Der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) hat im dritten Quartal einen deutlichen Sturzflug hinter sich. Man könne sich durchaus Sorgen machen, heißt es seitens der Schifffahrtsorganisation Bimco.
Allein in der vergangenen Woche ist der SCFI um weitere 10% abgesackt.[ds_preview]
Für das dritte Quartal landet der Leitindex damit bei einem Minus von 43%. „Das ist der stärkste Rückgang im dritten Quartal in einem Jahr, das nicht von der Corona-Pandemie (2020-2023) betroffen ist, seit der SCFI im Oktober 2009 eingeführt wurde“, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei der hauptsächlich von Reedereien getragenen Bimco.
Das einzige dritte Quartal, in dem ein stärkerer Rückgang der Spotraten zu verzeichnen war, war 2022, als ein 24-monatiger Boom bei den Frachtmengen und hohen Verbraucherausgaben während der Pandemie von einem schnellen Rückgang der Mengen und Spotraten abgelöst wurde.
Der SCFI misst die Container-Spotraten für die Containerverladung in Shanghai. Er gibt einen deutlichen Hinweis auf das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Die Spediteure passen die Spotraten als Reaktion auf eine hohe oder niedrige Kapazitätsauslastung schnell nach oben oder unten an, während die Vertragsraten oft langsamer auf Veränderungen der Marktbedingungen reagieren.
Der China Containerized Freight Index (CCFI), der die durchschnittlichen Frachtraten für die Verladung von Containern in China misst, ist im dritten Quartal um 19% gesunken und hat damit die schlechteste Entwicklung eines dritten Quartals in einem Nicht-COVID-Jahr seit 2009 verzeichnet, so Rasmussen weiter.
Deutliche Rückgänge bei Spot-Raten
Die Frachtraten für die wichtigsten Verkehre nach Europa, in den Mittelmeerraum, an die US-Westküste und die US-Ostküste sind mit am stärksten gesunken. Die Spotraten nach Europa und in den Mittelmeerraum sind um fast 55% gesunken, während die Durchschnittsraten um etwa 20% zurückgegangen sind. Auf den Märkten der US-Westküste und der US-Ostküste sind die Spotraten um etwa 40% und die durchschnittlichen Frachtraten um fast 20% gefallen.
Zeitcharterraten und Frachtraten haben sich in der Vergangenheit stets gemeinsam entwickelt. Im dritten Quartal blieben die durchschnittlichen Zeitcharterraten jedoch stabil. Die begrenzte Verfügbarkeit von Schiffen hat die Raten gestützt, und die Umleitung über das Rote Meer stützt weiterhin die Nachfrage. Gleichzeitig könnten die bevorstehenden Änderungen der globalen Allianzstrukturen die Nachfrage erhöhen, da die Reedereien nach Schiffen suchen, die für die neuen Servicepläne erforderlich sind, heißt es weiter.
Ein früherer Höchststand der Volumina als üblich sowie niedrigere Bunkerpreise könnten die negative Entwicklung der Raten im dritten Quartal erklären, meint die Bimco. Kurzfristig könnte der Streik in den Häfen der US-Ostküste und der Golfküste dazu beitragen, dass die Raten für diese Märkte sowie die Gesamtindizes vorübergehend steigen.
„Obwohl der SCFI und der CCFI um 140% bzw. 90% höher liegen als im letzten Jahr, muss die mittel- bis langfristige Entwicklung der Frachtraten den Reedereien Sorgen bereiten, insbesondere wenn die Schiffe wieder ins Rote Meer zurückkehren können. Die 10% der Flotte, die durch die Umleitung absorbiert wurden, werden irgendwann freigesetzt werden und zusammen mit dem Flottenwachstum (fast 7 % im Jahr 2025) zum Angebotswachstum beitragen. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Nachfrage mit dem Wachstum Schritt halten kann“, sagt Rasmussen.