Niveau wie Anfang Mai. Historisch gesehen sind die Spotraten nach wie vor hoch, doch in den nächsten Monaten dürfte es stetig weiter bergab gehen. Es sei denn, es kommt tatsächlich zu einem längeren Streik in den Häfen der US-Ost- und Golfküste.

Streiks in den USA könnte auf Spotmarkt wirken

Der Tarifvertrag zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern läuft am 30. September aus. Sofern nicht kurzfristig noch eine Einigung erzielt wird, drohen ab 1. Oktober Arbeitsniederlegungen. Ein längerer Streik könnte Schätzungen zufolge bis zu 15% der weltweiten Flottenkapazität behindern und damit womöglich zu erneuten Laderaumengpässen führen.

Die damit verbundenen negativen Konsequenzen für die US-Wirtschaft könnten die Regierung in Washington aber zu einem Eingreifen und einer Schlichtungsverordnung zwingen, wird spekuliert. Die Situation ist damit aktuell unkalkulierbar.

US-Importeure haben Berichten zufolge damit begonnen, Lieferungen aus Asien verstärkt über die Westküstenhäfen zu routen. Zum Teil sollen Beschaffungen auch vorgezogen worden sein, damit die ihre Läger im Fall eines Streiks nicht so schnell leerlaufen.

Das sorgt bislang aber nicht für genug zusätzlichen Schwung auf der Nachfrageseite, um die Frachtraten wieder hochzutreiben. Allerdings hat sich der Rückgang etwas verlangsamt. Diese Woche gaben die Spotraten für Verschiffungen von Shanghai zur US-Westküste laut SCFI nur moderat um knapp -3% auf 5.341 $/FEU.

Raten ab Fernost geben am Spotmarkt deutlich nach

Deutlich höher ist der Abwärtsdruck in den westgehenden Trades aus Fernost heraus: Für Buchungen zum Persischen Golf, ins Mittelmeer und nach Nordeuropa sanken die Index-Raten laut SCFI um 9 bis 12% zur Vorwoche. Für die Relation Shanghai/Nordeuropa liegt das Level jetzt bei knapp 2.600 $/TEU – mehr als 40% niedriger als vor einem Monat.

Am Frachtenterminmarkt spekulieren Händler auf eine weitere Halbierung der Raten bis Frühjahr. Auch Raten mit mehrwöchiger Gültigkeit, wie sie der Preisinformationsdienst Xeneta veröffentlicht, rauschen rasant nach unten. Binnen einer Woche gab die Xeneta-Rate für den Fernost-Europa-Trade um 15% auf rund 5.400 $/FEU nach.

Bislang haben die Containerlinien noch nicht mit Kapazitätsreduzierungen reagiert, um den Markt zu stabilisieren. Das lässt sich auch daran erkennen, dass die Aufliegerquote für die Gesamtflotte mit 0,6% auf sehr niedrigem Niveau verharrt. Davon profitiert auch der Chartermarkt, weil kaum Schiffe zurückgeliefert werden und die Verfügbarkeit entsprechend gering ist.

In der Dry-Bulk- und der Tankschifffahrt legten die Fracht- und Charterraten diese Woche moderat zu. Der Baltic Dry Index kletterte um 87 auf 1977 Punkte und nähert sich damit erstmals seit mehr als zwei Monaten wieder der 2000er-Marke. Die Durchschnittsraten der Capesize- und der Panamax-Bulker verbesserten sich bei steigender Aktivität auf Wochensicht um +5 und +8%.

Am Chartermarkt der Rohöltanker verzeichneten die VLCC deutlich steigende Raten und Tageserträge. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen stiegen um 9% auf 43.800 $/Tag. Getrieben wurde die Ratenrallye von einem erhöhten Ladungsaufkommen im Persischen Golf und im US-Golf. (mph)