Nach jahrelangen starken Rückgängen nimmt die versicherte Tonnage beim Schutzverein Deutscher Rheder jetzt wieder zu.
Wie der Gegenseitigkeitsversicherer der deutschen Reedereien gestern auf seiner Jahresmitgliederversammlung in Hamburg bekannt gab, ist die Anzahl der Schiffe in den vergangenen zwölf Monaten von 850 (16,0 Mio. BRZ) auf 876 (16,8 Mio. BRZ) angewachsen.[ds_preview]
„Mit den zu erwartenden Neubauten unserer Mitglieder sollten wir wohl bald wieder die 1.000er Marke erreichen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Kurt Klemme von der Reederei Nord. Nach einer langen Krisenphase hätten die deutschen Reedereien wieder Mut gefasst. „Der Markt ist aktiv, die Reedereien trauen sich wieder zu investieren.“
Finanziell steht der Verein, der die Kosten für Rechtsstreitigkeiten seiner Mitglieder versichert, weiterhin gut da. Der im Jahr 2022 erstmalig durch Abschreibungen entstandene Verlust (372.400 €) konnte 2023 zu einem guten Teil wieder aufgeholt werden. Laut dem gestern vorgelegten Finanzbericht betrug der Gewinn 240.000 €. Damit wuchs die Rücklage des Schutzvereins wieder auf etwas über 6 Mio. € an.
Im vergangenen Jahr konnte der Verein nach eigenen Angaben für seine Mitglieder Ansprüche in Höhe von 17 Mio. € durchsetzen bzw. abwehren, gegenüber 13 Mio. € im Jahr 2022. Für das laufende Jahr wird mit einer ähnlichen Zahl von Streit- bzw. Schadenfällen gerechnet wie 2023. Per Mitte Oktober wurden wie im letzten Jahr gut 200 Fälle gemeldet.
Rotes Meer & Umweltregularien
Wie Geschäftsführer Michael Wester ausführte, ging es bei den meisten Streitigkeiten und Anfragen in diesem Jahr entweder um die angespannte Lage im Roten Meer oder um die Auswirkungen neuer Umweltregularien für Schifffahrt wie dem Carbon Intensity Indicator (CII), dem EU-Emissionshandel und den geplanten neuen Treibstoffvorschriften der EU (FuelEU Maritime).
Letzteren zufolge müssen Reedereien die Treibhausintensität der an Bord eingesetzten Energie über die Jahre schrittweise verringern – vor allem durch Nutzung von alternativen Kraftstoffen und Landstrom. Da diesbezüglich Durchschnittswerte über das gesamte Jahr zu erfüllen sind, viele Beschäftigungen im Chartermarkt jedoch kurzfristiger erfolgen, sei die Zuordnung von CO2-Einsparbedarfen und entsprechenden Mehrkosten für Treibstoffe auf die Charterer schwierig. FuelEU Maritime sei eine Mischung aus anderen Regularien wie dem CII und dem EU-Emissionshandel, „einige sagen, es sei eine Kombination des Schlimmsten aus beiden Welten“, sagte Wester.
Leichte Beitragserhöhung
Mit der steigenden Komplexität der Themen, den zunehmenden regulatorischen Anforderungen und dem Digitalisierungsbedarf sei zudem mit weiteren Kostensteigerungen für den Schutzverein zu rechnen. Auf der Mitgliederversammlung wurde daher für nächstes Jahr eine Beitragserhöhung um 5% beschlossen. Pro Schiff lägen die Prämien dann in einer Bandbreite zwischen 600 und 2.450 €, was im internationalen Vergleich zu den Rechtschutzdeckungen der P&I Clubs immer noch günstig sei, so Wester.
Neue Vorstandsmitglieder
Des Weiteren wurden auf der Jahresmitgliederversammlung zwei neue Vertreter in den Vorstand gewählt: Lukas Oltmann (Schiffahrtsgesellschaft Oltmann) und Jan Bartels (Conmar Shipping). Mit dem Stader Reeder Peter Oltmann scheidet dafür ein langjähriges Vorstandsmitglied scheidet auf eigenen Wunsch zum Jahresende aus. Er gehörte dem Gremium seit 2009 an. (mph)