Die russischen Drybulk-Exporte per Schiff sind rückläufig – wenn auch nicht in allen Segmenten, aber vor allem bei Kohle. 2025 dürfte sich der Trend zunächst fortsetzen, meint die Schifffahrtsorganisation Bimco.
Filipe Gouveia, Shipping Analyst bei der hauptsächlich von Reedern und Shipmanagern getragenen Organisation mit Hauptsitz in Kopenhagen, begründet das Minus der „maritimen“ Massengutexporte aus Russland mit der Wettbewerbsfähigkeit der Kohlepreise und dem Rückgang der Weizenmengen.[ds_preview]
Zwischen Januar und November 2024 sind die russischen Exporte von Trockenmassengütern auf dem Seeweg um 5% gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen, heißt es in einer aktuellen Analyse. Zurückgeführt wird das vor allem auf einen Rückgang der Kohleverschiffungen um 10% gegenüber dem Vorjahr. „Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der russischen Kohle hat sich im Vergleich zu mongolischen, indonesischen und australischen Ladungen verschlechtert, und eine allmähliche Zunahme der Exporte auf dem Landweg nach China hat ebenfalls zu diesem Rückgang beigetragen“, sagt Gouveia.
Gestiegen sind in diesem Jahr hingegen die Weizen- und Düngemittelausfuhren aus Russland: um 6% bzw. 7%. Sie sind nach Kohle die größten Exportgüter des Landes und konnten daher einen Teil der Verluste bei der Kohle abfedern. Obwohl die diesjährige Weizenproduktion um 11% zurückging, nahmen die Ausfuhren zu, da die Lagerbestände der letzten Ernte exportiert wurden. Aufgrund großer Ernten in den Jahren 2022 und 2023 sind die russischen Weizenlieferungen den Angaben zufolge seit 2022 erheblich gestiegen.
Die Bimco erwartet, dass sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der russischen Kohle wahrscheinlich weiter verschlechtern wird, da die Russische Eisenbahn ihre Frachtraten am 1. Dezember um 13,8% erhöht hat. Die internationalen Sanktionen im Zuge des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben zu einem Mangel an Ersatzteilen geführt, wodurch die Eisenbahnlogistik schwieriger und kostspieliger geworden ist. Da Russland für den Transport von Kohle zu den Häfen auf seine Eisenbahnen angewiesen ist, wirkt sich dies direkt auf die Exportpreise aus.
„Die schwächeren russischen Kohleverladungen haben sich trotz eines deutlichen Rückgangs der Fracht nur minimal auf den Markt für trockenes Massengut ausgewirkt. Die russische Kohle wurde vollständig durch Ladungen von wettbewerbsfähigeren Exporteuren ersetzt. Außerdem hat sich diese Verlagerung der Lieferanten nicht auf die Fahrstrecken ausgewirkt“, sagt Gouveia.
Export-Minus auch bei Weizen?
Zusätzlich zu den schwachen Aussichten für Kohle könnten demnach auch die russischen Weizenverladungen bald zurückgehen, meint die Schifffahrtsorganisation. Russland hat während des gesamten Jahres 2024 mit einer erheblichen Inflation der Lebensmittelpreise zu kämpfen, die im Oktober 9% erreichte. Die Brotpreise sind um 13% gestiegen, „was wahrscheinlich auf die sinkenden Weizenvorräte angesichts einer schwächeren Ernte und stärkerer Exporte zurückzuführen ist.“
Dies hat die Regierung veranlasst, den Weizenexportzoll ab dem 4. Dezember um 18% zu erhöhen und zwischen dem 15. Februar und dem 30. Juni 2025 eine um 62% geringere Exportquote einzuführen. Russland erlaubt normalerweise zwischen Juli und Januar, nach der Weizenernte im Sommer, quotenfreie Weizenexporte und schränkt sie dann für den Rest des Jahres ein.
„Die russischen Massenguttransporte könnten in der ersten Hälfte des Jahres 2025 weiter zurückgehen, da sich die Wettbewerbsfähigkeit der Kohlepreise verschlechtert und die Weizenmengen sinken. Anders als bei der Kohle könnte sich ein Rückgang der Weizenverschiffungen deutlicher negativ auf den Massengutmarkt auswirken. Russland ist der größte Weizenexporteur der Welt, und da die weltweiten Lagerbestände niedrig sind, könnten andere Länder nicht in der Lage sein, die Mengen vollständig zu ersetzen“, sagt Gouveia.