Beim 26. HANSA-Forum kamen zahlreiche Vertreter der maritimen Branche zusammen, um sich über aktuelle Themen und Entwicklungen für die Zukunft auszutauschen.
Einen Schwerpunkt nahmen in diesem Jahr die klimapolitischen Regulierungen, beispielsweise EU-ETS und FuelEU Maritime, aber auch Entwicklungen bei der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO ein. Auch die Finanzierung der Schifffahrt sowie das Segment MPP/Heavylift standen im Fokus der Veranstaltung in Hamburg.
Heike Deggim, Director Marine Environment Division bei der International Maritime Organisation (IMO), erläuterte den Teilnehmern des HANSA-Forums die Ergebnisse der letzten Sitzung des Umweltausschusses MEPC. Trotz der Herausforderung, mit allen Mitgliedsstaaten und teils widerstreitender Interessen einen Konsens zu finden, sah sie die Branche „auf einem guten Weg“, die Klimaziele bis 2050 zu erreichen – räumte aber auch ein, dass man sich eine gewisse Flexibilität zu bewahren versuche, auch angesichts der herausfordernden geopolitischen Lage.
FuelEU und EU-ETS im Fokus beim HANSA-Forum
Irina Haesler, Head of EU Representation des VDR, berichtete über aktuelle Entwicklungen bei den Themen EU-ETS und FuelEU Maritime, die später auch vermehrt Eingang in die Paneldiskussionen am Nachmittag fanden.
Rolf Stiefel von Bureau Veritas zeigte Wege zu einer effektiven Compliance mit den neuen Vorgaben auf. Dabei stellte er den Ausbau der Digitalisierung in den Vordergrund, um dem drohenden „Reporting-Wust“ zu entgehen – darauf seien besonders kleine Reedereien nicht vorbereitet.
Auch die Verladerseite und ihre Bemühungen, die Transformation der Schifffahrt mit voranzutreiben, war beim HANSA-Forum vertreten. Tobias Reich, Sourcing Manager Logistics bei Tchibo, stellte die „Zero Emission Martime Buyers Alliance“ vor, einen Zusammenschluss mehrerer Unternehmen, die sich der Steigerung der Nachfrage sowie der Entwicklung nachhaltiger Kraftstoffe verschrieben hat. Man stehe vor einer „Henne-Ei-Problematik“, so Reich – „Und wir wollen das Ei sein, aus dem die Henne schlüpft.“
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Panel-Diskussionen beim HANSA-Forum
Welche Probleme die Emissionsauflagen der EU für die Schifffahrt bedeuten, beleuchtete zunächst der Jurist Clemens Hillmer in einem Impulsvortrag, in welchem er die komplizierten Verhältnisse erklärte, vor denen Eigner, Charterer und Manager stehen. Dass beispielsweise ein DOC-Holder für die Emissionen haftbar gemacht werde, sei vergleichbar damit, dass „ein Hausmeister für die Müllgebühren der Bewohner verantwortlich gemacht wird“. An der folgenden Panel-Diskussion führten die Speaker das Thema weiter aus: Friederike Hesse (CEO von Zero44), Gunnar Georgs (Regional Manager IRI / The Marshall Islands Registry), Irina Haesler und Clemens Hillmer diskutierten über den Umgang mit FuelEU und EU-ETS.
Es folgte eine Diskussion mit Vertretern aus der Schiffsfinanzierung, in der unter anderem die Transformation der Branche in den Blick genommen wurde: Philipp Wünschmann (Head of Shipping, Berenberg), Jan-Philipp Rohr (Global Head of Shipping, HCOB) und Tim Reinsch (Co-Head, TuftonVC) sprachen über Chancen und Entwicklungen, die aus Sicht der Banken und des Kapitalmarkts bestehen; sowohl im Neubau- als auch im Secondhand-Markt. „Wir müssen cleverer werden“, sagte Wünschmann mit Blick auf neue Möglichkeiten zur Finanzierung wie beispielsweise die Verbriefung. Rohr warnte davor, dass die Regulierungen der Schifffahrt zunehmen und Kunden die Finanzierung erschweren werden. Start-up-Investor Reinsch gab zu bedenken, dass auch nach FuelEU und EU-ETS neue Herausforderungen auf die Schifffahrt zukommen werden: „Man unterschätzt, wie schnell neue Prozesse ins Laufen kommen“, sagte er.
„Heizungsgesetz der Schifffahrt“
Die letzte Diskussion des HANSA-Forums drehte sich erstmals um das Segment der MPP- und Heavylift-Schifffahrt. Auf der Bühne sprachen Wilke Briese (CEO Briese Schiffahrt), Guido Mülder (Vorstand OVB), Hannes Holländer (Managing Partner, Toepfer Transport) und Lars Feller (CEO dship Carriers). Schwerpunkte waren unter anderem die Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen, die in diesem Segment noch keine große Rolle spielt, und die Möglichkeit, den Schiffbau aus China nach Indien oder gar zurück nach Europa zu verlagern. Das Thema FuelEU stieß auf keine große Begeisterung – Briese nannte es das „Heizungsgesetz der Schifffahrt“ und zweifelte den Sinn dieser Regelungen an. Ebenso wichtig für die Branche ist die Modernisierung einer vergleichsweise alten Flotte – die Referenten gingen ausführlich auf Schiffstypen und Neubau-Konzepte sowie Möglichkeiten zur Verbesserung der Effizienz ein.
Ein Höhepunkt des diesjährigen Forums war die Verleihung des „HANSA Maritime Excellence Awards“, der in diesem Jahr an Wilke Briese und Frank Dreyer ging. Die Geschäftsführer der Briese Schiffahrt GmbH wurden für ihre herausragenden Leistungen in der Branche geehrt – Laudator Peter Tamm bezeichnete die Reederei als einen „Stabilitätsanker“ nicht nur für die Emsregion, sondern ganz Deutschland.
Einen ausführlichen Rückblick lesen Sie in der kommenden Januar-Ausgabe der HANSA.