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Die »Leonardo da Vinci« (© Eckardt)

Einer der weltgrößten Kabelleger zu Gast in Nordenham: Bei den seit 2018 zur italienischen Prysmian Group gehörenden Seekabelwerken an der Unterweser hat die „Leonardo da Vinci“ Seekabel für das Offshore-Windparkprojekt „Sofia“ in britischen Gewässern übernommen. Währenddessen wartet die Reederei auf Neubauten.

Das 170 m lange und 34 m breite Spezialschiff gehört ebenfalls zu Prysmian und wurde 2021 von der zum Fincantieri-Konzern gehörenden Vard-Werftengruppe in Norwegen erbaut, wobei der Rumpf im rumänischen Tulcea gefertigt wurde.[ds_preview]

Die „Leonardo da Vinci“ verfügt über einen Hybridantrieb mit Lithium-Batterien und ist in der Lage, Kabel in bis zu 3.000 m Tiefe zu verlegen. Um auf hoher See präzise arbeiten zu können, erhielt sie ein Dynamic-Positioning-3-System. Am Bord stehen auf zwei Karussells Transportkapazitäten für Kabel mit Gewichten von 7.000 bzw. 10.000 t zur Verfügung, die bei der Ablieferung die höchste Karussellkapazität auf dem Markt darstellte.

Der norwegische Schiffsbauer Vard hat mittlerweile auf seiner Werft im rumänischen Tulcea mit dem Bau eines dritten Kabelverlegungsschiffs (CLV) für den italienischen Kabelgiganten Prysmian begonnen. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der „Leonardo da Vinc“ bzw. der im nächsten Jahr abzuliefernden Schwester „Monna Lisa“, mit einer noch höheren Kabelladekapazität und verbesserten technischen Lösungen.

Schon im letzten Jahr teilte Prysmian mit, dass das Unternehmen rund 350 Mio. € in zwei neue CLVs investieren werde, um seine Kapazitäten bei der Durchführung von Unterwasser-Projekten zu stärken. Zudem wurde die Vard-Werft mit dem Bau der Schiffe beauftragt. Das erste neue Schiff vom Typ Vard 9 18 wird 191 m lang und 34 m breit sein und über fortschrittliche Lösungen zur Kabelverlegung verfügen, da es mit drei Karussells mit einer Gesamtkapazität von über 19.000 t ausgestattet sein wird.

Damit wird es zu einem der Schiffe mit der höchsten Kabelladekapazität in der Branche. Palfinger Marine wird die Deckausrüstung und Rettungsmittel (LSA) für den Kabelleger liefern, TMC Compressors ein Schiffsdruckluftsystem bestehend aus Steuer- und Betriebsluftkompressoren und MacGregor drei Kräne. Die kommerzielle Inbetriebnahme des Schiffes ist für Anfang 2027 geplant.

Von Nordenham in britische Gewässer

Der Kabelleger „Leonardo da Vinci“ hat Nordenham inzwischen verlassen und ist mittlerweile im Baufeld des britischen Offshore-Windparks „Sofia“ eingetroffen. Dieses ist nicht nur das bisher größte Bauprojekt des Energiekonzerns RWE im Bereich erneuerbarer Energien, sondern auch das am weitesten von der Küste entfernte. Auf der sogenannten Dogger Bank rund 195 km vor der Nordostküste Großbritanniens wird das 1,4-Gigawatt-Projekt in den nächsten Jahren entstehen, das Investitionsvolumen beläuft sich laut RWE auf mehr als drei Milliarden britische Pfund. Die Inbetriebnahme der Windparks ist für 2026 geplant anschließend wird „Sofia“ genug grünen Strom liefern, um umgerechnet 1,2 Millionen britische Haushalte klimafreundlich zu versorgen.

Die Onshore- und Offshore-Konverterstation werden dabei über insgesamt 220 km lange Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungskabel miteinander verbunden. Es wurden bereits zwei Abschnitte von je 130 km mit Exportkabeln von der Küste aus parallel verlegt. Die Installation von zwei verbleibenden 90 km langen Abschnitten des Seeexportkabels erfolgt nun bis zum Ende des Jahres durch die „Leonardo da Vinci“.

Dabei werden vier Abschnitte von ±320 kV-HGÜ-Seeexportkabeln mit XLPE-Isolierung (ein vernetzes Polyethylenkabel) verlegt, insgesamt 440 Kilometer plus die dazugehörigen Kommunikationskabel wie der der Essener Energiekonzern RWE auf Anfrage mitteilte.

Das 170 m lange Schiff von Prysmian wird vom Hafen von Middlesbrough aus operieren und zwei 130 km lange Kabelabschnitte parallel verlegen. Die Kabelverlegungsarbeiten werden direkt vor der Küste von Teesside zwischen Redcar und Marske-by-the-Sea beginnen. Ein Ende jedes der beiden Abschnitte des Unterseekabels wird durch Kabelkanäle, die Anfang des Jahres installiert wurden, unter Wasser vom Schiff gezogen. Das Kabel verläuft unterhalb des Strandes, der Sanddünen und der Straße, bevor es am Anlandungsbaugelände austritt. Das hochmoderne Schiff wird sich dann von der Küste entfernen und die gesamte Kabellänge entlang der festgelegten Route in Richtung des Offshore-Windparks verlegen.

Auch van Oord beteiligt

In diesem Jahr erfolgt vom Hafen Tyne im Nordosten Englands vom Dienstleister Van Oord mit Hilfe des Errichterschiffes „Aeolus“ die Installation der 100 Monopile-Fundamente für die Windkraftanlagen aus. Zum Einsatz kommen dabei Anlagen vom Typ SG 14-222 DD auf der 593 Quadratkilometer großen Fläche des Windparks, dabei handelt es sich um die modernste Turbinengeneration des Herstellers Siemens Gamesa mit einer Leistung von je 14 Megawatt. Insgesamt 44 der 100 Turbinen des Projekts werden mit recycelbaren Rotorblättern ausgestattet. Nach der Fertigstellung wird jede Turbine 252 m hoch sein, 108 m lange Karbon-Glasfaser-Blätter haben und mit einem Rotordurchmesser von 222 m eine Fläche von 39.000 Quadratmetern überstreichen.

Betrieben und gewartet werden soll „Sofia“ von der neuen RWE-Servicestation „Grimsby Hub“. Von dort aus wird bereits der Offshore-Windpark Triton Knoll betreut und auch künftige Projekte von RWE könnten von hier aus unterstützt werden. Großbritannien spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie von RWE zum Ausbau des Offshore-Windportfolios, wo schon jetzt zehn Offshore-Windparks betrieben werden.