Ungeachtet aktueller geopolitischer oder industriepolitischer Unstimmigkeiten treiben führende Vertreter aus China und den USA den Auf- und Ausbau eines „Green Corridor“ für eine umweltfreundlichere Schifffahrt voran. Aktuell im Fokus: die Infrastruktur.
Führende Vertreter der Verkehrs- und Umweltpolitik sowie Wissenschaftler der kalifornischen Behörden und der Häfen von Long Beach, Los Angeles und Shanghai kamen jetzt mit Vertretern der chinesischen Schifffahrtsbranche zusammen, um das Thema und die gemeinsamen Bemühungen zur Dekarbonisierung der maritimen Industrie voranzutreiben.
Im Fokus steht dabei ein sogenannter „Green Corridor“ – ein Konstrukt, bei dem eine bestimmte Schifffahrtsroute „grüner“ werden soll, beispielsweise durch die Nutzung und Bereitstellung von alternativen Kraftstoffen. Solche Konstrukte wurden in der jüngeren Vergangenheit an verschiedenen Standorten im globalen maritimen Netz initiiert, unter anderem auch in Europa. Auch zwischen den USA und China ist das Thema nicht gänzlich neu, schon 2022 gab es entsprechende Verlautbarungen.
Nun aber sollen die Bemühungen intensiviert werden. In Long Beach kamen das California-China Climate Institute (CCCI), der Hafen von Long Beach, der Hafen von Los Angeles, der International Council on Clean Transportation (ICCT), C40 Cities und andere wichtige Interessengruppen aus den USA sowie aus China unter anderem der Reederei- und Schiffbaukonzern Cosco, der Hafenakteur Shanghai International Port Group, die Shanghai Maritime University und die Klassifikationsgesellschaft CCS zusammen. Ziel des Treffens war, die Rolle der Infrastrukturentwicklung sowie die für die Förderung internationaler grüner Schifffahrtskorridore erforderlichen politischen Maßnahmen und Vorschriften zu besprechen.
„Transport und Warenverkehr sind nach wie vor ein entscheidender Teil des Rückgrats unserer starken und florierenden Wirtschaft, und wir sind begeistert, dass wir uns mit der Shanghai Municipal Transportation Commission bei dieser wichtigen Arbeit zusammentun“, sagte der kalifornische Verkehrsminister Toks Omishakin. „Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren Häfen und internationalen Partnern bei unseren Bemühungen, den Güterverkehr im maritimen Sektor zu dekarbonisieren.“
„Der Hafen von Shanghai ist der geschäftigste Containerhafen der Welt“, sagte der stellvertretende Generaldirektor des SMTC, Ye Xing. „Wir schätzen unsere Partnerschaft mit dem Staat Kalifornien und haben produktive Arbeitsbeziehungen mit den Häfen von Los Angeles und Long Beach aufgebaut. Gemeinsam sind wir bestrebt, die Dekarbonisierung der Häfen und die Entwicklung umweltfreundlicher Schifffahrtskorridore voranzutreiben.“
Im Laufe der Jahre hätten Kalifornien und China einen mehr oder minder „offenen Dialog“ über die Klimakooperation geführt. Im Jahr 2023 wurde eine Absichtserklärung zwischen Kalifornien und Shanghai unterzeichnet, die darauf abzielt, einen sauberen, kohlenstoffarmen Verkehr voranzutreiben, einschließlich der Entwicklung sauberer Häfen und umweltfreundlicher Schifffahrt. Diese Arbeit ergänze die bestehende Partnerschaft zwischen den Häfen von Los Angeles, Long Beach und Shanghai zur Dekarbonisierung einer der meistbefahrenen Containerschifffahrtsrouten der Welt, hieß es jetzt.
„Jeder, der an dieser Initiative beteiligt ist, sieht das Potenzial des Green Shipping Corridor, der nun Kalifornien mit Shanghai verbindet“, sagte Mario Cordero, Chief Executive Officer des Port of Long Beach. „Unser grüner Weg hat sich zu einem Ziel von Null-Emissionen und der Dekarbonisierung einer der verkehrsreichsten Handelsrouten der Welt entwickelt, und es ist großartig zu sehen, wie die an dem grünen Korridor beteiligten Parteien die Zusammenarbeit verstärken, die notwendig ist, um dieses Ziel zu erreichen.“
Bei dem Treffen kamen führende Vertreter der beteiligten Einrichtungen zusammen, um sich zu diesen Themen zu äußern, die notwendigen Komponenten grüner Schifffahrtskorridore näher zu beleuchten und Möglichkeiten für eine stärkere Zusammenarbeit in diesem aufstrebenden Bereich zu erkunden.
Mit Blick auf den Green Corridor Los Angeles – Long Beach – Shanghai wurde deutlich gemacht, Ziel sei der Einsatz von Schiffen mit reduzierten oder gar keinen Kohlenstoffemissionen über den gesamten Lebenszyklus und die Förderung von Investitionen in eine saubere Schiffstankstelleninfrastruktur in den Partnerhäfen.
Infrastrukturinvestitionen und politische Veränderungen, die eine breitere Nutzung sauberer Schiffskraftstoffe ermöglichen, seien besonders wichtig, um die trans-pazifische Partnerschaft, zu maximieren, so der Hafenchef. Konkrete Angaben zur Arbeit an der Infrastruktur wurden allerdings nicht veröffentlicht.
„Die Dekarbonisierung des Warenverkehrs zwischen den größten Häfen der USA und Chinas erfordert internationale Zusammenarbeit, und genau das tun wir mit unserer Arbeit an der Green Shipping Corridor Partnership“, sagte Eugene Seroka, Executive Director des Port of Los Angeles. „Wir haben uns verpflichtet, bis zum Jahr 2030 auf den Einsatz von kohlenstofffreien Containerschiffen auf dem Korridor hinzuarbeiten.“